Joh. 16, 16 + 20-23a
Was macht der Kreisssaal im Krankenhaus? Wer sagt denn, das wenn ein Kind zur Welt kommt, das eine Krankheit ist? Da sind zwar junge Mütter, die höllische Schmerzen haben, doch die sind das Vorspiel für ein faszinierendes Wunder. Wer das Baby in den Händen hält, wird nicht mehr fragen, ob das auch schmerzloser geht. Aus dem Schmerz heraus, kommt ein Bündel neues Leben. Die Geburt ist ein Verwandlungskünstler. Aus ängstlich, weinenden Augen, werden Strahlende. Wer Mutterglück wahrnimmt, braucht nicht mehr zu sagen: Lach mal wieder.
Um solch einen Zündfunken geht es heute am Sonntag Jubilate.
Wo es nichts zu lachen gibt
Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen. 20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen…
Jetzt wissen die Jünger nicht mehr wo oben und unten ist. So kurz nach Ostern, wo sie sich wieder daran gewöhnt haben, ihren Herrn zu sehen und zu erleben, wieder so ein harter Einschnitt. Jetzt will Jesus schon wieder weg. Weg und wiederkommen. Das sieht nach einer richtigen Schock Therapie aus, als ob Jesus mit ihnen Blinde Kuh spielen möchte. Ganz nach dem Motto: ich sehe was, was du nicht siehst! Dabei ist Jesus sehen, ihr ein und alles gewesen. In seiner Gegenwart war er für seine Jünger fassbar, erlebbar und greifbar. Sie haben waren regelrecht Zuhause, als er da war. Ihn sehen, machte ihren Glauben aus, da konnten sie seine Wunder hautnah erfahren. Sie haben das leere Grab und den Auferstanden vor Augen gehabt. Das soll alles wieder vorbei sein?
Bei dieser Ankündigung, dass Jesus wieder wegwill, entstand in ihrem Kopf eine Geisterbahn. Da bricht eine ganze Welt von schrecklichen Befürchtungen über sie herein. Der Gedanke, Christus nicht mehr sehen können, war die Angst um ihren Glauben. Den Jüngern vergeht buchstäblich das Lachen. Jesus weg, Sorgen da. In diesem Augenblick kommt ihr ganzes Weltbild durcheinander. Die ganze Hoffnung, die der Auferstandene versprühte, verpufft jetzt wieder. Schnöde Welt du hast uns wieder. Der Alltag wird düster wie die Nacht und Jesus bestätigt ihre Bedenken. Schmerzen, Traurigkeit und Sorgen, das wird euer Ding sein. Ihr, als meine Jünger lebt wie jeder andere, mitten im Schrecken dieser Welt.
Doch genau in diese verzweifelte Situation komme ich zurück. Da wo es nichts zu lachen gibt, …
…wird Freude geboren
aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll zur Freude werden.
Was Jesus hier ankündigt, ist der unfassbare Kontrast des Glaubens. Auf dem Weg zwischen Ostern und Pfingsten, deutet er ein neues Zeitalter an. Aus dem lokal gegenwärtigen Christus, der zunächst für sein Volk da war, wird ein global alles durchdringender Christus. Für einen normal denkenden Menschen geht hier die Rechnung nicht mehr auf. Wenn sich einer entfernt und zurückzieht, kann er nicht gleichzeitig überall da sein.
Das ist die wahre Geburtsstunde des Glaubens. In seinem Gehen, stellt er für die Glaubenden seinen Geist in Aussicht. Seine Herrschaft, seine Gegenwart bekommt eine ganz neue Dimension. Nicht mehr sichtbar, nicht mehr in der Form präsent, wie bisher, sondern noch umfassender und noch näher. In diese kleine Zeit der Traurigkeit nach Ostern, setzt er einen gewaltigen Freudenimpuls. 100% reine Freude liegt in 100% Christus-Gegenwart. Christus schlägt einen Bogen, zu einer ganz anderen Realpräsenz. Damit bleibt Freude bei 100% und schrumpft nicht in der Auseinandersetzung mit der Welt auf 70% oder 30% herunter. Alles was ihn in seiner 100% Erlöserkraft ausmacht, wird auch 100&tige Freude auslösen. Was hier geboren wird, ist der Quantensprung der Christenheit.
Jesus vertröstet hier in keiner Weise auf sein letztes Wiederkommen am Ende der Welt, sondern bringt 100% Freude in das bestehende Chaos dieser Welt. Er hängt alle Freude an seiner Existenz und der neuen Form seiner Gegenwart auf. Er definiert ein Christsein, das in aller Trauer noch lachen kann. Wir werden in den täglichen Auseinandersetzungen vor keinerlei Lasten verschont, aber mitten drin ist Christus gegenwärtig. In dem täglichen Kampf bricht die Freude aus. Geht Gericht über die Welt, wird darin Heil realisiert, geschieht Auferweckung zum ewigen Leben. In der Begegnung mit Christus liegt das Zukünftige; in Christus wirkt das Zukünftige in die Gegenwart. Alles Heil konzentriert sich in der Person Christi. Im Glauben haben wir das ganze Heil; aber wir haben es bislang nur im Glauben, nicht im Schauen.
Wir haben 100% Freude und erleben dabei, dass…
…sie Schmerzen verwandelt
Auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.
Glaubende sind Verwandelte. Sie erleben die Schmerzen, wie eine gebärende Mutter. Im Schmerz wir durch Christus das Heil geboren. Da ist ständig etwas, das zum Leben drängt und Leben schafft. Da ist der Schmerz keine eigenständige Größe mehr, die Verzweiflung nicht die Vorstufe von Untergang, sondern das Belastendende wird verformt. Der Glaube an Christus lässt das Unheilige heil werden. Da erblickt die Trotzdemfreude das Licht der Welt. Das ereignet sich genau in der Schockstarre eines belasteten Lebens. Genau dort, wo man nicht mehr so einfach sagen kann: Kopf hoch, wenn der Hals auch dreckig ist. Das ist kein billiger Trost und kein Überspielen von unveränderlichen, schrecklichen und beängstigenden Tatsachen. Da wird getrauert und gestorben, aber da wird genauso getröstet und aufgestanden. Die Freude des Überwindens überwiegt, weil wir nicht zum Lachen angestachelt werden, sondern tatsächlich Christus heilt.
Es ist ein Leben im schon jetzt und noch nicht. Es ist immer beides. In uns lebt die Trotzfreude, weil der Anwalt und Beistand des Lebens, die Neugeburt schaffen will. Wir leben in der ständigen Anfechtung mit den Ungereimtheiten unseres Daseins, wir leben in der Auflösung einer gefallenen Welt, wir leben im Geschrei unserer Tage, die uns den letzten Nerv rauben, aber darin schafft Christus seine 100%tige Gegenwart. Er verwandelt nicht die lästigen Umstände, er verwandelt uns selbst. Wir können über die Widrigkeiten unseres Lebens stöhnen und klagen, wir können unsere Schmerzen in die Welt hinausbrüllen, aber mit dem gegenwärtigen Christus lässt es sich nicht verhindern, dass darin 100%tige Freude geboren wird. Glaube ist ein Trotz-Glaube, weil er erfährt wie Leiden verwandelt wird. In Christus verwirklicht sich immer die zukünftige Welt in unserer Gegenwart.
Wir haben auch dann etwas zu lachen, wenn es der ganzen Welt zum Weinen ist. Jubelt dieses neu entstehende Leben in eure schweren Tage hinein.