Matth. 22, 1-14
Wenn die Hochzeitsglocken läuten, vibriert die Familie und es kribbelt durch die Verwandtschaft. Bei keinem anderen Fest werden derartige Register gezogen. Neulich bekam ich die Hochzeitseinladung von meinem Neffen. Termin Juni 2018, also in einem Jahr. Im Blumenhaus war die längste Vorausbestellung für die Dekoration einer Hochzeit 1 ½ Jahre. Da wird eine groß Halle in Reutlingen gemietet, Köche aus Nürnberg engagiert, Fotografen aus Frankfurt angeheuert und Blumen bei den Blumenmönchen bestellt. Alles soll vom Feinsten sein, um einen Tag lang unvergessliche Momente zu schaffen. 12 Monate im Voraus liegt die Budgetplanung bei 20.000,- €. Dabei geht es nicht um ein Firmenevent, sondern um ein Hochfest von zwei Privatpersonen.
Gott hat Hochzeitsgedanken.
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Die Kostverächter
»Mit Gottes himmlischem Reich ist es wie mit einem König, der für seinen Sohn ein großes Hochzeitsfest vorbereitete. 3 Viele wurden zu der Feier eingeladen. Als alles fertig war, schickte der König seine Diener, um die Gäste zum Fest zu bitten. Aber keiner wollte kommen. 4 Er schickte andere Diener und ließ nochmals ausrichten: ›Es ist alles fertig, die Ochsen und Mastkälber sind geschlachtet. Das Fest kann beginnen. Kommt doch zur Hochzeit!‹ 5 Aber den geladenen Gästen war das gleichgültig. Sie gingen weiter ihrer Arbeit nach. Der eine hatte auf dem Feld zu tun, der andere im Geschäft.
Stell´ dir vor, da ist eine Mega Hochzeit, und keiner geht hin. Da reißt sich ein König alle Beine heraus, um Pomp und Gloria zu servieren, und erntet ein müdes Achselzucken. Das Beste vom Besten wird aufgetischt, und mit Verachtung bestraft.
Gott lädt zur Hochzeit. Er ruft die, mit denen er feiern will. Reiches Gottes hat heute und morgen mit Hochzeit zu tun. Jesus will sein heil machen feiern. Dazu lädt er sein Volk ein. Es will die Vermählung des Bräutigams mit seiner Braut feiern. Die Gottesliebe verheiratet sich mit Sünder. Christus will sich mit seinen Erwählten unlösbar verbinden. Die Propheten rufen das durch das ganze Alte Testament, da lädt jede Predigt heute zum Fest. Ochsen und Mastkälber vom 5 Sterne Koch zubereitet, sollen anlocken. Der Duft davon soll durch Straßen und Gassen ziehen und Gäste verzücken. Gott will feiernde Menschen fröhlich zusammen haben.
Israel war geladen, wir sind geladen. Es sind die geladen, die bereits seine Gnade erfahren haben. Gott lädt ein – und der Mensch will nicht. Jesu erfährt, dass die Einladung gerade an den Guten, Bewährten, an den als zuverlässig Bekannten abprallt. Der Bratenduft steigt auf, und wird von wichtigen alltäglichen und ehrenwerten Aufgaben ignoriert. Glaubende stehen ständig in der Gefahr, die gestaltende, erneuernde Kraft des Christus auszuschlagen. Obwohl wir fromm sind, kann uns Christus nicht gewinnen. Keine Zeit, überlastet, es gibt wichtigere Dinge. Es gibt durchaus ein krasses, frommes Denken: Im Großen und Ganzen bin ich gar nicht so schlimm. Ich engagiere mich voll in meiner Gemeinde – ich bringe einen gnadenlosen Einsatz. Wenn alle wie ich wären, hätte Christus vielleicht nicht sterben müssen, das ist nur für die anderen nötig gewesen. Ich habe meine Macken, ja, doch damit kommt Gott schon zu seinem Recht. Mit solch einer Einstellung lehnen wir dankend ab. Selbstgerechtigkeit ist unter den Frommen die gefährlichste und zerstörendste Schuld.
Sie trennt von Gott, doch Gott will unbeirrt feiern.
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Die Reingeschmeckten
›Die Hochzeitsfeier ist vorbereitet, aber die geladenen Gäste waren es nicht wert, an diesem Fest teilzunehmen. 9 Geht jetzt auf die Landstraßen und ladet alle ein, die euch über den Weg laufen!‹ 10 Das taten die Boten und brachten alle mit, die sie fanden: böse und gute Menschen. So füllte sich der Festsaal mit Gästen.
Die Tische gedeckt, die Plätze leer – nicht so bei Gott. Was jeden Gastgeber frustriert, soviel Ablehnung zu erleben, irritiert Gott in keiner Weise. Wenn er Fest will, macht er Fest. Wenn die einen nicht wollen, verschenkt sich Gott lückenlos an den Nächsten. Sein Zorn wird von seiner unbegreiflichen Geduld in den Schatten gestellt. Das ganze Gleichnis ist das Ringen eines enttäuschten Gottes, der nie aufgibt, die Seinen zu lieben und zu rufen. Selbst Zorn, selbst geballte Wallungen, verwandeln sich unter seiner eigenen Liebe. Unter der Sünde des Menschen, kommt er immer wieder an den einen Punkt: Nie wieder will ich die Erde zerstören, solange ich lebe, wird es immer Saat und Ernte, Tag und Nacht geben, und es wird immer den einladenden Gott geben.
Wenn wir uns weigern, gibt es zunächst einen leeren Platz, denn Gott vergewaltigt keinen. Liebe gewährt und gibt Freiheit auch nein zu sagen. Jesus will nur Freiwillige. Er hat andere. Er geht immer, er ruft immer. Er ruft die Reingeschmeckten, die nicht zu den Seinen zählten. Er hat sie alle erschaffen, doch im heilsgeschichtlichen Sinn gehören sie nicht dazu. Er lädt Ungläubige.
Das ist die große Wende. Wenn Jesus König von Israel ist, dann ist er das für das auserwählte Volk. Gott hat ein Volk gewählt gegen alle anderen. Das ist sein Recht, was jedoch sein Erbarmen ist. Wer so erwählt wurde, an dem wurde die Gnade wirksam. „Allein die Gnade“ heilt die Heiden. Dass sich nun Gnade weltweit ausbreitet, liegt nicht an den verstockten Israeliten, sondern weil Gott grundsätzlich alle Menschen liebt. Gott schwärmt für die Guten und Bösen, er siebt keinen aus. Die Aussieber sind wir!
Vielleicht wurde Mancher, den Gott wollte verprellt, weil er nicht in unser frommes Raster passte. Vielleicht wurde suggeriert: Du passt nicht zu uns, dein Lebenslauf ist zu bewegt, deine Psyche zu verbogen, deine Haare zu lang. Wenn Gott auf solche Typen zu geht, sollte sie keiner vom Feiern abhalten. Es geht noch einen Schritt weiter, deren Probleme müssten dann die unseren werden, weil sie Gott zu den seinen gemacht hat. Ladet ein, wen ihr findet, hat schon einen Touch von sozialer Müllabfuhr. Da sind Chaoten dabei und welche, die meinen, für Gott sei kein Platz in ihrem Leben.
Keine Sorge: Die Hochzeit steigt, die Tische werden voll.
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Ein Fest für Dahergelaufene
14 Denn viele sind eingeladen, aber nur wenige sind auserwählt.«
Die Einladung zu Hochzeit ist keine Lappalie. Wer sie versäumt, bleibt draußen. Das Evangelium ist kein Luxus, den man sich leisten kann, oder ohne ernste Folgen darauf verzichten kann. Jesus will hier niemand die Hölle heiß machen, sondern will vor der Hölle retten. Er droht nicht mit Feuer, Mord und Todschlag, sondern will davor bewahren. Die Hochzeit will Menschen verändern, erneuern, befreien und in einen neuen Status versetzen. Bei der Verheiratung mit dem Bräutigam werden Sünder begnadigt.
Jeder kann zu dem Fest kommen wie er ist, aber keiner kann so bleiben wie er ist, sagt Gottfried Voigt. Keiner muss mit feierlichem Gewand zu Hochzeit kommen, er muss es sich jedoch überkleiden lassen, von Christus umziehen lassen. Die Gnade lässt uns hinein, und sie bewirkt eine Sinnesverwandlung und Persönlichkeitsveränderung. Bei der Hochzeit, wird jeder Dahergelaufene von unwürdig zu würdig verwandelt. Reich Gottes ist keine Dauerparty, sondern da will die Liebe, alles was uns von Gott abhält, auf den Kopf stellen. Diese Liebe fällt nicht einfach vom Himmel herunter, sie will, dass wir uns jeden Augenblick dazu einladen lassen.
Diese Hochzeit will uns den Mund wässrig machen, dass nichts bleibt wie es ist. Der Bratenduft steigt in die Nase. Sünder sollen das Feiern lernen.
Können wir das, was uns erneuern will, so einfach ausschlagen?