Jes. 29, 17-24
Was hat ein Mönch mit Kinder kriegen am Hut? Da spricht doch ein Elefant über Webseitenprogrammierung. Schwangerschaft ist doch Frauensache. Doch „wir sind schwanger“ wird inzwischen immer farbiger. Wenn sich das Wunschkind ankündigt, ist es ein sich überschlagender Freudenausstoß, bei dem der Himmel voller Geigen hängt. Ist es ein Unfall, dann ist es der Ruf des Entsetzens, der in die Schockstarre führt. Für die neuen Lebensformen von Ehe für alle, wird der Ausruf: wir sind schwanger, zumindest auf natürlichem Wege ausbleiben.
Jesaja kündet im heutigen Text die Glücksform von Schwangerschaft an.
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Die Geburt kündigt sich an
In einer kleinen Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden. Die Tauben werden die Worte des Buches hören, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel sehen; die Elenden freuen sich am HERRN, und die Ärmsten werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels.
Propheten werden gerne als Träumer und Phantasten angesehen. Jesaja sieht hier Dinge, wo sich nicht im Geringsten etwas erahnen lässt, das sich je an den augenblicklichen Zuständen etwas ändern wird. Er konfrontiert das auserwählte Volk, mit einer Welt, bei der er das Blaue vom Himmel erzählt. Die Verheißung die er bringt, wirkt bar jeglicher Realität. Er beschreibt das Gegenteil, von dem, was die Menschen gerade durchmachen. Zunächst muss das wie ein billiger Trost klingen, wenn nach einer kleinen Weile, die Welt total anders aussehen soll.
Doch Jesaja ist ein großer Visionär und ein grandioser Menschenführer. Er setzt einen Zielpunkt. Er sieht bereits bei der Zeugung das entbundene Kind. Wo noch nichts da ist, sieht er schon in der Ankündigung die vollendete Welt Gottes. Allein, indem Gott sagt, ich mache das Land fruchtbar, sieht er schon den blühenden Acker. Wo Taube das Wort hören, geht es nicht mit natürlichen Dingen zu. Mit diesen gegensätzlichen Bildern, schafft er noch weit ab von Karfreitag und Ostern, dem Christus eine Plattform. Das erlösende Wort schlägt auf, bevor Christus den Boden dieser Welt betritt. Wo Gott sein heilendes Wort ausspricht, ist der Christus schon da. Wo die Verheißung den Menschen trifft, ist er von der Herrlichkeit befruchtet. Wenn Gott sein neues Reich ankündigt, dann ist es uns bereits durch das ausgesprochene Wort in die Wiege gelegt. Allein Gottes Absicht, dass sich die Elenden freuen, entzieht dem Elend das Erdrückende. Wo die Verheißung auf das Volk gelegt ist, sind die Menschen von Erlösung schwanger.
Die Israeliten mussten noch die kleine Weile bis Christus aushalten, die uns erspart bleibt. Wir haben Christus, die Erlösung nimmt bei uns schon Formen an, somit können wir ganz anders auf die Geburt des Gottesreiches zugehen.
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Die Wehen setzen ein
Mit den Tyrannen wird es ein Ende haben, mit den Spöttern aus sein, und die Unheil anrichten werden alle vertilgt, welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen.
Wehen sind der ungemütliche Teil der Geburt. Geburt ist nicht nur schön. Geburt tut weh. Aber mit der Geburt ist das Ende in Sicht. Unter den Schmerzen fängt gleich ein Kind an zu schreien. Der Herrlichkeit Gottes gehen Tyrannen, Lügner und Spötter voraus. In allem Unrecht der Welt, wird das Heilige entbunden. Das Bedrückende, das Schmerzhafte, das Unerträgliche gehört zum Leben und gehört erst recht zum Glauben. Wir müssen unsere Sündhaftigkeit als die Voraussetzung für die Neugeburt begreifen. Das schuldig sein des Menschen ist der Geburtskanal für Christus. Der von Gott getrennte Mensch ist der Anfang vom Ende. Trennung, Schuld, Unrecht sind die Schwangerschaft, doch nie das Leben an sich. Schwangerschaft hat seine Zeit und hat sein Ende. Lügen und betrügen ist auf das irdische Zeitfenster begrenzt. In Anbetracht eines ewigen Lebens ist das wie Staub wischen auf einem Sideboard. Leicht feucht drüberfahren und es steht wieder da wie aus dem Katalog. Schuld erfahren und sich schuldig machen ist begrenzt.
Schmerzhaft bleibt es nur dort, wo wir meinen, die Wehen seien das eigentliche Leben. Wenn kein Ende in Sicht ist, kann das Leben keine Hoffnung haben und ist das Dasein zu zum Verzweifeln. Das eigentliche im Leben ist die Geburt. Das ist das Fest, das die schmerzhafte Zeit verblassen lässt. In Staub und Asche wird Reich Gottes geboren. Mitten in den Wehen unerträglicher Tage, feiert der Glaube das Fest der Auferstehung.
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Das Kind ist da
Darum spricht der HERR: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen. Denn wenn sie ihre Kinder in ihrer Mitte sehen werden, die Werke meiner Hände, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Gott Israels fürchten. Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.
Mit der Geburt verändert sich alles. Da dreht sich alles ums Kind. Die Wochen und Monate davor, die einem zu schaffen machten, verlieren ihre Dramatik. Durch Christus wird das Bedrohliche kleiner. Die Herrlichkeit Gottes ist schon vollendet erschaffen, auch wenn wir uns noch mit dem schuldig sein und werden auseinanderzusetzen haben. Doch durch Christus warten wir nicht auf die Geburt, sondern haben sie schon. Mit Christus findet die Geburt des Reiches Gottes statt, mitten in den Wehen der Welt. Wir leben im Umbruch des Neuwerdens. Wir leben zwischen Erfüllung und Verheißung. Was diese Geburt auslöst, ist erfahrene Erlösung. Wir stehen bereits in der Segenslinie von Abrahams Kindern. Das Gesicht bekommt unter Schmerzen bereits wieder Farbe. Die Geburt steht uns nicht bevor, sondern wir stehen mittendrin. Da sind dann Menschen, bei denen Gott wieder zu seinem Recht kommt. Da beten mitten im Unheil die Glaubenden den Heiligen an. Die, die am Leben irre geworden sind, fangen wieder klar zu denken an. Die über die Wehen Murrenden, begreifen das Geheimnis des Lebens. Da können wir voller Hoffnung leben, auch wenn uns die Politik unseres Landes uns gerade jede Hoffnung nimmt. Bei dem dieses Reich geboren wird, für den wird jeder Schmerz zur Erfüllung der größten Verheißung.
Der Glaube lebt über die Wehen hinaus. Der Glaube hält das Kind in den Armen, auch wenn es noch nicht voll da ist. Verzweifeln wir noch in den Wehen, oder können wir die Geburt kaum erwarten?
Wir sind schwanger!