Zum Glück ist der Glaube eine Trotzreaktion, gegenüber allem, was vergeht.
„Mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf.“
Ps. 27, 10
Aber der Herr… ist das Thema des heutigen Sonntags Okuli. (Meine Augen sehen stets auf den Herrn) Das ABER steht gegen das Verlassen. Das Verlassenheitsgefühl gehört mit zu den stärksten Ängsten, die Menschen durchmachen. Es ist das Gefühl, ins Bodenlose zu versinken. Wo die erste Jugendliebe zerbricht, erscheint das ganze Leben sinnlos. Wo die Eltern wegbrechen, bricht etwas von eigenen Fundament weg. Verlassen ist Trennung, ist Schmerz, ist das ganz auf sich selbst gestellt sein. Da bricht etwas von der Liebe weg, die getragen und aufgebaut hat, die das Leben lebenswert machte. Im Alter kann man öfters hören, meine Kräfte verlassen mich, meine Gesundheit lässt nach, verbunden mit der Angst, den Aufgaben und dem Leben nicht mehr gewachsen zu sein. Beim verlassen werden, entsteht ein großes schwarzes Loch, an dem manch einer sein Leben selbst beendet hat.
Der Blick auf das Verlassen sein, lässt keine Hoffnung zu, da braucht es einen Trotzkopf. Das ABER setzt dem Verlassen sein, ein entwaffnendes Gegenüber. „Aber der Herr nimmt mich auf“, stillt alle Existenzängste. Aber, wenn ich den Netzstecker in mein Handy stecke, ist es völlig egal, wie leer der Akku ist. Das Aber überbrückt alles. Auch wenn die Batterieanzeige noch so rot blinkt, stürzt das Handy nicht mehr ab. Aber ist das starke Gegenstück, das allen Mangel überdeckt und die volle Funktion wieder garantiert. Aber, ist der andere Blick, der Anfang des Glaubens. Da verlieren die bedrohlichen Umstände ihre Macht. Der Trotzkopf, trotzt im Glauben den Umständen. Er lässt sich nicht von blinkenden roten Lichtern irritieren. Im Aber, lasse ich die stärkste Energiequelle an mit zu. Wir funktionieren voll, auch wenn die Anzeige kurz vor Null steht. Sich von Gott aufgenommen zu wissen, ist das Trotzdem eines Nic Vujicic, der ein Leben ohne Arme und Beine in größter Freiheit führt und Menschen weltweit zum Leben motiviert. Wo der Herr ist, kann alles fehlen, was andere haben, und wir sind nicht verlassen. Wir stehen als Eingeschränkte im vollen Leben. Wo Gott aufnimmt, fehlt es an nichts. Paulus sagt dazu: Wir sind von allen Seiten bedrängt, ABER wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, ABER wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, ABER wir werden nicht verlassen.
Wenn wir selbst in der größten Not von solch einer Liebe umarmt werden, wovor sollten wir dann noch Angst haben?