Polterabend

Jer. 23, 25-29 (Luther 2017)

Scherben bringen Glück! Daher fliegt die Kloschüssel auf die Straße. Hauptsache es knallt ordentlich und es fliegen viele Fetzen. Ein Container voller Scherben aus Steingut und Porzellan ist die Mitgift zu einer guten Ehe. Je mehr Volumen an Schrott, umso glücklicher die bevorstehende Zweisamkeit. Ob bei so viel Bruch, die Liebe länger hält weiß der Wind. Auf jeden Fall freut sich Alba, der mit dem Schrott verdient.

Bei Jeremia fliegen heute auch die Fetzen und es wird kräftig entsorgt.

 

  1. Wenn es herrlich klirrt

Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt? 

Wort Gottes ist darauf angelegt, dass es klirrt. Da schlägt ein Hammer auf Granit. Nur dass dabei nicht der Hammer in die Brüche geht, sondern Beton durchlässig wird. Wo Gott auf den Menschen trifft, trifft er auf Widerstand. Er hat es mit eigenständigen Persönlichkeiten zu tun, die alles andere wollen, als sich ihm willig hinzugeben. Der Mensch ist von Natur aus keineswegs so gottkonform, wie manch einer denkt. Von wegen, edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Da sitzt ein brutaler Wille, der sich gegen die Willen Gottes durchsetzen will. Von sich aus will der Mensch nichts von Gott wissen, sondern ist sich selbst der Nächste. Sein vorrangiges Bestreben ist sich selbst zu dienen. Wehe, da quatscht jemand in sein Denken, in seine Ideologie und seine Wahrheit dazwischen. Der Mensch gegenüber Gott ist beinhart. Gott stört ihn nur, in der Verwirklichung seiner Pläne. Er ist wie ein pubertierender Teenager, der den Eltern klar zu verstehen gibt, ihr habt hier nicht mehr zu melden.

Wo Gott mit solchen Menschen zu schaffen haben möchte, braucht er ein Presslufthammer-Unternehmen. Er braucht ein Werkzeug, dass sich durch Granit beißt. Er braucht ein Betonbohrgerät, das Eisen, Zement und Stein bezwingt. Es muss mit der härtesten Materie eines anders wollenden Menschen zurechtkommen.

Wenn das Wort nur ein Staubpinsel wäre, würde es nicht mal einen Menschen zum Schmunzeln bringen. Das Wort muss Feuer und Hammer sein, um an das Eingemachte des Menschen zu gelangen. Es muss heiß machen können, dass man sich die Finger dabei verbrennt. Es muss eine Schlagkraft entwickeln, das keinen Stein mehr auf dem andren lässt. Wenn Gott sein Erlösungswerk in dieser Welt aufrichten will, kann er nicht mit einem Heimwerkerkoffer antreten. Wo es um den Menschen geht, muss er mit Gerätschaften aufwarten, die alles zerlegen können, die vor keinem Widerstand kapitulieren müssen.

Gottes Wort ist dort Gottes Wort, wo es herrlich zum Klirren bringt.

  1.  Wenn scheppert, was weggehört

25 Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen: Mir hat geträumt, mir hat geträumt. 26 Wann wollen doch die Propheten aufhören, die Lüge weissagen und ihres Herzens Trug weissagen? 

Es gibt zu allen Zeiten Propheten, die einen feuchten, weichen Lappen auf den Hammer aufspannen, dass die Schläge nicht so schmerzen. Der heutige Konflikt, liegt nicht so sehr in einer fremden Lehre, dass sich Menschen mit anderen Göttern anfreunden, es geht um Propheten, die den Gott Israels für ihre Zwecke missbrauchen.

Im Namen Gottes, werden Menschen hofiert. Sie verkündigen Gott und meinen sich selbst. Da ist Gott nur Mittel zum Zweck, der meinen eigenen Interessen dient. Der Glaube an Gott ist dann nur dazu da, das zu untermauern, was ich mir ausgedacht habe. Dass Gott uns aus der Ruhe bringen und unser eigenes Gedankengebäude infrage stellen will, uns das Konzept verderben könnte, steht da nicht mehr auf dem Schirm. Was sie Gott nennen, ist ideologisch verunstaltet. Gott ist dann nicht mehr der Herr, sondern mein Knecht. Man kann Gott nicht mit dem eigenen Herz vermischen.

Es ist ein riesen Unterschied zwischen einem Traum, der in uns aufsteigt, der sich zum größten Teil mit uns beschäftigt und dem Wort. Der Traum kommt aus dem eigenen Herzen, das Wort kommt von Gott. „Das Wort ist das, was in keines Menschen Herz gekommen ist“, heißt es in Jes. 64,3.

Das Wort hat seinen Sitz nicht in uns, weder in unserem Herzen, noch in unserem Verstand, noch sonst irgendwo. Es ist ein gewaltiger Irrtum, dass das göttliche in uns wohnt. Die menschliche Natur ist von Haus aus nicht gottbegabt, sagt Gottfried Voigt (Homiletische Auslegung, Reihe IV, S.273)

Das Wort bricht immer von Gott her in den Menschen ein. Gott wird nicht im menschlichen Geist seiner selbst bewusst. Es ist menschlicher oder esoterischer Wahn, vom Gott in mir zu sprechen. Auch als Geschöpf Gottes bin ich immer ich selbst, und finde keinen Gott in mir und kann auch sein Wort nicht aus mir selbst generieren. Das göttliche in mir, verkauft die Leute für dumm. Es kann kein Heil bewirken, weil es den Menschen nicht mehr mit seiner Stellung gegen Gott konfrontiert, die Gott erneuern will. In mir ist die Ablehnung, die das Wort aufbrechen und für sich gewinnen will.

Gott bleibt ein sich selbst offenbarender Gott, der sich durch seine gnädige Zuwendung an den Menschen bindet. Er will sein Gott sein, in den Menschen einpflanzen und dafür alle Krusten und Mauern auf diesem Weg durchbrechen. Wo diese Wahrheit umgedeutet wird, Menschen sich auf Gott berufen und eigenmächtig ihre Interpretationen weitergeben, verkündigen sich nichts anderes als sich selbst. Sie beteuern: So spricht der Herr, und in Wirklichkeit bleiben sie in ihrem Horizont eingeschlossen, in ihren Vorstellungen, Überzeugungen, und Wünschen und führen letztlich Selbstgespräche. Wo Worte sagen: Du kannst bleiben, wie du bist, Gott ist dir gnädig und nimmt alles nicht so tragisch, verkündigen sie: Du kannst dein eigener Herr bleiben. Dein Selbst wird gotterfüllt sein und es muss sich überhaupt nichts ändern.

Bei solch einem dem Menschen zu Munde reden, das Ego aufpolieren und den Anspruch Gottes zu verwässern, muss das Wort scheppern, weil solche Träume auf den Müll gehören.

  1. Wenn Masken fallen

wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht.

Gottes Wort gibt Klarheit, falsche Prophetie vernebelt. Jede Verkündigung lässt sich daraufhin prüfen, ob sie Klarheit schafft und Illusionen verscheucht.

Wer an Gott glaubt, hört auf an sich selbst zu glauben. Selbst dort wo wir aktiv sind, bleiben wir Geschöpfe und sind nicht Schöpfer. Wer das Wort hat, sieht das Gott die Weltgeschichte schreibt. Das Wort hat die Macht Menschen zu bewegen. Egal was wir bewegen, es wurde nicht durch uns bewegt. Es bleibt ein Wunder des Heiligen Geistes, wenn sich unser Wollen konfliktlos, dem Wollen Gottes fügt. Wer das Wort hat, muss sich selbst in einem viel größeren Abstand betrachten. Das Wort stört alles, was wir auf uns selbst verbuchen. Es stellt uns auf die Nüchternheit des Handeln Gottes.

Der Gott, der uns weiterträumen lassen würde, wäre nicht der lebendige Gott. Wo wir leben, leben wir nur, weil Gott dem Widerspenstigen gnädig ist. Die echte Verkündigung reißt die Masken herunter, und meißelt den Weg zur Umkehr. Das Wort spürt den Menschen als Gegner auf. Es offenbart ihm seine Christus Bedürftigkeit. Wo das Wort die Buße predigt, will es ans Eingemachte, das soll sich etwas verändern, zu dem was jetzt ist. Das Wort lässt keinen was und wie er ist. Es benennt Fehleinstellungen und markiert Kreuzwege. Das Wort ist unterwegs, harte Arbeit an uns zu verrichten.

Wer mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Das ist kein billiger Trost, der die Menschen lässt wie sie sind. Das sind keine Streicheleinheiten, die dem andren nicht zu nahe treten, damit er ja nicht davonläuft. Mit dem Wort tritt Gott kräftig auf die Füße und fühlt sehr unangenehm auf den Zahn.

Wo es das Wort ist, müssen Masken fallen, da müssen Porzellan und Steingut klirren, dass Gott zum Glück der Menschen werden kann. Da wird das tägliche Leben zum Polterabend, vor dem großen Fest.

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