Wir sind dazu geschaffen, herrliche Spuren in dieser Welt zu hinterlassen.
„Um deines Namens willen verwirf uns nicht! Lass den Thron deiner Herrlichkeit nicht verspottet werden!“
Jer. 14, 21
Jeremia formuliert aus der Widersprüchlichkeit des Menschen ein Gebet. Er ringt bei Gott um Gnade, weil sein Volk so anders will als er will. Er drängt Gott zum Aushalten an seinen Erwählten, gerade dort, wo sie aus ihrer Bestimmung ausbrechen und ihn dadurch zum Gespött machen. Der Prophet trauert vor und mit Gott, dass oft so wenig von dem Meisterwerk, das Gott mit jedem Menschen vor hat, sichtbar wird. Der Mensch ist für die Herrlichkeit geschaffen und soll durch das Leben, das ihn bearbeitet zu einem genialen Kunstwerk vor Gott werden. Wenn wir das Ergebnis davon betrachten, bleiben die meisten Menschen weit unter dem Niveau, das sie eigentlich sein könnten und das Gott mit ihnen gedacht hat. Sie verspielen das Profil, ein Mensch der Herrlichkeit Gottes zu werden. In ihnen stecken Potenziale der ganzen Fülle Gottes, die brach liegen und nicht ausgeschöpft werden. Als Michelangelo vor über 500 Jahre seinen David erschaffen hat, der als einer der schönsten Figuren in der Kunstgeschichte eingegangen ist, sind vor ihm schon die namhaftesten Bildhauer seiner Zeit an diesem circa 10 hohen Marmorblock gescheitert. Große Meister standen vor dem Felsen und sagten: es ist unmöglich daraus ein Kunstwerk zu schaffen. Der Stein habe solch einen Faserverlauf, dass er bei der Bearbeitung auseinanderklaffen würde. Michelangelo betrachtete in aller Ruhe diesen Stein und sagte seinen berühmten Satz: „Ich sehe den David, jetzt muss ich nur noch das wegschlagen, was nicht nach David aussieht!“ Dann entstand ein Meisterwerk. Dieses Meisterwerk hat Gott mit uns vor Augen. Er will nur noch das wegschlagen, was nicht nach Herrlichkeit aussieht. Die Schule des Lebens, sind die schmerzhaften Bearbeitungsschritte auf Herrlichkeit zu. Sich zur Ehre, hat Gott ein grandioses Bild von uns, vor seinem inneren Auge. Das Problem jedoch ist, der Mensch schreit unter den Schlägen. Er klagt den Bildhauer an, der sein großes Werk schaffen will. Er sperrt sich gegen das, was für die Vollendung weg muss. Er wehrt sich gegen das Formen und Gestalten. Er will der sperrige, unschöne, grobe Felsen bleiben, der er ist.
Wir sollten uns dieser Tragik bewusst sein, dass wir zu Glanzlichtern in dieser Welt geschaffen sind und oft nur die Rußspuren einer schummrig brennenden Fackel hinterlassen. Wir drücken uns oft um die eigentliche Wahrheit unseres Lebens. Wir stöhnen unter Lasten und meinen, das Leben setzt uns übel zu. Wir kommen nicht auf den Gedanken, dass ausgerechnet die Spannungen in unserem Miteinander, uns ausreifen lassen wollen. Der Schmerz ist ein heiliger Engel, unter dem Menschen ungleich größer geworden sind, als durch alle Freuden dieser Welt, heißt ein altes Wort. Das Kleingedruckte, das Ungemütliche in unserem Leben dient zur Herrlichkeit. Wenn das Beste aus uns werden soll, müssen zuerst die fetten Brocken weg, bis dann am Ende die Feinarbeit beginnt. Paulus weiß um diese Spannung: Wir beten allezeit für euch, dass unser Gott euch eurer Berufung würdig mache.
Sind wir bereit für das Meisterwerk unseres Lebens, oder entziehen wir uns den Schlägen, die das Kunstwerk erschaffen wollen?
Auslegungen für jeden Tag
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