Phil 2, 1-4 (Luther 2017) 1
Im unserem Blumenhaus machen wir normalerweise regelmäßige Mitarbeiterabende. Wir besprechen: Was läuft gut? Was läuft schlecht? Wo geht´s hin? Nach längerer, krisenbedingter Pause, hatten wir vor kurzem wieder einen solchen Abend – eine Standortbestimmung. Wenn man ständig vom Tagesgeschäft überrollt wird, ist die Wahrnehmung meist problemorientiert. Man sieht in erster Linie, das was nichts taugt, dass wir nur der Arbeit hinterherhinken und unter dem lästigen Anderen leiden. Dieser Abend war anders. Es sollten nicht die Probleme aufleuchten, sondern das, was sich in den letzten 10 Wochen zum Guten entwickelt hat. Alleine durch eine Mitarbeiterin, die sich zwei Ziele gesetzt hat, kamen für alle sichtbare Wellen entgegen.
Sie sagte sich: bis zum Jahresende
- findet im Laden jeder das was er braucht
- möchte ich Traumsträuße binden bis 50,- €
Das Ergebnis in solch kurzer Zeit war für manch einen unfassbar. Lächelnd motivierte sie ihre Kolleginnen: Nicht weinen, wir schaffen das! Die einzelnen Punkte auszuführen, wäre zwar spannend, jedoch heute nicht unser Thema.
Paulus zieht bei der Gemeinde in Philippi auch eine Bilanz, die die Gangart für ein weiteres Vorankommen bestimmt.
1. Was haben wir erreicht?
1 Bei euch ist nun Ermahnung in Christus, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit
Wo etwas ist, liegen Ergebnisse auf dem Tisch. Da wird nicht mehr von wollen und soll sein spekuliert, sondern da gibt es effektive Fakten. Da stehen irgendwelchen Absichtserklärungen, handfeste Tatsachen gegenüber. In vier Aufzählungen, von dem was ist, zeigt sich, was durch Gottes Handeln, bei Menschen sichtbar geworden ist.
Gott hat Spuren hinterlassen, die sich auswirken. Da ist aus frommem Reden ein Trösten geworden. Da hat der Geist von Christus, Menschengeist beeinflusst. Da redet ein Mensch und Christus kommt. Es ist etwas wirklich geworden, was nicht im menschlich Machbaren liegt. Gott offenbart sich, und Menschen werden bewegt. Da entsteht Gemeinschaft, da entsteht Bruderschaft. Unter dem Wirken entsteht Koinonia.
Neuaufbrüche haben einen besonderen Esprit, weil Liebe und Hingabe noch völlig unverbraucht sind. Da ist vieles selbstverständlich, was im Laufe der Jahre unter den Lasten mürbe wird. Diese jungfräuliche Gemeinschaft ist eine Perle, in der diese ganze ursprüngliche Gottesliebe eine Eigendynamik entwickelt. In jungen Aufbrüchen spürt man noch das Feuer, das durch die Gottesbegegnung entzündet wird. Da sieht man wie unmittelbar die Reaktionen auf das Offenbaren Gottes sind. Diesen Begegnungen liegt ein Zauber inne, der brennt und kaum zu löschen ist.
Wo die Gnade auf ein Herz fällt, wird Christus im Menschen lebendig. Es ist ein Ereignis, das zur Tat wird. Christus-Begegnung ist immer die Konfrontation mit dem Wort, das ein schaffendes Wort ist. Es liegt in der Materie des Wortes, dass es immer Tat ist. Göttliches ist nie Theorie, ist nie ein Ideal, dem man nachstrebt, sondern ein Ereignis, bei dem Gott im Menschen Ergebnisse produziert. Dieses Ist, ist die Bilanz, von dem, ich bin Gott. Christliche Gemeinde ist die Wirkung von empfangener Gnade, ist Beschlagnahmung durch den Geist, ist fließender Segen. Was Gemeinschaft ist und ausmacht, ist das, was von Gott selbst kommt und Hände und Füße bewegt.
„Wer als Fordernder in eine Gemeinschaft tritt, zerstört sie“, heißt es in der Regel von Taize. Er fordert für sich und gibt nicht das, was der Geist gibt.
2. Wo sitzt der Butzen?
Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, … und ein jeder sehe nicht auf das Seine,
Das von Gott gut gemachte und das was er tatsächlich erreicht hat, steht in ständiger Gefahr, ins Gegenteil gekehrt zu werden. Ganz nach den spöttischen Vorwürfen: Es menschelt halt überall. Die von Gott geschaffenen Tatsachen, sind angefochten. Im Miteinander von Menschen ist ruckzuck Sand im Getriebe. Der größte Feind der Gemeinde Jesu sind wir selbst. Wenn die Ergebnisse im gemeinschaftlichen Leben nicht mehr stimmen, liegt der Butzen nicht bei Gott. Wo die Einheit schwindet, sind die Ich´s größer geworden. Wo kein christusgemäßes Leben rauskommt, ist es auch nicht drin. Unsere Ergebnisse, das was wir sind, verraten unseren Standort. Wenn von dem geistgewirkten Miteinander nichts zu sehen ist, muss er ausgeflogen sein. Es kann nur das herauskommen, was drin ist. Die Krisen einer christlichen Gemeinschaft sind kein menschliches, sondern ein geistliches Problem. Wo die Gaben Gottes verblassen, wo sie nicht das Miteinander fördern, ist die Ursprungsmotivation verschwunden. Da stellt sich die Frage: treibt der Geist, oder das eigene? Wo sich diese Werte verschieben, fehlen die gottgewirkten Ergebnisse.
Die Kirche sucht immer wieder nach ihrem überzeugenden Profil für die Fragen der Gesellschaft. So lud die Synode ihre geistlichen Gemeinschaften zu einem Statement auf den Ulmer Münsterplatz ein. Von den Blumenmönchen kam die Anregung: Besinne dich auf die Kernkompetenz von Christus. Unverwechselbar und einzigartig zu allen anderen Religionen, ist im Christentum die Vergebung. Wo wir den ausgelaugten Menschen diese Botschaft in allen Verlautbarungen und Predigten weitergeben, geben wir ihnen das Wertvollste mit. „Du kannst in allen Katastrophen wieder frisch und unbelastet anfangen.“ Das sind handfeste Ergebnisse für alle Krisen.
Sobald wir etwas machen wollen, oder meinen Machen zu müssen, schrumpfen wir einzig auf unsere Möglichkeiten herunter. Christliche Gemeinde entsteht nicht durch Macher, sondern durch welche, die mit sich machen lassen. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, müssen wir uns fragen, ob wir nicht selbst dem Handeln Gottes im Wege stehen.
Ist dann unser Unglück, unser mangelndes Miteinander nicht das Ergebnis davon, dass wir unsere eigene Suppe kochen?
3. Was fördert das Vorankommen?
2 so macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid. in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe auch auf das, was dem andern dient.
In der Teambesprechung kommt nach der Analyse, was ist gut, was schlecht, die Handlungsvereinbarung. Es nützt nichts, die Missstände herauszuarbeiten, zu definieren und zu beklagen. Im Jammern liegt keine Zielstrebigkeit. Für fehlende Ergebnisse, müssen Ziele, muss ein konkret anderes Verhalten vereinbart werden.
Für uns im Blumenhaus heißt das, wenn so viel Veränderung, durch die veränderte Einstellungen eines einzigen Mitarbeiters möglich sind, was ist dann alles möglich, wenn zwölf weitere Mitarbeiter sich bis zum Jahresende zwei Ziele setzen. Das kann vielen Problemen das Fürchten lehren.
Paulus sagt: Damit unser Miteinander nicht auseinandertriftet, seid eines Sinnes. Das ist jedoch nicht das erörtern eines gemeinsamen Leitbildes. Eines Sinnes ist einzig, das wie Christus gesinnt sein. Ohne die Christus-Gesinnung kommen die einzelnen früher oder später hintereinander. Darin liegt der Schlüssel von lebendiger Gemeinschaft. Das ist die Lernaufgabe der Glaubenden, sich immer wieder neu der prägenden Kraft des Wortes auszusetzen. Wo es im Miteinander klirrt, zeigt das Barometer meinen Lernbedarf an. Die Spannungen im Miteinander verbinden wir nur in einer Christus-Gesinnung, die durch das Wort Macht über uns gewinnt. Diese Gesinnung, geht von mir aus und kann nicht vom andern gefordert werden.
Das geschieht in Hochachtung vor dem schuldig Gewordenen. In der Wertschätzung des anderen, mit seinen Macken, operiert die Vergebungsbereitschaft das angekratzte Miteinander. Ich warte nicht, bis der andere sich ändert, sondern in diene ihm, was eine Christus-Handlung an ihm vollzieht. Einträchtig ist nicht dort, wo der andere meine Gesinnung annimmt, und vor mir zu Kreuze kriecht. Einträchtig sieht die volle Verantwortung bei sich selbst. Sie dient zur Förderung des anderen, und damit zur Förderung der Einheit.
Wo diese Gesinnung uns prägt, suchen wir nicht mehr Schuldige, sondern versöhnen uns mit den Gefallenen. Unterm Strich zählt, was unter allem Zerbruch wieder eins wird und der Herrlichkeit dient. Es ist nicht das Ziel, dass wir genervt auseinander laufen, sondern und zu dem entwickeln, was sich Gott mit uns gedacht hat.
Damit baut Gott seine Kirche, seine Koinonia – ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann.