Die Welt von Morgen

-Br. Markus- Jesaja 65,17-19, 23-25

Morgen ist Montag. Soviel wissen wir. Ist nix ungewöhnliches, ist eigentlich jeden Sonntag so, dass danach Montag ist. Was wir nicht wissen ist, ob es Frost gibt oder nicht. Drei Wetterberichte liefern zu diesem Thema schon drei unterschiedliche Prognosen ab. Wir wissen also nicht wirklich, ob wir morgen vor der Haustür ausrutschen oder nicht. Ist nicht so richtig wichtig, wäre aber schön, wenn man’s wüsste, man könnte sich besser auf den Tag einstellen.

Jesaja richtet seinen Blick in die Zukunft, weit über den morgigen Tag hinaus, weit über die nächste Woche oder über 2020. Sein Blick reicht weit über den Horizont hinaus in Gottes Welt. Gott schafft, Neues Leben, in Neuer Gestalt, das schafft Neues Miteinander.

1. Neues Leben

17 So spricht der Herr: „Ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.

Gott offenbart seinen Zukunftsplan. Es ist ein Bauplan, kein Renovierungskonzept. Die Welt von morgen soll eine völlig neue, ganz andere, wesentlich bessere sein. Die Welt von morgen soll eine Welt sein, wie Gott sie immer wollte, sie aber nicht geworden ist. Gedacht ist an einen Zeitpunkt, der unvorstellbar weit weg oder erschreckend nah ist. Keiner kennt den Zeitpunkt nach unserem Kalender. In jedem Fall aber ist es Zukunft, unsere Zukunft, die auf uns wartet, wenn unser Leben zu Ende geht. Gottes Plan ist dazu gemacht, unserem Leben eine Richtung zu geben, auf die es zustrebt. Leben allein ist der Masterplan.

Eigentlich geht es uns ja gar nicht schlecht. Das Leben, wie es heute ist, hat ja durchaus schöne, angenehme und lebenswerte Momente. Man muss die Welt, so wie sie ist, nicht schlecht reden. Wir haben in der EU soviel Frieden wie lange nicht in der Weltgeschichte, und unsere Sozialsysteme funktionieren. Wozu braucht es neuen Himmel und neue Erde? Ist es da wirklich ein Trick der Kirche, die Welt schlecht zu reden, um eine bessere Welt besser verkaufen zu können? Die Welt von morgen, unsere Zukunft, ist möglicherweise gar nicht so sehr verschieden von unserer. Sie hat nur eines nicht: den Friedhof. Die Welt von morgen ist eine Welt mit ohne, mit ohne den Sensemann, ohne den Schatten des Todes, der hinter uns herzieht und darauf geiert, dass er uns kriegt.

„Alles war sehr gut, was Gott geschaffen hat“ steht im Schöpfungsbericht. Was aber nicht gut ist, ist der schwarze Schatten der Enttäuschung, der hinter allem lauert, dem Leben einen faden Beigeschmack gibt. Gott wollte sie nicht, die tödliche Entfremdung, die geschieht zwischen Mensch und Gott. Gottes Wille ist und war Lebenswille, Leben mit den anderen und nicht auf Kosten des anderen. Gott wollte ihn nicht, den schwarzen Schatten der Cleverness, mit den der eine den anderen zu übervorteilen sucht. Deshalb plant Gott neu, nicht weil alles schlecht wäre, was ist, aber weil es nicht so ist, wie er es sich vorgestellt hat.

Deshalb schafft er

2. Neue Gestalt

Es geht um einen neuen Urknall, einen neuen Planet, durchaus im naturwissenschaftlichen Sinn. Gott will einen neuen Lebensraum, einen neuen Stern, auf dem man wohnen kann.

„Der Löwe wird Heu fressen wie ein Rind“ heißt es im Text.

Man muss gar nicht als Vegetarier geboren sein, um das prophetische Bild zu verstehen. Immer wieder tauchen bei Jesaja starke Bilder einer versöhnten Welt auf. Es ist kein frommer Wunschtraum eines Einzelnen, sondern reale Zukunftsperspektive. Der Traum von einer heilen Welt schafft sie nicht automatisch. Es ist Gottes erste und letzte Idee, der Plan, den er schon immer hatte. Die Welt von morgen soll eine vom Bösen befreite Welt sein – in jeglicher Form. Es braucht nicht mal so viel Fantasie, sich eine solche Welt vorzustellen. Nur so eine Welt kann zukunftsfähig sein. Alles Böse und Dunkle in unserer Welt vernichtet sich selbst und den damit verbundenen Lebensraum. Es ist Wesenszug des Bösen, sich selbst zu zerstören. Das müssen nicht einmal die großen Kriege sein. Oft genügt schon ein klitzekleines einzelnes Wort, um die Welt in Brand zu setzen. Ein einzelnes Wort nur zur falschen Zeit am falschen Ort kann zu einem unfassbar dunklen, schattigen Phänomen werden, zum Krieg. Selbst wenn es nur Kleinkrieg ist, ist es das, was uns zum Sterben führt, auf den Friedhof.

Gottes Welt von morgen will aber eine andere, eine neu geformte Wirklichkeit sein, in der kein Platz mehr für Entgleisungen ist. Gott will einen neuen Planet, der herausgenommen ist aus all den Ungerechtigkeiten unserer Erde. Die Welt von morgen soll eine Welt sein ohne Spielraum für diejenigen, die andere skrupellos über den Tisch ziehen – in welcher Form auch immer. Schon zu der Zeit des Propheten Jesaja schreit das Unrecht zum Himmel. Damals wie heute muss man die Welt nicht schlecht reden, es gibt so schon genügend offensichtliche Missstände in ihr. Die Welt von morgen soll eine Welt ohne Drogenmafia, ohne hinterhältige Giftzwerge, scheinheilige Nachbarn oder bösartige Kollegen sein. Sie soll eine Welt ohne Organhandel, Kindesmissbrauch oder Ausgrenzung sein, eine Welt ohne Fremdenhass, Sozialneid oder fiese Tratschereien. Sie soll ganz ohne die schwarzen Schatten sein, die diese Erde umnebeln, die Schatten des Bösen.

Wie die Gestalt der neuen Welt aussieht, lässt sich nicht vorstellen, schon aber erahnen. „Ich schaffe das“ sagt Gott, „einen neuen Stern“. Ob der dann hinter der Milchstraße links oder rechts liegt, ist dabei nicht so wichtig. Wichtig ist, dass es auf diesem Stern diese Gerechtigkeit gibt, nach der wir uns hier nur sehnen können. Der neue Stern soll der Platz Gottes sein, wo neues Vertrauen gegründet wird und

3. Neues Miteinander

gelebt wird.

Unsere Zukunft hat angefangen. Die Welt von morgen findet heute schon statt. Heute schon wird in Christus die Welt von morgen wirklich. Das unterscheidet die Vision von Jesaja auch konkret vom Wunsch nach schönen oder besseren Zeiten. Die bessere Welt ist kein Traum. Die Welt von morgen ist heute konkret.

In Christus verwirklicht sich Gottes Idee von einer besseren Welt – heute und hier. In Christus wird dieser Planet zum Stern Gottes, zum Glücksstern für mich, dort, wo ich ihn geschehen lasse. Es ist unsere Aufgabe, die Erde zum Ort Gottes zu formen, zu dem Platz, an dem sich seine Idee von der Welt verwirklichen kann. Wir sind dazu berufen, mit einem unsichtbaren Partner sichtbare Veränderungen zu gestalten. Dass es einfach ist, hat ja keiner gesagt. Die Welt von morgen ist heute schon da, und es ist unsere Aufgabe, sie nicht untergehen zu lassen in all den Schatten und Ängsten der Nacht.

„In unseren Fußstapfen, die gefüllt sind mit Tod“ wie eine Dichterin sagt.

Die Welt von morgen findet heute schon statt, in unserer Welt, in der es noch jede Menge Klagemauern und Friedhöfe gibt, in der die Grabsteine aber nicht das Letzte sind, sondern der Beginn, der Beginn der Welt von morgen.

 

 

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