Text: 5. Mose 7, 6-9
Mit dem ersten Atemzug stehst du im größten Glück und in deiner größten Krise deines Lebens. Du bist die genialste Idee eines ewigen Schöpfers, und wirst auf einer vergänglichen Erde zur Welt gebracht. In dir will ein Licht leben, das keinen Anfang und kein Ende hat, und du bist von Nacht umgeben. Einer will mit dir das Paradies erschaffen, und du musst dich mit der irdischen Hölle rumschlagen. Gott und Mensch, ein Traumpaar voller Konflikte.
- Du bist erwählt, auch wenn´s knallt
Du bist ein heiliges Volk und dich hat dein Gott erwählt.
Das Volk Gottes ist auf dem Weg ins gelobte Land. Es soll das bekommen, was Gott versprochen hat. Voller Freude und Hoffnung, sollen nach harten Exiljahren neue Zeiten anbrechen. Allerdings erwarten sie keine Fahnen und ein ausgerollter roter Teppich. Das kleine Volk muss einen Wall von sieben übermächtigen Völkern überwinden, heißt es ein paar Verse zuvor.
Auf dem Weg ins gelobte, verheißene Land werden die Fetzen fliegen. Gott ist nicht zimperlich, mit den Krisen, in die er seine Leute stürzt. Die Aussichten, das von ihm Versprochene zu bekommen, liegen fast bei Null. Eigentlich ist das ganze Christentum eine utopische Geschichte, die keine Zukunft hat. Die Realitäten sprechen überall eine völlig andere Sprache, als das was Gott verheißen hat. Viele fromme Luftblasen, die an der Wirklichkeit platzen. Viele sind in schillernde, unbekannten Welten aufgebrochen und haben abgebrochen. Viele glaubten von Herzen und haben in den Krisen das Handtuch geworfen. Aufgebrochen Reich Gottes zu bauen und in den entstandenen Konflikten ausgebrannt.
Doch Gottes Absicht ist in Stein gemeißelt. „du bist ein heiliges Volk“ – „du bist von mir erwählt“
Gott spricht hier von der Zukunft seiner Leute. Du bist heilig, weil du zu mir gehörst. Du bist erwählt, weil ich etwas mit dir vorhabe. Du bist Teil dessen, was ich denke, dann wird sich mit dir mein Plan erfüllen. Dann gibt es keinen Zweifel daran, das mich irgendetwas darin hindern kann. Der Einzug ins gelobte Land hängt weder von dir, noch von den Widerständen ab, die dir begegnen. Du bist heiliges Volk, das ist eine Bestimmung, die mächtiger ist, als alles was sich dagegen stellt.
2. Vertraue und entspanne
Er hat euch geliebt, hält damit seinen Eid, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat der HERR euch herausgeführt, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.
Um alle Zweifel zu zerstreuen, dass doch etwas schief gehen könnte, legt Gott noch einen drauf. Er legt schlagende Beweise auf den Tisch, dass sein vorgestelltes Rezept zum Ziel führt. Er erinnert an den Regenbogen mit Noah. Welch eine fette Krise war das mit der Arche. Welch eine Unmöglichkeit, dass der alte Schafhirte Mose vor dem Pharao aufmarschiert und sein Volk raushaut.
Lauter Krisen, von denen jeder dachte, das nimmt ein schlimmes Ende. Lauter Krisen, die sich als Wunder darstellten. Lauter Lösungen, die nach menschlichem Ermessen hätten nicht funktionieren dürfen.
„Die Krise bezeichnet einen Wendepunkt einer gefährlichen Konfliktentwicklung in einem natürlichen System.“
… ist allgemeine Definition.
Wenn Gott liebt, wenn er sich an Menschen bindet, dann wird die Krise zum Heilmittel. Wenn ich mich von Gott führen lasse, wird die Krise zur Gotteserkenntnis. Wo ich keinen Weg mehr sehe und an die Grenzen meiner Erfahrung komme, fängt Gott an, seine Möglichkeiten auszupacken. Mein Engpass wird dabei zu meiner größten Erweiterung. Die Krise ist der Kreuzweg, der zur Erlösung wird. Christus heilt sein Volk, dass es geheiligt, die Gottes Wirklichkeit in die unheile Welt bringt. In dem Eid, den Gott hält, verbindet er Christus, mit unserer aussichtslosen Lage.
Damit nimmt Christus der Krise den Stress. Unter seiner Gegenwart entsteht Gelassenheit, dass ich erst einmal meine Verkrampfung loslasse. Ich vertraue dem, der aus einer Welt kommt, in dem mein Problem schon längst gelöst ist.
Das Krisenrezept heißt: Vertraue und entspanne.
3. Liebe deinen Kreuzweg
So sollst du nun wissen, dass dein Gott, den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält, denen, die ihn lieben und seine Gebote halten.
Das ist Krisenmanagement vom Feinsten. Damit werden Kreuzwege veredelt. Gottes Bund verherrlicht sich in einer Krise. Die Krise ist der Ort, an dem der Mensch seinen Wendepunkt erfährt. Mitten in Konflikten, füllt sich das Leben mit Fruchtbarkeit.
Das ist das paradoxe des Lebens, bei dem Krise, Leid und Kreuz eine neue Definition erfährt. Am Nullpunkt, mitten im Nichts, das wir als Katastrophe betrachten beginnt Neuschöpfung. Genau das, was wir als schlecht erachten, wird zum größten Geschenk der Barmherzigkeit. Sein Gebot ist es, Kreuzwege zu lieben, dass sie uns zum Segen werden. Wenn du weißt, dass der heilige Gott zu tausend Prozent hinter dir steht, wird deine Krise süß.
In dem Moment, in der wir unter Lasten das Stöhnen beginnen und drauf und dran sind davon zu laufen, verschließen wir uns dem, was in uns heilig werden will. Das Kreuz als schlecht zu bewerten, würde der Auferstehung krampfhaft die Türe zuhalten. Sich vor der Krise zu drücken, legt die Schöpferabsicht in die Gefriertruhe.
Unter seinem Versprechen, unter seinem Wollen, will uns Gott lebendig und gelassen machen. Er will Glauben wecken, auf die für uns nicht sichtbaren, jedoch unendlichen Möglichkeiten Gottes zu vertrauen.
Liebe deine Krise, denn du bist erwählt.
Wie würden in Zukunft unsere Krisen verlaufen, wenn wir anfangen sie zu umarmen?