Joh. 2, 1-11 (Luth)
„Sind wir nicht alle sensationshungrig? Wäre das nicht eine spektakuläre Schlagzeile: Jesus legt mit 700l Wein die Hochzeitsgäste flach? Manch Frommer sagte: Das war nicht das beste Stück des Heilands. Dabei interessiert bei dieser Geschichte am Wenigsten, dass aus gewöhnlichem Wasser bester Wein wurde. Was hier berauschend ist, ist wie Glaube den Himmel aufreißt.
Wir wollen den Spuren des Wunders folgen, jedoch nicht auf der Ebene der erzählten Geschichte, sondern das Wunder als Zeichen verstehen.
1. Der Wein ist alle
Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
Ein Fest ohne Wein ist ein Stimmungskiller. Wenn in der Fastenzeit beim Mittagessen der Wein fehlt, verzichten wir auf das, was des Menschen Herz erfreut. Im strengsten Sinne könnten wir sagen, wir verzichten auf etwas, was wir uns als puren Luxus gönnen. Wasser ist lebensnotwendig, jedoch Wein ist im alltäglichen nicht notwendig; es geht auch ohne. Doch eine Hochzeit, ein rauschendes Fest als der Höhepunkt des Lebens, ist ohne Wein ein no go.
Doch Hochzeit ist in der Bibel immer Heilszeit. Gott kommt zu seiner Braut. Gott feiert Einheit mit den Glaubenden. Dazu gehört der Wein und der der sagt: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Das Fest beginnt mit dem Erkennen: Christus und der Glaubende sind ein Gewächs, das eine Wahnsinns Frucht hervorbringt. Wo Wein fließt, blitz die Fruchtbarkeit des Menschen mit Christus im Glase.
Wenn das glaubende Herz der Maria sagt: Der Wein ist alle, dann ist das Fest mit Gott auf dem Nullpunkt. Die eigentliche Fruchtbarkeit des Menschen ausgegangen. Da hängen nur noch Rosinen an den Ästen. – Dörrobst Der Saft ist raus, jeder stöhnt nur noch unter einem Virus und hat nichts mehr zu feiern. Sie haben keinen Wein mehr, ist der Ausverkauf der Christenheit. Alle wollen das Leben feiern, jedoch ohne den Bezug zu Karfreitag und Ostern.
Wo Maria als die Mutter Jesu bezeichnet wird, stellt sie der Erzähler direkt an das Kreuz und an das Grab Jesu. Sie haben keinen Wein mehr, ist eine Feier ohne Erlösung und Auferstehung. Das Leben ist erbarmungslos den nackten Tatsachen dieser Erde überlassen. Da gibt es nur noch Hochzeiten mit zwei Haushalten und Festfreude erst, wenn der Lockdown aufgehoben ist. Ansonsten gibt es nichts zu feiern.
Maria stellt sich diesen nackten Tatsachen und sagt nur: Was er euch sagt, das tut.
2. Dann nimm halt Wasser
Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister!
Jesus greift in die Hochzeit ein und übernimmt die Rolle des Bräutigams. Als Gast reißt der Handlung an sich, was die Dimension dieser Geschichte zeigt. Bevor er den Bediensteten Aufträge erteilt, stellt er klar, wer er ist. „Frau, was habe ich mit dir zu schaffen,“ sagt er zu seiner Mutter. Er outet sich nicht als Sohn der Maria, sondern als Gottessohn. Ich komme und handle hier nicht in der Autorität einen Menschen, Ich handle als einer der vom Himmel kommt. Jesus ist sich seines Seins voll bewusst, das ihn von menschlichen Beziehungen unabhängig macht. Sein Direktbezug zu Gott ist die schlagartig richtige Stunde, in der sich die Erde verwandelt.
„Füllt die Wasserkrüge randvoll, schöpft und bringts dem Speisemeister.“
So unspektakulär gehen Wunder. Kein Hokuspokus, keine besonderen Rituale, keine Meditation zur Einstimmung. Sondern füllt und schöpft, mehr nicht. Gottes Art Materie zu verwandeln. Niemand interessiert, wie das geht, es geschieht wie selbstverständlich und ganz natürlich. So selbstverständlich, wie Christus im Leib der Maria wurde und wie er sich als Auferstandener nach drei Tagen vom Grab erhoben hat.
Für Gott spielen irdische Gesetze keine Rolle. Für Jesus ist es ein Klacks, dass aus 700l Wasser edelster Merlot wird. Die Verbindung mit dem ewigen Schöpfer, verwandelt das Nichts, das Leere in Heil. „Ich bin gekommen, dass sie das Leben in ganzer Fülle haben, sagt Jesus. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der ist mit mir unlösbar verbunden. Er ist in mir bewahrt und ist mit mir der Weinstock.“
3. Und jetzt steigt das Fest
Jesus offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.
Jesus zieht hier keine riesige Show ab, um Menschen in die Knie zu zwingen und aufzuzeigen, wie mächtig Gott ist. Wenn er sich wunderzeigend bei einer Hochzeit offenbart, geht es um unsere Hochzeit. Wenn Gott Herrlichkeit zeigt, dann steht sein Reich den Menschen offen. Es ist unser Fest mit dem Bräutigam.
„Ich lebe und ihr sollt auch leben!“
Mit Christus stehen wir in der wundervollbringenden Heilsfülle, die Materie außer Kraft setzt. Mit Christus leben wir unter dem offenen Himmel, wo sich die ganze Herrlichkeit ereignet. In dem sich Herrlichkeit offenbart, sehen wir sie nicht ahnungsweise von weitem, und erkennen worauf wir zugehen, sondern offenbaren heißt, wir leben jetzt mit Christus in und aus dieser ewigen Welt. Das ist das Wunder, dass Herrlichkeit die Realität unseres Daseins ist. Wir sind mit dem erlösenden, heilenden, befreienden Christus verheiratet. Dieses Wunder geschah einzig dafür, dass die Jünger das glaubten. Damit geht es um niemand anders als uns. Es geht darum, dass Gott irdischen Gefäße mit Herrlichkeit füllt.
Wo dieser Glaube fehlt, hat das Leben ausgefeiert. Ohne Glauben fehlen die Wunder, die in dieser Welt zeigen, dass sie nicht von Gesetzen lebt, die von Menschen verordnet wurden.
In der Einheit mit dem Bräutigam geschieht das Wunder, dass mitten in staatlichen Beschränkungen gefrorener Boden zur Frühlingswiese wird. Der Himmel ist offen, auch dort wo Läden geschlossen sind.
Der Glaube kann Materie zum Wunder werden lassen.
Daher feiere deine Hochzeit.