Matth. 28, 1-10
Erdbeben und Tsunami sind die Wunder des Schrecklichen. 1960 war das stärkste Beben in Chile, das je auf der Richter-Skala mit 9, 5 gemessen wurde. Schlagartig waren mehrere hunderttausende von Leben ausgelöscht. Am Ende solchen Dramas winzelt die Hilflosigkeit gen Himmel.
Ostern, eine Naturkatastrophe der ganz anderen Art.
1. Wunderbarer Totenkult
Nach dem Sabbat kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.
Nach Karfreitag war die spektakuläre Jesus-Geschichte abgehakt. Die nahen Angehörigen beginnen mit ihrer Trauerarbeit. Das Grab ist nun der Begegnungsort mit dem Verstorbenen. Am Grab soll die gebrochene Seele Ruhe finden, und den tragischen Schmerz verarbeiten. Trauern ist der Weg zu einer neuen Beziehung, zu dem, der hinausgegangen ist. Zwei Frauen stellen sich dieser standesgemäßen Tradition. Es ist eben Schicksal, dass alles mit dem Tod endet. Alles Leben ist vergänglich und raubt auch allem Glauben die Hoffnung. Tot bleibt tot, da helfen keine schönen Worte.
Das wird sogar staatlich besiegelt. Hüter des Todes stehen extra mit am Grab, das ja nichts Dummes passieren kann. Lebendige Todesscheine bestätigen, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht. Es wird für endgültig erklärt, was nicht anders sein kann und darf. Wovon der Mensch überzeugt ist, das darf nicht infrage gestellt werden.
Doch Gott hält nichts von starrem Denken und festgelegten Meinungen, die für alle Zeiten unumstößlich sind.
2. Wundersames Donnerwetter
Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber fürchteten sich und erstarrten zu Tode.
Wo Gott zum Leben erweckt, fliegen Grabsteine und erwachen unglaubliche Erkenntnisse. Dieses große Erdbeben verschlingt nicht tausende von Menschen, es wirft den Erlöser in die Welt. Es gebiert eine neue Gesinnung. Hier toben Naturgewalten, bei denen es drunter und drüber geht, dass gestandene Männer vor Schreck erstarren. Mutige und professionelle Krieger, für den Katastropheneinsatz ausgebildet, werden wie kleine Kinder beim Gewitter. Ein Erdbeben, bei dem sich nicht die Gesteinsschichten im Boden verschieben, sondern ein Neubruch vom Himmel fällt.
Gegen diesen Engel, der wie ein Blitz sich in die Erde bohrt, ist selbst das Sterben machtlos. Alle Gesetze, alle Erfahrungen dieser Welt lösen sich in Nichts auf, und werden als Illusion entlarvt. Mit der Auferstehung schreibt Gott große Fragezeichen in gemeißelte Naturgesetze. Eiserne Überzeugungen werden Lügen gestraft. Gott erschüttert, was der Mensch zum Dogma macht. Wo Ärzte sagen: Wir können ihnen nicht mehr helfen, sie sind austherapiert; sagt Gott, wer sagt das?
Wo Gott auf sterbliche Erde prallt, kann nur ein Christus auferstehen. Gott braucht Golgatha, um dieses getrennt sein des Menschen vom Ewigen loszuwerden. Die Welt braucht den auferstandenen Christus, dass Menschen ihr Mensch sein und Gott sein erkennen. Der Auferstandene bringt Königsherrschaft auf die Erde.
Wenn an Ostern die Erde bebt, ist das ein…
3. Wunder zum Neudenken
der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. …
Die Frauen wollten nach dem Grab sehen und treffen auf einen Engel und dann auf Christus. Ostern heißt, Christus begegnen, heißt, dem Auferstandenen begegnen, heißt, das völlig Unerwartete erwarten. Sie wollten den Toten betrauern und stehen vor dem Lebendigen. „O Schreck lass nach, meine Vorstellung von Tod gibt es nicht.“ Sie trauten ihren Augen nicht und gingen vor Christus in die Knie. Sie sind erschüttert über ihr eingefahrenes Denken. Die Christusbegegnung wird zum heilsamen Schock. Sie waren auf Trauer programmiert, und werden nun sehr lebendig überrascht.
Das mehrmalige „fürchtet euch nicht“, heilt das Unheilige, sprengt die Grenzen aller festgelegten Vorstellungen. Es fällt ein Ruf in die menschlichen Überzeugungen und sagt: beiße dich nicht an deinen Erwartungen fest. Ostern ruft jedem Engpass zu, fürchte nicht den Untergang, Leben aus Gott ist unauslöschbar.
Unsere Erschütterungen sind der Ort, am dem uns Christus begegnet. Mit der Auferstehung führt dein Kreuzweg ins Licht. Wir leben immer in einer Welt voller Höhen und Tiefen, aber mit Ostern können wir unser Urteil loslassen und alles neu denken. Seit Ostern können wir nicht mehr an versiegelte Gräber glauben. Jede Ausrede, wegen unerträglicher Lasten, muss an dem „fürchtet euch nicht“ zerschellen. Der Ostermorgen will unseren Glauben wundertauglich machen. Spätestens ab heute können wir glauben, dass alles, was wir gerade erleben, von viel höheren Gesetzmäßigkeiten entsteint werden kann.
Der Historiker und Fernsehjournalist Markus Spieker sagt: „Die Auferstehung Jeus ist so aktuell, dass jede Nachrichtensendung damit beginnen sollte – Jesus ist auferstanden. Alles wird gut! Und jetzt zu dem, was sonst noch passierte…“
Wenn wir an Ostern ins leere Grab schauen, welches festgelegte Denken will dann bei mir neu werden?