Br. Theophilos 01.05.22 – Johannes 21, 15-19
Wenn Florian seiner angebeteten Katrin schreibt: Für dich gibt es wohl Wichtigeres als unser Miteinander? …dann fragt die Liebe nach. Stechende Worte bringen einen Mangel auf den Punkt. Er spürt, da fehlt etwas zum gemeinsamen Glück. Meine Liebe findet nicht das rechte Echo. Er zieht sich zurück.
In einem vertrauten Gespräch knüpft der Auferstandene an das dreimalige „ich kenne diesen Jesus nicht“ an. Mit seiner Frage nach Liebe, zieht er sich nicht zurück, sondern wagt einen neuen Anfang.
1. Liebe stellt gute Fragen
Nach dem Essen fragte Jesus Simon Petrus: „Simon, liebst du mich mehr als die anderen hier?“ „Ja, Herr“, antwortete ihm Petrus, „du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Als Jesus zum dritten Mal fragte, wurde Petrus traurig. Deshalb antwortete er: „Herr, du weißt alles. Du weißt doch auch, wie sehr ich dich liebe!“
Die Frage nach Liebe ist eine Operation am offenen Herzen. Sie heilt durch heiliges Erschrecken. Jesus sticht in eine wunde Stelle. Hinter dem starken Petrus geht er auf den schwachgewordenen Simon zu. Auf einen Menschen, der seinen Prinzipien untreu geworden ist. Die Frage der Liebe, fragt er nicht nach dem tollen Hecht, nicht nach dem Wasserläufer. Nicht nach dem, der die Sterne vom Himmel holt, der aller Welt vorangeht, sondern nach einem Herz, das aufmacht.
Wo die Liebe fragt, wird das sich selbst erkennen zur Gotteserkenntnis.
Sein dreimaliges „ich kenne ihn nicht“ verlangt ein dreimaliges „ich habe dich lieb,“ sagt der Theologe Voigt. Es ist kein Holzhammergespräch, um Wahrheiten einzutrichtern – Jesus führt durch Fragen. Richtig gefragt, können sich eingefahrene Sichtweisen verändern und aufbauende Prozesse in Gang setzen. Gute Fragen sind heilsam.
Bei Petrus geht die eindringende Frage ans Mark. Der Macher kapituliert an der Frage der Liebe. Da sind kein empörtes Aufbegehren und keine Selbstrechtfertigung, sondern ein betroffenes „du weißt es.“ Ihn berührt seine Unfähigkeit zu lieben. Die richtige Frage erlöst von dem: „ich mache es.“ Alle Fragen zielten darauf: „Wenn du nur mit ganzem Herzen an mir hängst.“
2. Liebe bringt in Führung
Darauf sagte Jesus: „Dann hüte meine Schafe!
Petrus bekommt sein Leitungsamt. Der Auftrag lautet: „Sei du der gute Hirte und hüte meine Schafe.“
Führe, als ob ich führe. Hüte, und sei du der Christus für die Herde. Diene, wie ich diene. Befreie und erlöse, wie ich erlöse. Erkenne dich als Verwalter meiner Gnade. Sieh dich nicht geringer als mich.
Wo du mit ganzem Herzen an mir hängst, bist du das Herz Gottes für die Welt. Du bist die fließende Gottesliebe in Person. Das ist deine Kompetenz und Auftrag, den ich dir gebe. Das ist meine Gnade, die an dir wirksam ist. Wenn du da bist, ist Gott gegenwärtig. Welch ein christliches Leitbild!
Wenn du mit ganzem Herzen an mir hängst, bist du in mir bewahrt und ich bin in dir gegenwärtig. Voigt: „Nichts macht uns so unglaubwürdig das Evangelium zu verkünden, wie der falsche Schein, wir müssten als Amtsträger der Kirche etwas anderes sein als begnadigte Ebenbilder der Gottes Liebe.“ Der Auftrag, „sei Hirte und hüte,“ bringt die Auferstehungskraft Christi durch mich in die Welt.
Die Frage der Liebe muss derart erschrecken, dass wir die Heiligkeit erkennen, zu der wir berufen sind.
Wir wären schlechte Hirten, wenn wir nicht die Führungsrolle übernehmen würden, in die uns die Christus-Liebe ruft.
3. Liebe lässt sich führen
Ich sage dir die Wahrheit: Als du jung warst, hast du dir selbst den Gürtel umgebunden und bist gegangen, wohin du wolltest. Im Alter aber wirst du deine Hände ausstrecken; ein anderer wird dir den Gürtel darumbinden und dich dorthin führen, wo du nicht hingehen willst.“ Damit deutete Jesus an, durch welchen Tod Petrus einmal Gott ehren würde. Dann forderte Jesus ihn auf: „Folge mir nach!“
Wer liebt, kann seine Zukunft in die Hände legen, die auf ihn gelegt wurden. Christus verfügt über ihn. Er gürtet, er führt, und ich sterbe in den Willen Gottes hinein. Das ist der Karfreitag, der nichts anderes als die unendliche Gottesliebe auferstehen lässt. Unser menschliches Verständnis von Nachfolge muss sterben, damit Christus-Verfügung an uns wirkt. Wir dienen Christus nicht nach bestem Wissen und Gewissen, mit dem, was wir als richtig erkennen, sondern lassen unsere Vorstellung in das Bild verwandeln, das er über uns hat. Wir ehren Gott, wo wir in die Totalhingabe hineinsterben, und dazu stehen, dass unser Leben einzig Christus verkörpert.
In der Liebe zu Gott liegt die Bereitschaft, Wege zu gehen, die mir voll gegen den Strich gehen. Da opfere ich meine Lebenspläne und gehe widerwillig ins Kloster, um eine Gottesoffenbarung an mir zu erleben.
Die Liebe riskiert das sich fallen lassen, ohne zu verstehen und zu wissen was kommt.
Sie riskiert die Auflösung aller selbstgemachten Vorstellungen über Gott und dem Leben, um zum Christus zu werden.
Die Liebe machte Petrus zum Felsen der Kirche. Mit der Verleugnung zuvor, wollte er sich das Kreuz mit dieser Umwandlung ersparen.
Die Liebe will uns diesen Gürtel umschnallen, der uns in unsere göttliche Bestimmung ruft – „folge mir nach und lebe als Auferstandener!“
Welche ängstliche Vorstellung will bei uns sterben, dass sich Gott in starker Liebe an uns offenbart?