Lebe im Himmel-Orgasmus

Joh 8, 3-11

Wie viele von uns verdrehen die Augen, wenn sie an das Kinderlied erinnert werden: Pass auf kleines Auge was du siehst? Jeder spürt, dass hier in der christlichen Erziehung etwas daneben ging, um mithilfe eines geheimen Aufpassers, die Kids gefügig zu machen. Brauchen wir nicht Gebote, die uns zu Kindern Gottes machen, um keine Steine auf andere zu werfen?

Jesus und das Gesetz – zwei Welten prallen aufeinander. Die Übertreterin und der in den Sand Schreiber.

Gehen wir mal auf Tuchfühlung, zu einem lebendigen Prozess, der unser Verständnis von Recht und Ordnung auf eine höhere Ebene stellen will.

1. In flagranti

Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. Mose hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du?

Wow, voll erwischt. Und das auf frischer Tat. Das lateinische „In flagranti“ bedeutet: „solange das Verbrechen noch brennt“.

Der Held erwischt den Übeltäter. So wünscht sich jeder Polizist die Überführung.

Ein Triumph für Recht und Gesetz. Es gibt einen eindeutig Schuldigen, und keine Ausrede mehr. Für die Rechtsprechung sind das Fakten, die keinen Anwalt und keinen Verteidiger brauchen. Die Erwischer können feiern und stolz sein. Sie können sich gut fühlen, weil eine „Schlechte“ dingfest gemacht haben. Solches Überlegenheitsgefühl gibt sicher manchem „Knöllchenschreiber“ seine Daseinsberechtigung. Jemand zu ertappen, der sich nicht an die Regeln hält, zählt sich selbst zu den Guten.

Hier geht es nicht darum, eine Straftäterin gerecht zu verurteilen, sondern um das Säbelrasseln von Moralaposteln. Auch geht es nicht darum, ob Steinigen die angemessene Strafe für Ehebruch ist.

Es geht um eine ungeistliche Hinterlist, die in den Köpfen von hoch geistlichen Herren abgeht.

Sie predigen einen Gott des Lebens und der Liebe und bringen andere in seinem Namen zu Tode.

Liegt darin nicht eine himmelschreiende Perversion? Liegt darin nicht eine Doppelmoral, die andere anklagt, um sich selbst besser zu fühlen?

Ist die Anklage eines anderen, nicht ein Ablenkungsmanöver, um die eigenen wunden Punkte zu verdecken? Eine Vermeidungsstrategie des Egos?

Jesus quittiert das Verhalten zunächst mit Nichtbeachtung, in dem er in den Sand schreibt. Er setzt die Ankläger ihrer anklagenden Wirkung aus.

2. Die Absicht der Liebe

Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.

Was für eine ernüchternde Feststellung. Mit einem Zug Schachmatt. Jesus lässt sich weder von der einen noch von der anderen Seite beeinflussen. Im Sand kratzen ist nur das äußere Zeichen dafür, dass er in die Tiefe schürft. Sein Rezept: nicht reagieren, sondern verinnerlichen. Die spitzfindige Frage lässt er voll auf sich wirken, macht jedoch keinen Schnellschuss. Auch ignoriert er nicht, wenn zunächst Sendepause war und sie nachhaken mussten. Er geht in sich.

Welch umwerfende Reaktion bei solch heftigem Beschuss. In dem äußeren Säbelrasseln taucht er in seinen tiefen Frieden mit Gott.

Im Urteilen über eine vergangene Tat, liefert er sich voll der Gegenwart Gottes aus.

Er stellt sich in den Raum ohne Vergangenheit und Zukunft, in das A & O des Allmächtigen. Der Raum, in dem Gott alles und in allem ist. Nichts ist von ihm getrennt.

Damit stößt er auf seinen Lebensgrund. – Das Gesetz der Liebe. Sie ist die Erfüllung aller Gebote, die die Hand reicht, bevor sie das Schwert zieht. Sie kommt aus dem Frieden mit Gott und integriert das, was trennen will.

Das in sich gehen, versöhnt Sünde mit Gott.

Wenn Sünde ein an Gott vorbeischrammen ist, geht es um die Korrektur meiner tiefsten Absicht.

„Wer ohne Sünde ist, der werfe…“ entwaffnet alle, die mit Fingern auf andere zeigen. Wo wir uns auf Gesetzestreue beziehen, beruft sich Gott auf scheinbare Anarchie, er beruft sich auf Gnade, und will uns auf einer Ebene berühren, wo wir die Absicht der Liebe erkennen.

3. Komme in Ekstase

Da richtete Jesus sich auf und sprach zu ihr: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? Sie aber sprach: Niemand, Herr. Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.

Es fliegt kein Stein! Die Anschuldigungen verfliegen. Wo sind die Ankläger?

Die Ehebrecherin steht mitten im Gericht Gottes.

„Ich verdamme dich nicht!“ Mit diesem Urteil wird die Gotteskindschaft über Sünder verhängt.

Unsere selbst anklagende Einstellung, „wir sind allzumal Sünder“ rückt Jesus in ein völlig neues Licht. Für uns gilt: ich verdamme dich nicht, auch wenn deine Tat, hier auf der Erde juristische Konsequenzen hat, die es zu erfüllen gilt.

Gott sieht uns mit anderen Augen. Für ihn ist von Stund an die ach so schlimme Ehebrecherin eine Begnadete. Geh hin und lebe als das was du bist. Du bist ein Gotteskind, bei allem was du tust. Du bist geliebt, erlöst und ohne Anklage.

Lebe in vollen Zügen aus der Freiheit dessen, der dich zur vollen Lebenslust gerufen hat. Die einzige Anklage, die über deinem Leben steht, ist, deine Gotteskindschaft nicht anzunehmen.

Das ist das, was Viktor Frankl Schwerverbrechern im Gefängnis mitgab: „Ihr seid nicht Opfer all eurer üblen Umstände; ihr habt alles in der Hand, von jetzt auf nachher eurem Leben eine völlig neue Richtung zu geben. Klagt weder ein System noch euch selbst an, wie übel ihr seid, sondern wendet das Blatt von heut auf morgen – es liegt an euch“.

Wir sind die vom Tod zum Leben Aufgerichteten. In uns kommt der Himmel in Ekstase. Wo wir das nicht glauben und für uns in Anspruch nehmen, dass sich an uns entäußert, was Gott ins Leben hineingeschüttet hat, verurteilen wir uns und andere zu einem steinigen Leben.

Gott hat uns dazu erwählt, sein Charisma bis zum höchsten Anschlag auszuschöpfen. Dein Leben will der Orgasmus des Himmels sein. Du bist der Höhepunkt unter uns.

Zerfleische dich nicht in Anklagen. Lebe als Befreiter, lebe als Begnadeter, lebe als Erlöster. Geh hin und lebe die Gotteskindschaft, die du bist. 

Amen

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