2. Mose 33, 18-22
Es waren außergewöhnliche Menschen, durch die die Gesellschaft eine neue Wirklichkeit erlebten. Mose war einer davon. Er machte umfassende Gotteserfahrungen auf dem Berg Horeb unter dem brennenden Dornbursch. Und er verbrachte 40 Tage auf dem Sinai, wo er vom Berg der Erleuchtung mit Geboten herunterkam.
Aber Mose war auch ein Mystiker. Er zog sich immer wieder auf den Berg in die Einsamkeit zurück. Wenn er vom Berg herabstieg, strahlte sein Angesicht, so dass die Leute sich vor ihm fürchteten. Seine unglaubliche Erkenntnis war, die Einheit von Gott uns Mensch: Gott hat mit den Menschen einen Bund geschlossen.
Wenn wir das Mahl feiern, feiern wir das Bundesmahl: „Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes“, der auf Mose zurückgeht. Diesem Bund wollen wir uns auf geheimnisvolle Weise nähern.
1. Sehnsucht nach Nähe
Lass mich deine Herrlichkeit sehen! Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.
Menschlich betrachtet sieht das, was sich Mose von Gott ersehnt, wie eine totale Abfuhr aus. Gott, für den Menschen unantastbar und unerreichbar. Also doch weit ab vom Schuss: Hier ich dort er. Herrlichkeit als frommer Wunsch, der nie erreichbar ist. Das mit dem Bund scheint doch etwas anders auszusehen als wir gedacht haben.
Doch es ist eine alte geistliche Weisheit, dass uns Gott immer dann am nächsten ist, wenn mir meinen, er sei weit fort.
Jesus schrie am Kreuz: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Die Jünger riefen: Herr hilf, wir kommen um! Wir erhielten nach dem Brand das Wort: Ich habe es zugelassen, um euch unendlich wohlzutun.
Wie oft erleben wir diese tiefen Verlassenheitsängste, und kommen an den Punkt, dass wir keine Perspektive sehen und am liebsten alles hinschmeißen. Gott, wo bist du, genau da, wo es uns so dreckig geht? Wo ist dein Bund, wenn hinten und vorne das Geld fehlt und keiner weiß, wie es weitergehen soll? Ich will deine Herrlichkeit sehen, so wie du sie uns verheißen hast. Wo bleibt sie denn?
Genau in der ausweglosen Situation, sollen wir erfahren, wie Nähe Gottes wirklich aussieht. Diese Nähe lässt sich nicht mit unseren menschlichen Sinnen begreifen.
Auch wenn wir alle Gebote halten, wird unser Verstand nicht zu dieser Nähe durchbrechen.
Um diese unfassbare Wirklichkeit zu begreifen, verschließt Gott regelrecht die Sinne von Mose. Er muss all seine menschlichen Konzepte, die er von Gott hat, loslassen.
2. Nähe ist ungemütlich
Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will ausrufen vor dir: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. Wenn meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin.
Eigentlich sind unsere Vorstellungen von Güte, Glanz, Gloria oder Erbarmen eher wie ein Lobpreisabend, mit viel Musik und Tanz. Himmlische Ekstase auf mehreren Manualen. Voll unseren Vorstellungen von Harmonie und Sorglosigkeit entsprechend.
Doch wenn die Güte vorüberzieht, geht es zuerst in eine dunkle, enge, kalte Felsspalte. Um Erbarmen zu erfahren, müssen Häuser abbrennen und bittere Kelche ausgetrunken werden.
Dort wo es sich für uns bedrückend und leer anfühlt, wo wir an unsere menschlichen Grenzen kommen, sind wir goldrichtig. Herrlichkeit ist, wo wir in der Ausweglosigkeit die nackte Gottesgegenwart erkennen. Wo ich als Mensch nichts mehr zu greifen habe, wird Gott alles. Das Göttliche ist uns dann am nächsten, wenn wir uns verzweifelt und verlassen vorkommen.
Es scheint, dass dieser Verwandlungsprozess seine eigene Gesetzmäßigkeit hat, und das, was wir Depression nennen, oft das Dunkel der Gegenwart Gottes ist.
Findet nicht genau in dieser engen Felsspalte das größte Geheimnis der Erlösung statt? Müssen wir nicht zuerst in die Enge getrieben werden, um unsere Konzepte loszulassen, um dann das himmlische Wirken zu erfahren? Ist nicht alles, was uns aus den Händen gerissen wird, die Gnade, um dieses Einssein mit Gott wahrhaft in uns zu vergegenwärtigen? Ist Herrlichkeit nicht der Bund von Gott und Mensch, in dem wir an nichts mehr festhalten?
3. Nähe transformiert
Siehe, es ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen.
Wir spüren es am eigenen Leib, wie schwer ein Verwandlungsprozess ist. Das eine geht, etwas Neues, das wir nicht kennen kommt. Das ist der Raum bei mir, der das Neue durch einen schmerzhaften Geburtskanal presst. Nur wenn man ihn nicht als Krankheit als Leid, sondern als einen Umgestaltungsprozess sehen kann, lässt er sich verstehen und ertragen.
Bei Christus sehen wir, wie das Kreuz verwandelt und zum Heil führt. Wohl dem, der seinen bitteren Kelch und seine Tiefs so sehen kann. Wohl dem, der auch seinen Tod so sehen kann als die letzte Bedrängnis Gottes, die uns seine Herrlichkeit sehen lässt, wenn er vorüberzieht.
Wir haben Angst vor dem Grab, das nach keiner Seite eine Ausweg zulässt, aus dem es nur Befreiung gibt, wenn der Körper zurückbleibt. Wir haben Angst, wenn der Körper zurückbleibt.
Aber wie sonst sollten wir aus dem Grab auferstehen? Wir öffnen uns für unser wahres Wesen, für unseren Ursprung. Der Raum bei mir, auf dem wir stehen, ist das Heimkehren, oder besser gesagt, da erkennen wir, dass wir nie woanders waren.
Der Raum Gottes, bei dem wir stehen, ist der Raum, in dem Gott und Mensch eins sind. Zwei Wesen, zwei Ausdrucksformen schließen sich zusammen zu einem Mahlritual – Eucharistie.
Glanz und Gloria ist dort, wo die trennende Vorstellung zwischen Gott und Mensch erlöst wird. Da schauen wir die Herrlichkeit.
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Du bist mehr als du je zu denken wagst.
Mit dir will Übernatürliches auf die Erde kommen.
Charisma-Begleitung – Bruder Theophilos