Br. Theophilos 26.03.23 – Text: Hebr. 5, 7-9
Wie oft läuft das Leben gegen den Strich. Es ist bitter, wenn sich ein junges Paar Kinder wünscht und keine bekommt. Sebastian hatte vor Jahren eine Chemo-Behandlung und ist dadurch zeugungsunfähig. Selbst eine künstliche Befruchtung hatte keinen Erfolg. Unter Tränen musste sich seine Frau Ines von ihrer tiefsten Sehnsucht verabschieden. Weinend und betend tat sich der neue Weg der Adoption auf.
Auch Jesus musste in seinem Erdendasein hart unten durch.
1. Tränen die beten
Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen vor den gebracht, der ihn aus dem Tod erretten konnte;
Das Leben ist ungerecht. Warum lässt Gott Erdbeben zu, bei dem 50.000 Menschen ums Leben kommen? Warum mussten im 2. Weltkrieg 75 Mio. Menschen sterben und nochmal 12 Mio. im Holocaust? Warum werden bei einem Hochwasser zigtausende Existenzen ruiniert?
Hat da Gott doch nicht alles auf seinem Schirm? Wo ist denn der Gott der Liebe, wenn Kinder vergewaltigt und missbraucht werden oder sich gar gegenseitig umbringen? Wo wir gehen und stehen Not und Elend, das zum Himmel stinkt.
Was denkt sich Gott, wenn er einer Gemeinschaft, die sich gnadenlos für ihn einsetzt, Kirche und Wohnhaus abbrennen lässt und sie in einen noch größeren Berg von Schulden stürzt?
Irgendwie geht die Rechnung mit dem, alles war sehr gut, nicht auf. Die blutende Welt schmeißt sich unter Tränen ihrem Schöpfer an den Hals. Todesängste schreien um ihr Leben. Aus verbrannter Erde steigt Flehen auf. Selbst Jesus, der mit den edelsten Motiven, die himmlischen Gesetze der Liebe verkündigte, erntete Hass. Er leidet, unter dem Zerfallsprozess der Erde, die er am eigenen Leib erfährt.
Doch sein Schreien hat eine andere Perspektive. Er spürt den Schmerz, klagt jedoch nicht an. Im Sterbensprozess sieht er Rettung. Er lässt den Schmerz zu und geht mitten durch.
Er nimmt diesen Auflösungsprozess ganz persönlich, und leidet ihn im Aufblick zu Gott durch. Tod will erfahren werden, um Neues zu gebären. Er macht die Hölle durch und lässt sie an sich zu, um das Sterben fruchtbar zu machen. Wo wir in unserem Leid Gott mir Vorwürfen überschütten und ihn zur Rechenschaft ziehen, geht er willig den schmerzhaften Weg. Er stellt sich in radikalster Form seiner Selbstauflösung, um das Heiligste in die Welt zu bringen.
2. Tränen die lehren
er ist erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt. So hat er, obwohl er der Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.
Viele Menschen werden krank, weil sie mit ihrem Schicksal hadern. Das Leben war so brutal mit mir, das wird mir zeitlebens nachschleichen. Vergeben kann ich schon, aber vergessen kann ich nicht. Wo wir nicht bereit sind das Bittere zu kosten und durch den Schmerz durchzugehen, um darin eine Verwandlung zu erfahren, wird er uns verfolgen. Wieviel Menschen erzählen bis in hohe Alter ihre Leidensgeschichte und sind darunter zerbrochen?
Jesus spiegelt uns einen anderen Umgang mit erfahrener Ungerechtigkeit und erlittenem Trauma. Er ist erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt. Er sieht in Leiden eine Gottesgabe. Er distanziert sich vollkommen von dem Urteil: Das, was hier geschieht ist gut oder schlecht.
Er überlässt Gott die Hoheit über dem Schicksal. Es ist wie es ist und in dem was ist, schafft das Wort, was es sagt. Mit keiner Silbe stellt er das schöpferische Handeln Gottes infrage. Für ihn ist es der Schaffensprozess von Herrlichkeit, der an ihm geschieht, auch wenn es übel schmeckt. Er leidet und bleibt gehorsam. Damit geschieht sein Wille an ihm, ohne dass er sich wehrt.
Er als Sohn Gottes geht exemplarisch den Weg der Söhne und Töchter Gottes.
Wenn Reich Gottes auf dieser Erde entsteht, dann genau dort, wo seine Kinder diese Transformation an sich geschehen lassen.
Das Leid ist ein heiliger Engel, durch das Menschen viel größer geworden sind als durch alle Freuden dieser Welt. Adalbert Stifter. Tränen wollen lehren, sie wollen zur Erkenntnis der Wahrheit führen. Wo wir unser Urteil zurücknehmen und uns dem Schmerz hingeben, geschieht der heiligste Umbruch, der an einem Menschen geschehen kann.
3. Tränen die heilen
da er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber der ewigen Seligkeit geworden,
Wir stehen oft unter dem Eindruck, Jesus ist für uns den Leidensweg gegangen, damit wir ihn nicht gehen müssen. Doch die Geschichte und das Leben lehrt und etwas ganz anderes. Jeder hat seinen Leidensweg zu gehen. Die Gesellschaft als Ganzes und jeder persönlich.
Wenn wir sagen, das hat uns Jesus stellvertretend alles abgenommen, betrügen wir diejenigen, die gerade ihr Päckchen zu tragen haben und treiben sie in den Wahnsinn. Wir werden den Schmerz nicht los.
Jesus eröffnet uns einen neuen Zugang zum Schmerz.
…für alle, die ihm gehorsam sind, ist er der Urheber der ewigen Seligkeit geworden;
Wir sind eingeladen, die schweren Wege nach seinem Vorbild zu gehen. Annehmen und sich unter dem Leid formen lassen. Das ist wie die Arbeit von Michelangelo der vor dem Marmorblock sagte: Ich sehe den David vor mir. Ich muss nur all das Weghauen, was nicht nach David aussieht.
Gott sieht an dir und mir die ewige Seligkeit, das Gottebenbildliche, das in uns liegt und haut die Fetzen weg, die diese Bild trüben.
Wo wir festhalten, was er abschlagen will, um das Edelste von sich an uns sichtbar werden zu lassen, kann diese Herrlichkeit sich nicht offenbaren. Loslassen ist ein natürlicher Sterbensprozess, um Neues werden zu lassen.
Jesus lädt uns ein seinem schmerzhaften Transformationsprozess zu folgen. Weine dich gesund, dann wird umso mehr das Ewige durch dich in dieser Welt sichtbar werden.
Amen
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