Sei wer du bist

 Br. Theophilos 09.04.23 – Text: 1. Kor. 15, 9-11

 

Wie müssen sich wohl die beiden 13- und 14-jährigen Mitschülerinnen fühlen, die vor 4 Wochen ihre Schulkameradin Luise brutal erstochen haben. 75 Messerstiche haben ein junges Leben jäh ausgelöscht. Auch wenn sie jetzt noch nicht begreifen sollten, was ihr Hass angerichtet hat, wird ihnen später selbst die Luft im Halse stecken bleiben, wenn sie verstehen.

Es gibt Taten und Versäumnisse, die jeden von uns anklagen. Da sind Vorwürfe, über Dinge, die schon lange zurückliegen. Unsere Vergehen haben uns klein gemacht. Irgendwo haben wir doch alle Dreck am Stecken und können nirgends groß die Klappe aufreißen.

Dieser Ostermorgen will uns einen etwas anderen Blick auf unser reduziertes Selbstbild geben.

1. Ich bin´s nicht wert

Ich bin nicht wert, Apostel zu heißen, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.

 

Der große Apostel Paulus hat Minderwertigkeitskomplexe. Er bringt schonungslos ein riesiges Problem der Menschheit auf den Tisch. Wer von uns hat nicht schon diesen Satz rausgehauen: Ich bin es nicht wert, dass… Ich bin´s nicht wert, einen tollen Partner zu haben. Ich bin´s nicht wert, diese anspruchsvolle Aufgabe übertragen zu bekommen. Ich bin´s nicht wert, eine himmlische Berufung zu einer Lebensgemeinschaft zu erhalten.

Vor Jahrzehnten hatte ich eine Beziehung zu einer Frau und war kurz davor die Bruderschaft zu verlassen. Da quälte ich mich genau an dieser Stelle mit dem Vorwurf: Ich bin nicht gut genug, ich bin zu schwach für den heiligen Gottesauftrag, der an mich ergangen ist. Wo ich diesen Satz über mir ausspreche, ich bin nicht gut genug, programmiere ich mein Unterbewusstsein, auf dieses Selbstbild.

Wir sind das, was wir über uns denken und sagen. Beobachte einmal die Worte, die du zu dir sprichst. Wenn du immer wieder sagst, ich bin nicht gut genug, machst du dich selbst systematisch kleiner. Irgendwann betrachtest du dich nur als wertlos. Das strahlen wir dann ab.

Man spürt einem Menschen an, welche aufbauenden oder erniedrigenden Sätze er zu sich selbst spricht. Wir sprechen damit unser reduzierendes Urteil über etwas aus, was wir nicht sind.

Paulus erkennt dieses Problem und geht einen Schritt weiter.  

2. Mehr als gedacht

Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, denn sie hat an mir mehr gearbeitet als an jedem anderen. Die Gnade ist mit mir.

 

Was hier geschieht ist eigentlich unglaublich. Von einem Satz zum andern, definiert er ein ganz neues Ich bin. Ich bin, was Gnade aus mir macht. Er fängt an, die Gottesperspektive über seinem Leben einzunehmen. Er fängt einen Glauben an, der Gott recht gibt.

Wo die Gnade über unserem Leben steht, erkennen wir, wie Gott uns sieht. Er sieht uns radikal anders als wir. Er sieht uns ohne die Vorwürfe, die wir uns ständig um die Ohren hauen. Ja, Paulus hat die Gemeinde bitter verfolgt und war in frommen Kreisen gefürchtet, doch bei der Gnade ist das kein Thema mehr.

Die Gnade ist der Gottes-Bonus über uns. Da ist kein Sündenregister, das über uns herunterrattert. Gnade heißt, der Bockmist ist weg. In der Gnade steht nichts zwischen Gott und mir. Da gibt es nichts mehr klarzustellen und zurechtzurücken.

Die Gnade steht am Ende des Kreuzweges. Das ist das Christus-Geschenk an die Welt. Wo wir die nackte Nüchternheit des Lebens spüren, die uns und andere anklagt, zwingt sie dich in die volle Hingabe an den Schmerz. All diese Auflösungen, die wir am eigenen Leibe erfahren, verbinden uns mit dem Kreuzweg, den Jesus gegangen ist. Er hat in den bittersten Stunden seines Lebens aufgehört zu kämpfen. Er heißt alles willkommen. Er leidet, doch jammert er nicht. Er fühlt nüchtern alles, was dazugehört.

Und dieses nüchterne Im-Feuer-Stehen ist die Gnade, die ihn und letztendlich uns befreit. Das ist die Gnade der Auferstehung, wenn das ich stirbt und zum wahren ICH BIN wird. Damit aufersteht uns an Ostern unser ICH BIN, das dem Ebenbild Gottes entspricht. Ich bin der, den die Gnade aus mir gemacht hat.

3. Dein Ich bin lebt

So predige ich, und so habt ihr geglaubt, dass ihr selig werdet, wenn ihr´s so festhaltet.

 

Was Paulus hier von sich gibt, dürfen wir mal in ganzer Ruhe auf uns wirken lassen.

Es ist an Ostern nicht nur Christus auferstanden, sondern wir sind durch die Gnade auferstanden. Wir sind auferstanden aus dem Urteil: Ich bin ein sündiger Mensch.

Die Vorstellung: ich bin der Schlechteste unter den Jesus-Nachfolgern hat sich verwandelt durch die Gnade.

Weil dieses Erbarmen Gottes, weil diese Auferstehung Jesu mehr an mir gearbeitet hat als an jedem anderen, bin ich nun ein anderer. So stehe ich hier vor euch und sage: Ihr könnt eure alte Vorstellung von eurer Schlechtigkeit getrost zurücklassen. Ich stehe vor euch, als einer der durch die Gnade makellos ist, trotz menschlicher Fehler.

Auferstehung heißt, dass ich dich und mich mit den Augen Gottes sehe, der nur Gnade kennt. Es gibt keinen Grund, an meinem verdammten Verhalten festzuhalten, mir immer wieder ein schlechtes Gewissen einzureden, was ich alles Übles verbrochen habe.

Wir kennen alle die Aussage von Angelus Silesius: Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.

Auf Ostern übertragen würde es heißen:
Und wäre Christus tausendmal in Jerusalem auferstanden und nicht in dir: Du bliebest ein Leben lang einer, der sich selbst anklagt und geringachtet.

Das ist die Glückseligkeit, die Jesus meint, dass wir an Ostern nicht mehr im Grab dessen bleiben, was uns anklagt und umbringt. In dir lebt das Wunder der Gnade. Du bist mehr als deine schlimmsten Taten, weil Gnade keine Vergehen mehr kennt.

Steh befreit auf, als Königssohn, als Apostel, als ein von Gott Gesandter. Komme von dem Christus-Bewusstsein, dass die ganze Welt auf die Menschen wartet, die ihren Leidensweg als Transformation zur Auferstehung erlebten.

Lebe dein ICH BIN. Sei der Begnadete und Auferstandene, der du wirklich vor Gott bist.

Amen

 

 

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