Heilig Abend, 24.12.2023
Herr, mir geschehe, wie du gesagt hast
Lieber Gott, wenn du schon unbedingt meinst, daß man dir gehorchen muß, dann gib mir gefälligst solche Aufträge, die ich für richtig halten und verstehen kann.
Lieber Gott, wenn dein Erlöser schon auf so seltsame Weise das Licht der Welt erblicken soll, dann könntest du es doch so machen, daß es den Anschein der Ehrbarkeit hat und mir die Schande ersparen, als Hure hingestellt zu werden.
Lieber Gott, ich bin verlobt! Was soll denn der Josef denken, wenn ich ihm mit solch einer hirnverbrannten Geschichte komme.
Lieber Gott, jetzt hast du mir solche Mühe und Schande aufgeladen, und zu allem Übel schlagen sie meinen Sohn auch noch als Verbrecher ans Kreuz!
Lieber Gott, wenn das deine Liebe ist, dann will ich ganz gewiß nichts mehr mit dir zu tun haben!
Herr, mir geschehe, wie du gesagt hast
Ja – ich öffne mich deinem unfaßbaren Anspruch.
Ja – ich bin bereit, das Ungewöhnliche an mir geschehen zu lassen.
Ja – ich will tragen, was du mir auferlegen wirst.
Herr, mir geschehe, wie du gesagt hast
Ich werde nicht fliehen,
wenn der Spott menschlicher Begrenzung mich trifft.
Ich werde nicht klagen,
wenn sie mit dem Finger der Verachtung auf mich zeigen.
Ich werde nicht verzweifeln,
wenn auch der nicht versteht, der mir menschlich am nächsten steht.
Herr, mir geschehe, wie du gesagt hast
Ich glaube an deine Treue,
die mich nicht der Verlassenheit preisgeben wird.
Ich hoffe auf deine Liebe,
die die Kälte dieser Welt mit dem Mantel der Geborgenheit umhüllt.
Ich vertraue auf deine Kraft,
die die Müden erquickt und den Schwachen Stärke gibt.
Herr, mir geschehe, wie du gesagt hast
Sie haben ihn verspottet,
ihn, den du in mir erwerden ließest.
Sie haben ihn geschlagen,
ihn, der als Inbegriff deiner Liebe unter ihnen lebte.
Sie haben ihn gekreuzigt,
ihn, der dein Leben ist in ihrer menschlichen Niedrigkeit.
Herr, mir geschehe, wie du gesagt hast
Ich kann dich nicht verstehen,
aber ich will dir vertrauen.
Ich kann deine Pläne nicht begreifen,
aber ich will deinen Willen ausführen.
Ich kann deine Liebe nicht ermessen,
aber ich will sie an andere weitergeben.
Maria – offenes Gefäß,
in das der allmächtige Gott SEINE Gaben füllen konnte.
Maria – kindlicher Glaube,
der nicht hinterfragte, sondern gehorchte.
Maria – willige Hingabe,
die nicht forderte, sondern opferte.
Herr, mach mich frei von allem, was an deiner Größe zweifeln will, damit ich sagen kann, wie Maria:
Herr, mir geschehe, wie du gesagt hast
damit ich dir begegne und in meinem Unvermögen deine unendlichen Möglichkeiten erfahre.
