Einer über allem

Sonntag, 19. Mai 2024 – Pfingsten

Auszüge aus Hesekiel 37, 1-14:

Einmal wurde ich vom HERRN ergriffen und hatte eine Vision. Darin hob mich Gottes Geist empor und brachte mich in ein weites Tal, das mit Totengebeinen übersät war.

Gott fragte mich: »Du Mensch, können diese Gebeine je wieder lebendig werden?« Ich antwortete: »HERR, mein Gott, das weißt du allein!«

Da sagte er zu mir: »Sprich zu diesen dürren Knochen und fordere sie auf: Hört, was der HERR euch sagt:

Ich bringe Geist in euch zurück und mache euch wieder lebendig! Ja, das verspreche ich, Gott, der HERR.

Wenn ich euch wieder lebendig mache, werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin.

Ihr werdet sehen, dass ich meine Versprechen halte. Mein Wort gilt!«

Einer über allem

Hesekiel, in babylonischer Gefangenschaft, hat eine Vision. In einem Gleichnis zeigt ihm Gott auf, dass er sein Volk Israel zu neuem Leben erstehen lassen will.

Drei Punkte wollen uns diese Vision aufschlüsseln:

  1. Zukunft
  2. Leben
  3. Neubeginn

1. Zukunft

Gott fragte mich: »Du Mensch, können diese Gebeine je wieder lebendig werden?« Ich antwortete: „HERR, mein Gott, das weißt du allein!“

Da sagte er zu mir: „Sprich zu diesen dürren Knochen und fordere sie auf: Hört, was der HERR euch sagt.“

Einer über allem – Gott. Der Schöpfer, der Macher und der, der seinem Volk in Liebe zugewandt ist, er fragt und spricht.

Sein Wort mit Macht steht über allem. Dem gegenüber oder darunter Hesekiel: „Du weißt es allein“ – Hesekiel, der Prophet, ein einzelner Mensch, von Gott in Beschlag genommen, herausgerufen.

Gott zeigt ihm in seiner Vision die Totengebeine. Menschlich nichts mehr zu hoffen, zu sehen, dass hier Leben ist oder entstehen kann.

Aber Gott fordert Hesekiel heraus. „Sprich zu den Knochen.“

Werner Zimmerli:     „So wird er aus dem Sprecher der menschlichen Ohnmacht unversehens zum Sprecher göttlicher Vollmacht“

Voigt: „Die Gemeinde Gottes … stellt sich nach dem Text als ein Leichenfeld dar. Aber Gott schafft seinem Volk Zukunft, auch wenn menschlicherweise nichts mehr zu hoffen ist. Das Unmögliche ist möglich, wenn Gott will. … Die Zukunft, die Gott seiner Gemeinde schafft, ist die ewige Zukunft, „das Erbteil der Heiligen im Licht“ (Kol. 1,12).

Gott schafft Zukunft – er hat aus dürren Knochen neue Menschen geschaffen, sein Volk aus der Gefangenschaft befreit. In der Auferstehung Jesu Christi ist dies vollendet worden.

Damit sind wir bei

2 Leben

„Ich bringe Geist in euch zurück und mache euch wieder lebendig! Ja, das verspreche ich, Gott, der HERR.“

Gott schafft aus den dürren Gebeinen nicht nur Menschen der Materie nach, sondern er macht sie wieder durch seinen Geist lebendig.

Gottes Zorn, den er gegenüber seinem Volk hatte, wird aufgehoben. Er sieht nicht mehr an die Schuld, das, was nichts getaugt hat, was schiefgelaufen ist, was gegen ihn stand. Gott macht einen Schritt darüber hinaus. Er überwindet den Abgrund zwischen ihm und seinem Volk.

Voigt :  „Gott erneuert das Leben des Gottesvolkes. Vollstreckt wird nun die Begnadigung.“

Gottes Geist wirkt – damit sind wir bei Pfingsten. Sein Geist wirkte damals wie heute.

In jeder Eucharistie geschieht dieses Wunder. Gott wendet sich in seiner großen Barmherzigkeit, in seiner Güte und in seinem Schenken uns schuldhaften Menschen zu.

Sein Geist schafft die Wandlung aus Tod und Sünde in Heil und Leben. Wir sind mit ihm unlösbar verbunden. Wir bekommen und haben Gemeinschaft mit ihm.

Aber nicht nur in seinem Vergeben und in seiner Zuwendung bringt sein Geist Leben, sondern genauso in seinem Führen und Leiten.

Sein Geist – der Tröster, der Helfer, der Mahner. Der Geist der Verheißung, der Gnade, der Wahrheit und der Weisheit.

Sein Geist bringt Leben in Fülle, in Vollendung: aus Vergänglichem, aus Toten, aus dürren Gebeinen. Nichts ist ihm unmöglich.

Wir erfahren ihn in unserem Alltag, bei unseren Verrichtungen, in unseren Nöten, in Freud und in Leid, in den ganz praktischen Dingen, in unseren Fragen.

Weil Gott uns anrührt, zu uns spricht, deshalb wirkt sein Geist Veränderung, neues Leben.

3. Neubeginn

Wenn ich euch wieder lebendig mache, werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin. Ihr werdet sehen, dass ich meine Versprechen halte. Mein Wort gilt!

Lamparter:   „Wenn Gott seinen Geist wehen lässt, dann verwandeln sich die Gefilde des Todes in einen Schauplatz seiner Schöpferherrlichkeit, die Leben schaffen kann und schaffen wird, wo alle Hoffnung begraben war.“

Gott rührt uns in seinem Geist an. Ein Neubeginn ist möglich – zunächst noch anfangsweise, unvollkommen.

Wir werden lebendig – freigesprochen. „Dir sind deine Sünden vergeben.“

Voigt:  „Nichts spricht mehr gegen mich. Nichts kann mich darum von der Liebe Gottes scheiden, die in Christus Jesus ist. Was Gott lieb hat, das lässt er nicht untergehen. … Wir sind Gott kostbar.“

Einer über allem – in Christus ebnet Gott die Bahn zur Rückkehr, zum Neubeginn. In ihm macht er uns lebendig, geschieht der Start zum neuen Leben, zum eigentlichen Leben.

Sein Geist will uns umwandeln, beschenken und sicher machen auf unserem Weg. Er steht uns zur Seite. Gottes Wort gilt – es steht über allem.

Er hält sein Versprechen. Er handelt damals wie heute, immer, ewig, unendlich.

Möge der Geist uns alle beschenken.   AMEN

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