Sonntag, 28. Juli 2024
Textstelle: Matthäus 13, 44-46
»Gottes himmlisches Reich ist wie ein verborgener Schatz, den ein Mann in einem Acker entdeckte und wieder vergrub. In seiner Freude verkaufte er sein gesamtes Hab und Gut und kaufte dafür den Acker mit dem Schatz.
Mit Gottes himmlischem Reich ist es auch wie mit einem Kaufmann, der auf der Suche nach kostbaren Perlen war.
Als er eine von unschätzbarem Wert entdeckte, verkaufte er alles, was er hatte, und kaufte dafür die Perle.«
Alles für mehr
Eine erstaunliche Rechnung wird uns in unseren heutigen Gleichnissen aufgemacht. Von zwei Menschen wird berichtet, die alles für mehr hergeben.
Mit den Gleichnissen wollte Jesus damals und uns heute geistliche Aussagen verdeutlichen. Sie sind immer Bilder, und nicht die Details sind wichtig, sondern immer ein Hauptpunkt.
Heute geht es um „Gottes himmlisches Reich“.
Drei Punkte:
- Entdecken
- Erwerben
- Gewinnen
1. Entdecken
Jesus macht in seinen Gleichnissen klar, wie und was wir unter Gottes Reich zu verstehen haben.
Es ist das wertvollste, das höchste Gut, die überragende Schönheit und Herrlichkeit. Zum einen ist es Gottes unbeschränkte Herrschaft über die ganze Welt, zum anderen jetzt noch verborgen und nur dem Glauben fassbar. Reich Gottes ist also gegenwärtig und zukünftig.
Es kann nur gefunden oder entdeckt werden. Der Mensch, der Gott-Sucher, ist unterwegs und gibt alles her, um mehr zu haben.
Schniewind: „Gottes Reich ist ein Schatz, so groß, dass alles andere dafür zu opfern ist.“
Der eine stößt auf den Schatz unvermutet. Der Kaufmann findet seine Perle zufällig.
Voigt: „Die Augenblicke, in denen die Schätze entdeckt werden, sind die großen Stunden ihres Lebens, die nicht herbeigezwungen werden können.“
Die Entdeckungen werden aber zum größten Reichtum im Leben des Einzelnen.
Der andere Mann findet den Schatz bei seiner täglichen Arbeit im Acker und dies nur, weil er gewissenhaft seine Arbeit erledigt.
Für uns immer wieder die Erfahrung: Gott ereignet sich auch bei unseren Aufgaben, die uns obliegen.
William Barclay: „Es wäre traurig, wenn wir Gott nur in der Kirche, an sogenannten geheiligten Stätten und bei sogenannten religiösen Anlässen fänden und uns ihm nahe fühlten. Auch wer sein ganzes Leben lang in der Küche steht und kocht und Geschirr spült, sollte sagen können: „Jesus Christus ist mir hier ebenso nahe wie beim Abendmahl.“
2. Erwerben
Beide Männer geben alles dahin, um mehr, das Eigentliche, das Ersehnte und Erfüllende zu erwerben.
Hier sind wir bei der Grundaussage für das Reich Gottes. Gott will nichts Halbes, ein bisschen, ein Teil – sondern er will das Ganze.
Dort wo ein Mensch bereit wird, sich ganz für Gottes Reich einzusetzen, dort fließt Fülle.
„Wer hingibt, der empfängt“ sagt Franz von Assisi.
Bischof Stählin: „Das Reich Gottes wird nur dem zuteil, der den ganzen, ungeteilten Einsatz mit allem, was er ist und hat nicht scheut. Das Überragende, nämlich Gott, ist kein Tausch- oder Handelsgeschäft.“
Gott gibt sich ganz – ungeteilt – in seinem Sohn Jesus Christus. Deshalb erwartet er unsere ganze Bereitschaft, unser uneingeschränktes Ja zu seinem Auftrag, zu seinem Führen und Leiten.
Jesus sagt: „Wer mir nachfolgen will, darf nicht an sich selber denken, sondern muss sein Kreuz willig auf sich nehmen und mir nachfolgen.“
Klare Konsequenz – uneingeschränktes Ja – erwartet Gott.
Um an seinem Reich teilhaftig zu werden, um es zu erwerben, ist absoluter Gehorsam nötig.
In unseren Gleichnissen haben beide alles geopfert, um das Mehr zu erlangen.
Für uns die Frage: Halten wir noch etwas zurück?
„Alles“ – wo bremsen unsere Wünsche, unsere Lieblingsgedanken uns aus? Wo hindert uns der oder die Nächste? Wo überwuchern Arbeit, Sorgen oder Probleme unser Dranbleiben an Gott?
Schniewind: „Preisgabe des ganzen Seins und Lebens gehört zur Jüngerschaft und ist des Ganzopfers wert.“
3 Gewinnen
Die beiden Männer waren glücksbeseelt. Sie hatten das erworben, wofür sich ihr Ganzeinsatz gelohnt hat.
Barclay: „Es gibt nichts Schöneres als das Reich Gottes auf dieser Welt. Im Reich Gottes sein heißt, sich dem Willen Gottes beugen und danach handeln; das heißt, dies zu tun, ist keine düstere, quälende Angelegenheit, sondern etwas sehr Schönes.“
Frieden des Herzens, Freudigkeit und Schönheit des Lebens werden wir nur finden, wenn wir den Willen Gottes annehmen und danach handeln.
Reich Gottes – somit Verzicht auf all die Schönheiten dieser Welt? Ganz im Gegenteil – es gibt viele gute und schöne Dinge in der Kunst, Musik, der Literatur, in menschlichen Beziehungen …
Wir sollen und brauchen diese nicht entbehren oder sie herabsetzen.
Aber wir bekommen das Schönste und Reichste, indem wir freiwillig uns dem Willen Gottes unterstellen, ihn an erste Stelle setzen. Wir werden Freunde Gottes, Beschenkte aus seinem Reich.
Voigt: „Der Grund zur höchsten Freude ist, dass wir das Reich Gottes, das heißt, dass wir Jesus entdecken und gewinnen.“
Wer Jesus einmal kennengelernt hat und bei ihm lebt, für den ist es geradezu unvorstellbar, ohne ihn sein zu müssen.
Leben als die Beschenkten, die den ganzen Reichtum der ewigen Welt erfahren haben und immer wieder neu erfahren.
Leben aus der Kraftquelle, der nie endenden Energieversorgung.
Wir können voller Freude bekunden: Wir erleben ihn im Annehmen, im Folgen und im Hingeben.
Alles für mehr – uns ganz für die Fülle seiner Zuwendungen.
Voigt: „Einfach davon leben und darauf zu leben, dass Gott uns um Christi willen bejaht, akzeptiert, Wert hält und uns damit auch zur Auferstehung der Toten gelangen lässt.“
So lässt man, was war, und streckt sich nach dem, was vorn ist.
In ihm, bei ihm, mit ihm ist alles was ich brauche. Er füllt unseren Mangel aus, er schenkt uns seine Gaben, sein Ja hilft uns in unserer Not, in jeder Situation. Er ist und bleibt alles und in allem.
Nehmen wir ihn auf – geben wir ihm unser Alles für mehr. Er handelt heute noch genauso wie damals. AMEN.