Kadosch – Heilig

Sonntag, 25. August 2024

3. Mose 19, 1-2

Der Herr befahl Mose, dem ganzen Volk dies mitzuteilen: „Ihr sollt heilig sein, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig!“

Kadosch – heilig (hebräisch)

Israel –  das herausgerufene Volk von Gott, unterwegs aus der Gefangenschaft in Ägypten. In wundersamer Weise erleben sie die Befreiung mit dem Durchzug durchs Rote Meer.

Am Ufer der Rettung redet Gott mit Mose und gibt ihm folgenden Auftrag: „Ihr sollt heilig sein“ 

Damit sind wir beim Thema: kadosch – heilig

Drei Punkte wollen uns diesen Befehl Gottes aufschlüsseln:

  1. Der „ich-bin“
  2. Das „ihr-sollt“
  3. Die „wir-sind“

1 Der „Ich-bin“

Heilig – vollkommen, vollendet, göttlich, gut, richtig, rein – alles was mit Gott in Beziehung steht.

Gott offenbart sich in seiner Heiligkeit dem Volk Gottes. Heilig – erfahrbar in seiner ewigen Liebe, in seinem Schenken und Wirken.

Heilig – der Rufende und Mahnende. Er will sich ereignen, mit Menschen Geschichte machen.

So führt er sein Volk, bringt es durch alle Anfeindungen hindurch, wirkt Wunder um zu zeigen, dass er der alleinige, lebendige, heilige Gott ist.

Gott ist der Maßstab für „kadosch“, für heilig. Er ist die Harmonie, die wohldurchdachte Ordnung. Sie überträgt sich auf alles, was mit ihm in Einklang ist. „Siehe, es war alles sehr gut“ – sagt Gott nach der Schöpfung.

Der „Ich-bin“– ereignet sich, indem er mit seinem Volk Zeugnis sein will in der heidnischen Welt, in einer Welt, die sich den Göttern und Götzen zuwendet. 

Sein Volk aber ignoriert ihn immer wieder. So schickt er seine Boten, die zurechtweisen sollen und müssen.

Heute Mose: Ihr sollt heilig sein!

2 Das „Ihr-sollt“

Gott, in seiner Liebe und in seinem Schenken, erwartet Antwort und gibt klare Anweisungen, seine 10 Gebote.

Gottes heilige Ordnung; „Ihr sollt!“ Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, dem einengenden „Du darfst nicht“, sondern aus bedingungsloser Liebe bereit, ihm zu gehorchen.

Der Mensch, der von Gottes Liebe überwältigt ist, kann nicht mehr anders. Für ihn ist es kein „muss“, sondern eine Antwort auf alle Zuwendung und alles Schenken, was er erfährt.

„Ihr sollt“ – ein bewusster und freiwilliger Verzicht auf alles, was von Gott trennt oder trennen will. Ihr sollt heilig sein – somit eine Grundhaltung.

Heiligung wirkt sich nicht nur im Sakralen, am Sonntag beim Gottesdienst, sondern genauso im Alltag aus.

Voigt:  „Heiligung der Menschen bedeutet, dass sie in den Raum Gottes hineingehören. Da aber Gott ein persönlicher Gott ist, der mit den Seinen redet und mit ihnen Gemeinschaft auf Du und Du hält, sind die personalen Kräfte des Menschen nicht ausbezirkt, sondern ausdrücklich eingeschlossen. Es ist nicht wahr, dass man im Tempel Gott gehört, während man draußen im Heidentum versinkt. Gott ist der Herr des ganzen Lebens, weil er der Schöpfer und Herr aller Welt ist.

„Bedenke bei allem das Ende“ oder anders ausgedrückt: Bedenke: Bringt mich das im Blick auf meinen Glauben und mein an Gott sein weiter oder hindert es mich?

3 Das „Wir-sind“

Fortwährend erkennen wir, dass wir nicht vollkommen sind und immer wieder neu Fehler machen.

Ihr sollt heilig sein – wie leicht schleichen sich Gewohnheiten, Nachlässigkeiten und Abgestumpft-sein in unser Leben ein.

Wie schnell sind wir im Fragen im Blick auf Gottes Führungen, bekommen wir Zweifel, ob wir auf dem richtigen Wege sind.

„Ihr sollt heilig sein“ eine ständige Frage an uns: Wo stehen wir? Sind wir noch offen für sein Reden und Führen?

Unser Text heute will uns helfen, dass wir überdenken: Was ist mit unserem „kadosch“?

Gottfried Büchner gibt uns folgende Hilfestellungen, an denen wir unser „kadosch“ unser „heilig sein“ überprüfen können.

  1. Verwahrende oder bewahrende Mittel:

        Die tägliche Buße

        Die Wachsamkeit

        Mäßigkeit

        Vermeidung der Gelegenheit zu sündigen

        Die Treue im Hinwegräumen von Hindernissen

        öfter Prüfung seiner selbst.

  • Stärkende Mittel:

        Die Übung des Glaubens

        Die Behandlung des Wortes Gottes

        Heilige Betrachtungen

        Das Gebet

        Rechte Anwendung des Sabbaths

        Andächtiger Gebrauch des heiligen Abendmahls

        Aufmerksamkeit auf den Trieb des Heiligen Geistes

        Umgang mit heiligen Personen

        Nachahmung guter Beispiele

Bei dieser Aufzählung erkennen wir sehr schnell, wer wir sind, wo es in unserem Heiligungsleben fehlt –  jeder sicher an einem anderen Punkt.

Kadosch – Ihr seid heilig – wir alle sind herausgefordert, dass unser Heilig-sein an jedem Ort und in jeder Stunde erfolgt.

Heinrich Langenberg:  „Das Heiligungsleben ist ein Werden, ein Umwandlungsprozess, ein Sich-Anpassen gemäß dem, der uns tatsächlich ruft. … Es ist der Zerbruchsweg für den alten Menschen. … Das Fundament unserer Heiligung liegt nicht in uns, das wäre einfach unmöglich, sondern in dem, was Gott aus Gnaden für uns getan hat.

Kadosch – das „Wir-sind“ – also nichts Vollkommenes, Sündloses, Abgeschlossenes, sondern ein Werdendes.

Langenberg;  -„Praktische Heiligung ist nicht Passivität, sondern vertrauensvolles Annehmen und Hingabe. Sie ist bewusste Gleichschaltung mit dem Willen Gottes.“

Heilig sein – ein ständiger, immerwährender Lernprozess.

Verzagen wir nicht – einer ist da, der uns heilig macht. Christus, Jesus, er hat stellvertretend für uns unsere Unheiligkeit am Kreuz gebüßt. Nur durch ihn werden wir heilig.

In jeder Eucharistie wandelt er unser unheilig in heilig. Sein Ja für unser Versagen, für unser Nicht-Genügen.

Voigt:  „Wir müssen, weil wir den Herrn bei uns gegenwärtig wissen – alle Tage, bis an der Welt Ende – auch aus dieser Gegenwart Christi leben – und lieben. Nur dass wir nie vergessen: Unsere Heiligkeit lebt ganz und gar von der seinen.

„Ihr sollt heilig sein, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig!“

Wir haben einen Gott der ist, der war und der sein wird,  der „Ich bin“.

Daraus wird uns das „ihr sollt“ ermöglicht und wir sind es allein durch sein Ja zu uns. Er schenke uns täglich die Bereitschaft, dass wir uns in dem „wir sind“ einüben und reifen.

Kadosch – heilig. Amen.

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