Wie du mir, so ich Dir

Eine meditative Betrachtung
Sonntag, 20.10.2024
-Sr. Amadea-

Matth. 5, 38-48

Es heißt auch: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Ich sage euch aber: Leistet keine Gegenwehr, wenn man euch Böses antut. Wenn jemand dir eine Ohrfeige gibt, dann halte die andere Wange auch noch hin.

Wenn einer dich vor Gericht bringen will, um dein Hemd zu bekommen, so gib ihm auch noch den Mantel.

Und wenn einer von dir verlangt, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei Meilen mit ihm.

Gib jedem, der dich um etwas bittet und weise keinen ab, der etwas von dir leihen will.

Es heißt bei euch: Liebt eure Freunde und haßt eure Feinde. Ich sage aber: Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch verfolgen.

So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel, denn ER lässt seine Sonne für Böse wie für Gute scheinen und er lässt es regnen für Fromme und Gottlose.

Wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden, dass ihr die Menschen liebt, die euch auch lieben? Das tun sogar die Zolleinnehmer, die sonst nur auf ihren Vorteil aus sind.

Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet, ist das etwas Besonderes? Das tun auch die, die von Gott nichts wissen. Ihr aber sollt so vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel.

Wie Du mir, so ich Dir
– oder wie war das mit der anderen Backe?

Au, Herr Lehrer, das tat weh.
Morgen komm ich nimmermeh.
Übermorgen noch einmal,
aber mit mei’m Großpapa.
Großpapa ist nicht so dumm
der schlägt dem Lehrer die Nase krumm.

Nimmst Du mir die Schaufel weg, mach ich Dir die Sandburg kaputt.

Haust Du meinen Pfarrer, schlag ich Deinen Prediger

Erschlägst Du meine Frau, ermorde ich Deinen Bruder.

Auge um Auge
Zahn um Zahn
Rakete gegen  Rakete
Bombe gegen  Bombe
Panzer gegen Panzer

Liebet Eure Feinde! – Was hat sich Christus denn dabei nur gedacht?

Was soll werden, wenn man sich alles gefallen läßt?

Wohin steuert die Welt, wenn das Böse unvergolten bleibt?

Ist das die neue Art von Gerechtigkeit?

„ER lässt seine Sonne für Böse wie für Gute scheinen und er lässt es regnen für Fromme und Gottlose.“

Gott kann mehr.

Er kann sie hinhalten, die andere Backe

Er kann ihn weggeben, den warmen Mantel

Er kann sie aushalten, die Feindschaft und den Haß.

Seine Liebe schenkt die Freiheit,
zu vergeben statt zu vergelten

Seine Liebe schenkt die Freiheit
zu schenken statt zu fordern.

Seine Liebe schenkt die Freiheit
entgegenzugehen statt davonzulaufen.

Sie will uns durchdringen, diese Liebe

nicht als Freibrief für Anarchie und Diebstahl

nicht als Rechtfertigung für Mißbrauch, Gewalt und Blutvergießen

nicht als Begründung für Lüge und Betrug.

Sie will uns öffnen für eine Welt,
die größer ist als unsere menschlichen Grenzen

Sie will uns öffnen für eine Welt,
die universeller ist als unser Horizont.

Sie will uns öffnen für eine Welt,
die hinausreicht über unser Ermessen.

Die Liebe Gottes, die in Christus zu uns kommt,
will in uns größer werden als unsere Angst, zu verlieren.

Sie will uns stärker machen als unsere Kraft zur Selbstverteidigung.

Sie erweitert das Recht um die Liebe

Sie erweitert die Wahrheit um die Barmherzigkeit.

Sie erweitert die Suche nach uns selbst um die Freiheit zur Hingabe.

Die Liebe Gottes will in Jesus Christus hineinscheinen

in die Dunkelheit des Kämpfen-Müssens,

in die Finsternis des Haben-Müssens,

in die Düsternis der Vergeltung.

Sie will uns befreien zu einer Liebe ohne Grenzen, die nicht hin-, sondern herrichtet.

Sie will uns bereit machen für eine Welt jenseits von Ängsten, Zwängen, Rache  und Vernichtung.

Sie will uns in unserer erlösungsbedürftigen, unvollkommenen  Zeit bereit machen  für seine ewige Welt, die als Zuhause auf uns wartet.  Amen.

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