Er, nicht ich

Predigt vom 16.03.25

Johannes 3, 16-18

16 Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.

17 Gott hat nämlich seinen Sohn nicht zu den Menschen gesandt, um über sie Gericht zu halten, sondern um sie zu retten.

18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht verurteilt werden. Wer aber nicht an den einzigen Sohn Gottes glaubt, über den ist wegen seines Unglaubens das Urteil schon gesprochen.

ER, nicht ich

„Du kannst!“

„Du mußt!“

„Du brauchst!“

„Du sollst!“…

Moderne Konzepte legen alles in die Hände des Menschen – weil  Du selber „göttlich“ bist.

Also hat Gott die Welt geliebt.“ schreibt Johannes und widerspricht dem zweitausend Jahre alten Zeitgeist.

Er – nicht ich – hat diese Welt geliebt, und zwar länger schon, mit einer Intensität, die nicht von dieser Welt ist.

Wir sind es ihm wert.

1. Die teuerste Geste

2. Das größte Geschenk

3. Der Richtige für uns

1. Die teuerste Geste

Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab.

Gott liebt die Welt.

Er liebt mit ganzer Kraft.

Da ist keine vornehme Zurückhaltung, sondern göttliche Kraft, volle, pralle, ungebremste Sympathie für den Menschen.

Gott liebt nicht irgendwann mal irgendwen, sondern heute uns, genau genommen seit tausenden von Jahren schon alle und alles, was er geschaffen hat.

Gott liebt. Er liebt nicht „America first“, sondern die Welt, das heißt alle und alles, Putin inklusive, nicht irgend eine besondere Gruppe mehr oder weniger.

Gott liebt größer und stärker, als man träumen kann. Das sprengt den Rahmen unserer Vorstellungskraft.

Gott liebt die Welt sogar mit allem, was in ihr häßlich ist.

Das kostet ungeheure Kraft.

Er liebt die Erde trotz allem, was daneben geht, unvollkommen oder fehlentwickelt ist.

Er liebt mehr, als man meint.

Wir sind die Welt, wir sind Gottes Glücksstern, den er zum Strahlen bringen will, trotz allem, was daneben geht.

Wir sind die Welt, die Gott liebt, trotz unserer Unfähigkeit, so zu sein, wie wir sein wollen oder könnten.

Es gibt keine Vorbedingungen, um von Gott geliebt zu werden, keine Mindestvoraussetzungen oder sonstige Standarts.

Gott liebt, weil er will und kann und weil er geschaffen hat: uns, was um uns ist und hält und trägt.

Starke Leidenschaft ist Gottes Programm.

Gott liebt die Welt – und zwar so stark, daß man sich nicht dagegen wehren kann.

Er findet sich nicht damit ab, die Liebe nur zu äußern oder anzuzeigen, er beweist sie durch seine teuerste Geste.

Er will, daß man seine Liebe nicht nur hört und sieht, sondern daß sie erlebbar wird, so nah und intensiv, wie ein riesen Rosenstrauß voll Duft und voller Blüte.

Gott liebt die Welt nicht nur mit warmen Worten, sondern in Christus, seinem Sohn.

Das ist der stärkste Ausdruck, den er der Liebe geben kann, ein Zeichen mit Wirkung – nicht nur ein Zeichen zum Anschauen.

Christus ist die teuerste Geste Gottes.

Christus wirkt neue Nähe zu Gott – eben und gerade für alle die, die sich weit, weit weg von ihm fühlen: die Welt. Wir auch? Alle, jeder ist gemeint,  die teuerste Geste Gottes zu sehen und entgegenzunehmen.

Jeder ist gemeint, ob er’s glauben kann oder nicht.

In Christus spricht Gott jeden an. Eine größere Geste von Liebe kann es nicht geben.

Gott meint in Christus alle, alle sind es ihm wert, wirklich alle.

Das beinhaltet sämtliche Falschmacher und Falschmacherinnen dieser Erde, die ganze Welt.

Gott liebt diese Welt. Er zeigt uns das in Christus. Das ist nicht nur die teuerste Geste, sondern zugleich

2. Das größte Geschenk

Gott hat nämlich seinen Sohn nicht zu den Menschen gesandt, um über sie Gericht zu halten, sondern um sie zu retten.

Retten statt richten  –  Gott ist nicht das schwarze Monster für schwer erziehbare Kinder, das die Guten belohnt und die schweren Finger bestraft.

Gott tickt anders. Er ist kein Gott der kleinlichen Sympathie für wohlerzogene Menschenkinder.

Er ist ein Gott der Sympathie für schlimme Finger.

Gottes Zuneigung kann in Christus über unsere Unzulänglichkeit hinwegsehen.

Christus ist die Großzügigkeit Gottes, die alles beiseite schafft, was trennend dazwischen steht – zwischen uns und Gott.

In Christus schenkt Gott dem Menschen die Gerechtigkeit, die keiner kaufen kann, Gerechtigkeit vor seinen Augen.

In Christus rettet Gott den Menschen vor sich selbst, das heißt, seinem eigenen, allzu menschlichen Abgrund, dem menschlichen Hang zu Ungerechtigkeit, Unwahrheit usw.

Christus rettet mich vor meiner Fehleinschätzung – und da gibt es so viele Dinge, in denen Menschen sich irren, wenn es auch nur für einen winzigen Augenblick ist, in dem eine falschen Information, ein missverstandenes Wort oder einfach ein komisches Gefühl für katastrophale Folgen sorgen.

Christus rettet mich. Das bedeutet aber nicht, daß Gott fünfe gerade sein lässt – so nach dem Motto: „Schwamm drüber, ist ja alles halb so schlimm“.

Gottes Rechtsanspruch ist und bleibt eine steile, unerfüllbare Norm, die so hoch ist, daß keiner sie erfüllen kann.

Gott verzichtet nicht auf sein Recht, er ist und bleibt anspruchsvoll.

Die Gerechtigkeit in Christus ist aber die einzige Möglichkeit für den Menschen, Gottes Anspruch zu genügen.

Gezwungen wird keiner, aber es gibt keine andere Chance.

In Christus beschenkt mich Gott mit einer höheren Gerechtigkeit, einer Gerechtigkeit, die nicht von dieser Welt ist, die Gerechtigkeit in seinen Augen.

In Christus bin ich der, der ich sein soll – nicht Ritter ohne Furcht und Tadel, sondern trotz Furcht und Tadel.

„Gerechter vor Gott“ ist ein wertvoller Titel, wertvoller als ein Doktortitel, schon deshalb, weil er sich weder kaufen noch abschreiben oder selber zu erwerben ist. Man muß ihn sich schenken lassen.

Es hat nie etwas mit Logik zu tun, schon aber mit der Logik der Liebe, die Gott antreibt.

Jeder, der sich wach beobachtet, merkt, daß man einem sympathischen Menschen eher etwas verzeiht als einem unsympathischen.

Weil Gott die Welt in Christus liebt, verzeiht er der Welt ihre Fehler – ganz gleich, wie viele und welcher Art – was aber nicht bedeutet, daß damit eine Weichwaschmaschine entstanden ist, die man nach Belieben ein- und ausschalten kann.

In Christus werden wir so viel mehr, als wir sein können. Wir werden zu von Gott geliebten Wesen, zu denen, die den Traum Gottes verwirklichen, den Traum von einer freien, gerechten, wahrhaftigen Welt.

Mit uns will Gott das machen, mit denen, die verrückt genug sind, das zu glauben, daß es auch eine Welt ohne Lug und Trug geben kann.

Allein in Christus können wir mehr werden, als Falschmacher unter Falschmachern. Wir können zu denen werden, die Mut haben, das Vertrauen zu wagen.

Gezwungen wird keiner. Man muß nichts, aber wir können.

Es ist Gottes Gelegenheit, die er bietet, nicht verordnet.

Es ist sein offenes Angebot an fantasievolle Lebewesen, am Leben teilzuhaben, an einem Leben, in dem es keine Kerkermauern mehr gibt.

Der Glaube spielt darin die entscheidende Rolle. Er hat die Schlüsselfunktion.

Allein durch den Glauben kann es geschehen. Durch den Glauben allein wird Gottes Geschenk greifbar.

Im Glauben wird Christus

3. Zum Richtigen für uns

Wer an ihn glaubt, der wird nicht verurteilt werden. Wer aber nicht an den einzigen Sohn Gottes glaubt, über den ist wegen seines Unglaubens das Urteil schon gesprochen.

Gott will uns alle haben. Er will uns alle als lebendig sehen, um seinen Traum vom Leben zu verwirklichen.

Er zwingt sich aber niemand auf.

Der alle liebende Gott ist und bleibt auch ein urteilender Gott.

ER ist keiner von denen, die kein klares Bild von dem hätten, was gut und böse ist.

Er lässt sein Urteil auch nicht auflösen, was als böse oder lebenszerstörend erkannt wird, wird von Gott auch immer verurteilt.

Es gibt keine Sympathie für das lebenszerstörende bei Gott. Das heißt, er urteilt scharf.

Gott benennt eine klare Grenzen zwischen dem, was gut und böse ist.

Er ist kein Wischi-Waschi-Apostel, wo am Ende irgendwie immer alles gut wird, sondern einer, der eine rote Linie erkennt zwischen dem was gut ist und was nicht.

Christus ist der Richtige für uns.

Durch den Glauben gelingt es zwar auch nicht immer, die richtige Entscheidung zu treffen, aber es gelingt, klarer zu sehen, was zum Leben führt und was nicht.

Der Glaube macht uns ansprechbar für die Sichtweise Gottes, die weiter reicht als meine eigene.

Es herrscht eine neue Offenheit und Klarheit.

Christus ist der Richtige für uns. Er will mehr aus unserem Leben machen, als nur ein Vegetieren in der Grauzone.

Er will Licht ins Dunkel bringen und in jeden Morast des Lebens, der Menschen in sich gefangen hält.

Er will frei uns davon frei machen, etwas darzustellen zu müssen, was wir nicht sind.

Christus ist der Richtige für jeden, das das glauben kann und der sich mitnehmen lässt.

Der Glaube ist der Schlüssel.

Der Glaube schließt die große Welt der Sympathiebeweise Gottes auf. Er lässt uns viel mehr sein, als wir selber sein können.

Wir können mit verschlossenen Fenstern und Türen leben oder aufmachen.

Christus ist der Richtige für uns. Er, nicht ich, hat diese Welt geliebt. Ich kann mich nur lieben lassen. Amen.

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