Von Gott erfaßt

Meditative Betrachtung vom 23.03.2025

Jeremia 20, 7-11a

7 Herr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen! Du bist stärker als ich und hast den Kampf gewonnen. Und nun werde ich lächerlich gemacht – tagaus, tagein; alle verhöhnen mich!

8 Denn sooft ich das Wort ergreife, schreie ich: “Gewalt und Zerstörung erwarten euch!” Deine Botschaft bringt mir nichts als Hohn und Spott.

9 Wenn ich mir aber vornehme: “Ich will nicht mehr an den Herrn denken und nicht länger in seinem Namen reden”, dann brennt dein Wort in meinem Herzen wie ein Feuer, ja, es glüht tief in mir. Ich habe versucht, es zurückzuhalten, aber ich kann es nicht!

10 Ich höre viele hinter meinem Rücken tuscheln: “Von ihm hört man nichts als Schreckensmeldungen! Zeigt ihn an, wir wollen ihn verklagen!” Alle, denen ich vertraut habe, lauern darauf, wann ich zu Fall gebracht werde. “Vielleicht lässt er sich hereinlegen, dann ist er in unserer Gewalt, und wir können uns an ihm rächen!”, sagen sie.

11 Aber du, Herr, stehst mir bei wie ein mächtiger Held! Darum werden meine Feinde stürzen und nicht den Sieg davontragen.

Von Gott erfaßt

„Komm nur zu Jesus, und alles wird gut“

Der “liebe Gott” ist dazu da

die Sorgen wegzunehmen

die Probleme aufzulösen

Glück und Gesundheit zu garantieren

für Erfolg und Wohlergehen zu sorgen.

Glaube ist ein Wandeln auf sonnigen Höhen

Gott gehorchen bringt Friede und Freude.

Alles wird gut!

So oder so ähnlich hätten wir es doch alle gerne.

1. Tiefenwege

7 Herr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen! Du bist stärker als ich und hast den Kampf gewonnen. Und nun werde ich lächerlich gemacht – tagaus, tagein; alle verhöhnen mich!

zur Ursache

Jeremia

Er ist von Gott gerufen, Unheil zu verkünden, weil das Volk Israel sich dem Götzendienst zugewandt hat, Kinderopfer inbegriffen.

Er ist von Gott erwählt, Gericht anzudrohen, weil der Frevel an Gottes Geboten zum Himmel schreit – Ehebruch und Vergewaltigung, Diebstahl und Mord, Ausbeutung und Entrechtung stehen auf der Tagesordnung.

Er ist von Gott geschickt, die Israeliten zurechtzuweisen, weil sie Gott nicht Gott sein lassen wollen und sich selbst an seine Stelle setzen.

Er erntet dafür kein Lob.

Er erntet dafür keinen Dank.

Er erntet dafür keine Einsicht.

„Miesmacher und Totenvogel“

„Spaßverderber und Moralapostel“

So was brauchen die selbstgerechten und scheinfrommen Israeliten nicht.

Die Tempelpolizei mißhandelt ihn.

Seine Prophezeihungen werden öffentlich verbrannt.

Seine eigenen Verwandten versuchen, ihn auszuschalten.

Sie nehmen ihn gefangen und stecken ihn in eine feuchte Zisterne.

Sein Leben ist in Gefahr um seines Auftrags und seines Gottes willen.

2. Fluchtgedanken

Jeremia hat die Nase voll.

Jeremia hat Angst um sich selbst.

Jeremia hat genug von Gott.

„Und nun werde ich lächerlich gemacht – tagaus, tagein; alle verhöhnen mich! …Deine Botschaft bringt mir nichts als Hohn und Spott.

Jeremia will nicht mehr.

Er will nicht mehr reden

Er will nicht mehr kämpfen

Er will nicht mehr leiden.

Er will ihn nicht mehr hören, den Gott, in dessen Namen er einschreiten soll gegen Unrecht, Mißbrauch und Gewalt.

Er will nicht mehr für ihn predigen, um Rückbesinnung zu erreichen und dadurch Verderben und Vernichtung und die Verschleppung nach Babylon abzuwenden.

Er will nicht mehr für ihn einstehen, für den Gott, dessen Ziel die lebendige Verbindung mit den Menschen ist, die er geliebt, geschaffen und gewollt hat.

Aber: Gott läßt ihn nicht los. Jeremia kann und darf seine Berufung nicht einfach an den Nagel hängen wie irgendeinen beliebigen Job.

Gott läßt ihn nicht los – und er läßt ihn nicht umkommen. Jeremia  erfährt in der tiefsten Verzweiflung und Angst den Gott an seiner Seite, der größer ist als alles, was er selber kann und hat, größer als alles, was ihn zu Boden drücken und niederwerfen will.

Er lebt in der Gewißheit der Bewahrung und wird nach dem Sieg der Babylonier freigelassen – anders als das uneinsichtige Volk Israel.

Und: Der Gott, der ihn berufen und bewahrt hat, gibt nicht auf und hört nicht auf, durch die Jahrtausende hindurch auf Menschen zuzugehen, um sie herauszuholen aus den Zwängen ihrer Schuld.

3. Für immer Hilfe

Gott hat uns  Menschen zu sich hin geschaffen.

Er will, daß unser Leben gut wird.

Er will unser Glück.

Er will, daß wir in ihm Hilfe und Halt in allen Sorgen und Schmerzen, Antwort auf unsere Fragen und die Möglichkeit zur Vergebung finden.

Menschenopfer und Kinderschändung

Streit und Haß

Krieg und Mord

Ausbeutung und Übervorteilung

„Deutschland, Deutschland über alles“ und „America first“

Wenn der Mensch nur sich selber sucht, verläßt er die Verbindung zu dem, der ihn geschaffen hat.

Er verläßt den Boden, auf dem sein Glück gedeihen kann.

Er wirft den Stab weg, an dem er sich halten kann.

Er untergräbt das Fundament seines Lebens.

Gott ruft zur Rückkehr.

Und: Gott schickt Hilfe. In seinem Sohn Jesus Christus, fast sieben  Jahrhunderte nach Jeremia, schenkt er uns den Schlüssel, der uns befreit aus dem Gefängnis unseres Für-uns-selber-Kämpfen-Müssens.

Er läßt sich selber los, damit wir nicht an uns festhalten müssen.

Er läßt sein Leben los, damit wir unseres zurückgewinnen können.

Jesus Christus läuft nicht weg vor dem Spott.

Jesus Christus gibt nicht auf in der Angst.

Jesus Christus kapituliert nicht vor dem Tod.

Seine Auferstehung macht  unsere Rückkehr möglich in die Gemeinschaft mit dem Gott, den unser Herz solange suchen wird, bis es seine Ruhe und sein Glück in ihm gefunden hat. Amen.

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