30.07.2023 -Br. Markus – Matthäus 5, 13-16
Wie ist denn das – kann ich überhaupt etwas ändern – ich, als Einzelner als einer von 9.963 Bewohnern Dettingens, als einer von 83.2 Millionen Deutschen, als eine von 8 Milliarden Menschen auf diesem Planet? Doch wohl eher nicht. Es fühlt sich immer ganz anders an, so, als könnte ich nicht, würde ich nicht oder wollte ich nicht. Zu unbedeutend, zu klein, zu nichtig scheint der Einzelne zu sein, als daß er etwas ändern könnte.
Fade, einsam, nutzlos und dunkel fühlt sich das an, ist aber anders.
1. Wir würzen
Ihr seid das Salz, das diese Welt vor dem Verderben bewahrt
Salz, Symbol für würzende, reinigende und erhaltende Kraft. Ihr seid das Salz. Ihr erfreut mich. Ihr bringt Würze in mein Leben und das Leben der Welt.
Ihr seid das Salz.
Jeder Christ ein kleiner Sonnenstrahl, jeder Glaubende ein Salzkorn – so wie der Enkel für den Opa ein Stück Sonne ist. Wir würzen Gottes Sein nicht mit dem, was wir sind, sondern mit dem, worauf wir uns zubewegen. Der kleine Gedanke an ihn würzt sein Leben. Unsere Hoffnung auf ihn verfeinert das Aroma. Unsere Liebe gibt den letzten Schliff. Der kleine Augenblick. Stille Sekunden. Innehalten im Getriebe. Aufmerksamkeit. Atemzüge.
Christen würzen Gottes Sein – wo zwei oder drei versammelt sind. Gott hatte den Menschen zur Begegnung erfunden. Nicht fade Einsamkeit, würzige Gemeinsamkeit ist seine Idee.
„Ihr seid das Salz“
Die Suppe ist ganz schnell versalzen, vesteht man Gottes Wertschätzung als Besserwisserei, Besserseinwollen oder Besserdastehn als andere. Bei Gott ist kein Platz für irgendeine Dünkelhaftigkeit – im Gegenteil. Salz der Erde sein heißt, viele Dinge ganz genau so tun wie alle anderen sie tun, der ganz normale Mensch sie macht. Christen sind ganz normale Menschen, sind es aber nicht, um sich in der Normalität zu verlieren.
Der Theologe Voigt sagt:
„Christus hat nicht gesagt ihr seid der Honig der Welt sondern Salz der Erde“
Salz unterscheidet sich von der Suppe eben darin, daß es anders schmeckt, anders als Pommes, anders als Salat, anders als Gemüse, eben nach Salz. Salz ist salz – ist Salz, war Salz, muß Salz bleiben.
Salz soll sich nicht auflösen wie Zucker im Kaffee, sondern Aroma geben. Nicht die Besserwisserei, aber das Wissen um Verantwortung zwingt uns deshalb, jeden gelebten Augenblick zu überdenken. Scharf ist das, was Gott für scharf hält – nicht jedes x-beliebige weltanschauliche Gulasch an der Straßenecke.
Ein kraftvolles Dasein gelingt nur, wenn Christus trägt. Er ist es, der uns zur Erkenntnis führt, die Barrieren in uns abbaut. Er bringt zum Strahlen und macht uns zum Licht der Welt.
2. Wir leuchten
Ihr seid das Licht, das die Welt erhellt. Eine Stadt, die hoch auf dem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben Man zündet ja auch keine LAMPE AN UND DECKT SIE DANN ZU. Im Gegenteil. Man stellt sie so auf, daß sie allen im Hause Licht gibt Genauso soll euer Licht vor allen Menschen leuchten. An euren Taten sollen sie euren Vater im Himmel erkennen und ihn auch ehren
Wir leuchten, 50 – 100 oder 1000 Watt. Wir leuchten auf ganz andere Art. Durch etwas, was von innen nach außen dringt. Licht und Kraft – das läßt sich nicht aufsetzen oder antrainieren. Da ist nichts Gemachtes oder Selberherbeigelächeltes, sondern Christusenergie pur.
Jesus ist Licht. Licht vom ewigen Licht.
Und da sind wir – und die Kirche, die wir Licht sind oder sein sollten, und doch auch Dunkelheit verbreiten. Man muss nicht die vielgeplagten Kreuzzüge, Hexenverbrennungen und Ketzerprozesse betrachten. Auch heute, in unserem normalen Alltag, passieren auch unter frommen Menschen extrem schattige Dinge.
Zu diesen Menschen sagt Christus: „Ihr seid das Licht der Welt.“
Ich bin Licht – an mir sind Schatten. Sie stehen im Widerspruch zu dem, wie ich sein sollte. Ich leuchte – man muss ja nicht gleich eine Wunderkerze sein. Behaupten kann man sowieso nichts – sagt der Theologe Voigt.
Wir können uns nur vornehmen, Licht zu sein. Wir leuchten im Begreifen, daß nicht wir, sondern Christus in uns leuchtet. Eucharistie, Leuchtfeier. Die Lampe muss gesetzt werden, damit alle im Haus ein bißchen Licht bekommen. Licht, damit man sich zurechtfindet. Damit man weiß, wohin man geht. Damit man sich nicht gegenseitig stößt oder umrennt, damit man unterscheiden kann, Gefahren sieht, damit das unheimliche Schreckliche sich nicht verstecken kann.
„Wir sollten uns nicht übernehmen, aber ein wenig Helligkeit sollten wir verbreiten“ sagt der Theologe Voigt.
Licht vom ewigen Licht. Heller Schein. Es geht nicht um den privaten Heiligenschein oder eine religiös verbrämte Strahlemann- Aura. Die Erleuchtung durch Christus beginnt tief in mir, indem ich meine ureigensten Schatten sehen kann, indem ich meinen Schatten erkenne und aushalte, nicht darin, daß ich in Ekstase überdröhne, was in mir dunkel ist.
Wir sind das Licht, wir tun nicht nur so, als ob wir helle wären. Wir wissen um den Schatten und um seine zerstörerische Kraft. Unsere Berufung zum Licht kann nicht glaubhaft gelebt werden, wo sie die eigene Dunkelheit ignoriert oder schönredet. Ohne Vergebungserfahrung bin ich bestenfalls eine Blendgranate unter Millionen von Irrlichtern der Welt.
Wir sind in Christus erhellt. Das ist kein Psychotrick oder ein Mantra, sondern reale Erfahrung Gottes. Nicht ich, Christus macht die Tranfunzel zum Atomkraftwerk. Sein Licht ist das Geschenk und zugleich die Verantwortung, Tag und Nacht. Im Licht des Auferstandenen kann ich mich ganz neu sehen, ich kann mich sehen, wie Gott mich sieht. Das ist mein wahrer Wert.
Ich bin im Licht geliebt – mit allem was ich an Ausrutschern und Irrtümern produziere. Ich bin nicht das arme Schwein, das immer alles falsch macht, ich bin aber auch nicht der heilige Ritter ohne Furcht und Tadel. Ich bin weder der Riese noch der Zwerg. Ich bin das Licht, das mich durch Christus verwandelt zum Licht der Welt. Es geht weniger darum, wie ich zum Leuchtturm werde, als vielmehr darum, ob ich meine Dunkelheit verwandeln lasse.
Wir sind ganz schön scharf. Unser Selbstwert ist die Bewertung, die man von sich selbst, seinen Eigenschaften und Fähigkeiten hat. Unser Selbstwert wird davon beeinflußt, wie man sich selbst im Moment wahrnimmt und welches Bild man von sich in der Vergangenheit hat.
In Christus verwandelt sich unser Selbstwert auf Gottes Art. Wir sind ganz schön scharf – auch und gerade dann, wenn es sich so anfühlt, als ob wir nichts bewegen könnten, nachts im Dunkeln, ganz allein im Regen stehen.
Gerade dann! Amen.