Öffne Dich!

Sonntag, den 03.12.23 – 1. Advent

-Br. Markus-

Psalm 24,1-10

Der König kommt! – Ein Lied Davids.

1 Dem Herrn gehört die ganze Welt und alles, was auf ihr lebt.

2 Die Erde befestigte er über dem Wasser, ihre Fundamente legte er auf Meeresgrund.

3 „Wer darf auf den Berg des Herrn gehen und seinen heiligen Tempel betreten?“

4 „Jeder, der kein Unrecht tut und ein reines Gewissen hat. Jeder, der keine fremden Götter anbetet und keinen falschen Eid schwört.

5 Einen solchen Menschen wird Gott reich beschenken und für schuldlos erklären; der Herr ist sein Helfer!

6 Das gilt den Menschen, die sich nach dir richten und im Gebet deine Nähe suchen, du Gott Jakobs.“

7 „Hebt euch aus den Angeln, ihr Tore! Öffnet euch weit, ihr alten Portale, denn der König will einziehen, die höchste Majestät!“

8 „Wer ist denn dieser mächtige König?“ „Es ist Gott, der Herr, der Starke, der Held. Es ist der Herr, der siegreiche König!“

9 „Hebt euch aus den Angeln, ihr Tore! Öffnet euch weit, ihr alten Portale, denn der König will einziehen, die höchste Majestät!“

10 „Wer ist denn dieser mächtige König?“ „Es ist der Herr über Himmel und Erde. Er ist der mächtige König!“

Öffne dich!

In Deutschland ist sowas ja verboten. „Türen schließen, der Zug fährt ab!“ – Sicherheit geht vor. Man weiß ja nie genau, was einem ins Haus schwappt, wenn man einfach so aufmacht. Wer mit offener Hebebühne fährt, zahlt Strafe.

Im Land des Sturzhelms und der Gurtpflicht tun wir uns eher schwer damit, die Tür aufzumachen, schlimmer noch, mit offenen Türen zu leben.

Es ist der König David, der zu uns spricht. Er empfiehlt nicht nur zu öffnen, sondern

1.Aus den Angeln gehoben

2.Was dicht und nicht mehr ganz dicht ist

3.Vor Gottes Angesicht

1.  Aus den Angeln gehoben

Wer bei minus 8 Grad das Fenster offen läßt, wacht morgens mit kalter Nase auf.  Da freut sich nur der Amtsarzt und der Tankwart, sonst keiner.

Es bringt nichts, grenzenlos zu leben, alles und jeden immer ran und reinzulassen, Tag und Nacht. Das wär naiv. Zu viele sind schon verunglückt bei dem Versuch, die Türen abzuschaffen. Türen sind nötig und gut, sonst hätte man sie nicht erfunden.

Wir predigen keine Welt ohne Türen, sondern eine Öffnung speziell für Gott, der die Welt in die Angeln gesetzt hat, seine Majestät.

2 Die Erde befestigte er über dem Wasser, ihre Fundamente legte er auf Meeresgrund.

Vor der Tür, da steht der Architekt des Lebens. In seiner Majestät wird unsere Öffnung konkret.

Wer immer für alles und jeden offen ist, hat ganz schnell auch Mäuse im Haus, da, wo er keine Mäuse wollte.

Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an“. Gott steht draußen und will, daß wieder was geht zwischen uns, zwischen mir und dir, zwischen Gott und Mensch.

Der Macher des Himmels und der Erden will Öffnung zwischen Gott und Mensch. Da genau ist eine Türe fehl am Platz,

die Türe, die Gott draußen hält aus unserem Leben.

die Tür, die Gott im Regen stehen läßt bei minus 8 Grad

Genau diese Tür soll weg.

Gott will, daß wir entscheiden, ob wir Türen öffnen oder schließen.

Er selbst hat diese Entscheidung in unsere Hände gelegt.

Er hat die Öffnung zu unserer Aufgabe gemacht, so, daß ich selbst nicht nur entscheiden kann, sondern soll, was

2. Dicht und nicht mehr ganz dicht

ist.

Es geht um unser Leben mit oder ohne Gott, um unsere Begegnung und um unseren Gottesdienst mit ihm.

Ich kann und soll entscheiden. Das Gleiche will Gott auch.

Wenn wir Gott wirklich ernstnehmen, so, wie er ist, entdecken wir, daß er, wie wir, klare Ansprüche hat. Es ist eben nicht eine Idee oder ein veraltetes, zu kleines Gottesbild, sondern der klare Anspruch Gottes an uns.

Gott und das Unehrliche vertragen sich nicht.

Gott und das Unwirkliche vertragen sich nicht.

Gott und das Unheilige vertragen sich nicht.

Natürlich ist das Alte Testament vom Bewußtsein seiner Verfasser geprägt, was aber nicht heißen muß, daß deshalb in der Bibel unterbelichteter Mist steht.

Gott und das Unreine vertragen sich nicht.

Der Theologe Voigt sagt: „Es wird, wenn die Stunde da ist, eine Frage sein, ob ich im himmlischen Heiligtum vor Gottes Thron erscheinen darf.“

Die Betonung liegt auf „darf“. Heilig, würdig, wahrhaftig, ehrlich – das ist Gottes Kleiderordnung, die er beim Date mit uns Menschen hat.

Meine Schlitzohrigkeit ist die Barrikade, die ER nicht mag.

Nur wer heilig ist, kann vor dem Heiligen stehen.

Gott leistet sich klare Ansprüche an uns.

In all den Schlitzohrigkeiten der Welt gilt es zu bedenken, daß Gott ein Heiligkeitsverständnis hat.

Vertrauen kann nur sein, wo vertrauenswürdiges Verhalten ist.

Wir sind gefragt, Gott so zu sehen, wie er wirklich ist.

In Christus

3. Vor Gottes Angesicht

Als Protestanten haben wir immer ein kleines Problem mit dem Begriff „heilig“.

Da wir ja immer in Gottes Gegenwart leben, ist immer und überall heiliger Raum, und trotzdem bleibt die Frage, ob sich unsere Art mit der Gegenwart Gottes verträgt.

Alles, was scheinheilig ist, bleibt auf der Strecke. Mein Zustand und Gottes Gegenwart – zwei Welten prallen aufeinander.

Natürlich können wir versuchen, uns schön zu reden, gerade vor uns selbst, aber weiter bringt das nicht.

Heilig im Sinne Gottes kann ich nur sein, wo ich mich auf seine Sicht der Dinge einlasse.

Ganz klar, in anderen Weltanschauungen kann ich das billiger haben. Da wird mir schon versichert, daß ich gar nicht so schlecht bin, wie ich mich fühle. Weiter bringt mich das nicht.

Ehrlich ist ein Synonym für „heilig“ – ehrlich mit mir selbst.

Gott redet mich nicht schlechter, als ich bin. Er macht mich fähig, mich real zu sehen.

Der Theologe Voigt sagt: „Würdig sind nur die, die um ihre Unwürdigkeit wissen.“

Da genau ist die Türe, die es zu öffnen gilt, im Wissen um meine wahre Würde.

Laß ich Gottes Meinung an mich heran oder nicht.

Schau ich mich in seinem Licht an, oder eben nicht.

Mogle ich mich durch, oder pack ich`s an.

Es ist möglich, es liegt auch in meiner Hand.

Die Adventszeit will eine Zeit des Nachdenkens sein, eine Zeit des Innehaltens, eine Zeit des Prüfens, ob ich Türen aus den Angeln hebe oder lieber nicht.

Zünden wir eine Kerze an, lassen wir uns immer auf das Wagnis ein.

Zum Abschluß noch einmal der Theologe Voigt: „Wer auf den heiligen Berg gehen darf, sind die, die gerne unschuldige Hände hätten und reine Herzen, die gerne lassen würden von dem heimlichen Götzendienst, die sich danach sehnen, in ihrem ganzen Wesen wahrhaftig und zuverlässig zu sein, wir sagen: die, die das alles gerne möchten.“

Zünden wir in diesem Sinn die erste Kerze an, machen wir uns auf den Weg, die Tür aus den Angeln zu heben.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen gesegneten 1. Advent. Amen.

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