Sonntag, 25.12.2023 –
2. Mose 2, 1-10
1 Zu jener Zeit heiratete ein Mann vom Stamm Levi eine Frau aus demselben Stamm.
2 Sie wurde schwanger und bekam einen Sohn. Als sie sah, dass es ein gesunder, schöner Junge war, hielt sie ihn drei Monate lang versteckt.
3 Doch schließlich konnte sie ihn nicht mehr verbergen. Sie nahm einen Korb aus Schilfrohr und dichtete ihn mit Erdharz und Pech ab. Dann legte sie das Kind hinein und setzte es im Schilf am Nilufer aus.
4 Die Schwester des Jungen blieb in einiger Entfernung stehen, um zu beobachten, was mit ihm geschehen würde.
5 Irgendwann kam die Tochter des Pharaos zum Baden an den Fluss. Ihre Dienerinnen gingen am Ufer hin und her und warteten.
Plötzlich entdeckte die Tochter des Pharaos den Korb im Schilf. Sie schickte eine Dienerin hin und ließ ihn holen.
6 Als sie den Korb öffnete, sah sie den weinenden Jungen darin liegen. Sie bekam Mitleid und sagte: »Das ist bestimmt eins von den hebräischen Kindern.«
7 Da ging die Schwester des Jungen zu ihr und erzählte: »Ich kenne eine hebräische Frau, die gerade stillt. Soll ich sie rufen? Dann kann sie das Kind für dich stillen.«
8 »Ja, ruf sie her!«, antwortete die Tochter des Pharaos. Und so lief das Mädchen los und holte ihre Mutter.
9 Die Tochter des Pharaos forderte die Frau auf: »Nimm dieses Kind mit und still es für mich! Ich werde dich dafür bezahlen.« Da nahm die Frau ihren Sohn wieder zu sich und stillte ihn.
10 Als der Junge größer wurde, brachte sie ihn zur Tochter des Pharaos, die ihn als ihren eigenen Sohn annahm. »Ich habe ihn aus dem Wasser geholt«, sagte sie, und darum nannte sie ihn Mose (»herausgezogen«).
Rettung im Verborgenen
Wir kennen sie, die Notrufnummern 112 oder 110. Sie bringen schnell Hilfe und Rettung, ob nun Polizei oder Feuerwehr. Mit Martinshorn kommen sie – für alle hörbar. Anders in unserem Text heute. Er berichtet auch von einer Rettung. Einer Rettung im Verborgenen.
Eine dramatische Geschichte, sollten doch laut Gesetz des Pharaos alle Jungen der Hebräer nach der Geburt in den Nil geworfen werden, damit sie sterben.
Drei Punkte:
- Das Retterkind
- Die Rettung
- Der Widerspruch
1 Das Retterkind
Mose, ein Kind aus dem hebräischen Stamm Levi, wird geboren. Die Mutter freute sich. Sie sah, dass er gesund und schön war.
Helmuth Frey: „Mutterfreude und Mutterdank wird mit denselben Worten gemalt, mit denen die Schöpferfreude Gottes beim Anblick seiner Werke beschrieben wurde, das heißt: diese Mutterfreude nimmt teil an der Schöpferfreude Gottes.“
Diese Mutterfreude ist stärker als die Menschenfurcht vor Pharaos Gebot. Deshalb verbirgt sie das Kind, solange sie kann. Erst als es ihr nicht mehr möglich war, nimmt sie das Kind und legt es in einen Korb.
Wieder Frey: „Außerstande, ihr Kind zu retten, übergibt sie es dem Wasser und doch nicht diesem, sondern sie legt es in Gottes Hand, äußerlich in den Korb, innerlich in Gottes Barmherzigkeit und Allmacht. Ihr Glaube ergreift in grenzenlosem Vertrauen seine Retterhände und übergibt es in blindem Vertrauen der Flut.“
Und wir? Was tun wir in unseren Ängsten und Nöten, in den Engpässen unseres Lebens? Strampeln wir uns ab, machen wir Gott Vorwürfe, wie das alles geschehen kann, lassen wir den Kopf hängen und uns entmutigen? Legen wir uns und all das Belastende in Gottes Barmherzigkeit und Allmacht? Ergreifen wir sein Retterhände?
Rettung im Verborgenen – Mose, der spätere Führer Israels aus der Gefangenschaft, treibt auf dem Wasser des Nils.
Frey sagt: „So tragen die Fluten des Nilstroms das zum Tode bestimmte Retterkind der Zukunft Gottes entgegen.“
Gott handelt im Kleinen, im Verborgenen, auf wundersame Weise, dass dieser Mensch gerettet wird. Er plant darin schon Generationen voraus.
2 Die Rettung
Moses Schwester und die Tochter Pharaos spielen hier eine wichtige Rolle. Nicht große Gewalten, nicht Herrscher oder Heerführer stehen im Mittelpunkt.
Die Tochter des Pharo entdeckt den Korb und erkennt, dass das ausgesetzte Kind nach dem Befehl ihres Vaters getötet werden soll. Sie bekommt Mitleid. Sie lässt sich dadurch als Werkzeug Gottes gebrauchen.
Wieder Frey : „In dem ganz menschlich Erzählten „sie bekam Mitleid“ birgt sich das gewaltige Machtwunder Gottes.“
Ein weiterer Punkt: Die Schwester von Mose. Sie wird Bote und Mittler für ihren kleinen Bruder. Durch ihre unerschrockene Art und ihr Vorgehen wird das Leben von Mose gerettet. Sie macht der Tochter des Pharao das Angebot, dass sie für eine Amme sorgen könnte.
Frey dazu : „Die Barmherzigkeit Gottes macht den Menschen nicht passiv, sondern aktiv, sie beteiligt ihn an Gottes Werk.“
Dadurch kommt das scheinbar verlorene Kind, zur Mutter zurück. Als er größer wurde, bringt sie ihn ins Haus des Pharao.
3 Widerspruch
Rettung im Verborgenen – in aussichtsloser Situation handelt Gott, im Kleinen und Unscheinbaren.
Er macht Geschichte abseits der großen Weltereignisse, abseits von der Masse.
Noch einmal Frey: „Gott bedient sich dabei der Elemente der Vernichtung: die Nilflut muss zum Element der Rettung werden, der Arm des Todfeindes, der Pharaonentochter, zum Arm des Retters, die Stätte, von der die Vernichtung ausging, das Pharaonenhaus, zur Stätte, da der Retter geborgen und zum Instrument der Rettung geschmiedet wird.“
Mose, der zukünftige Retter für das Volk Israel, wächst im Hause des Pharao heran. Damit machen wir einen großen Sprung von Mose zu Jesus.
Weihnachten – auch hier wird ein – der- Retter geboren, in einer Krippe, ab vom Trubel – unscheinbar, im Vorborgenen. Gottes Liebe ereignet sich. Ein Stall wird zum Ausgangspunkt des Neuanfangs für die ganze Menschheit.
Wir alle kennen die Weihnachtsgeschichte. Diese Geburt hat in vielen Punkten Parallelen zu unserem Text heute mit Mose.
Mose, der Retter für das Volk Israel – Jesus, der Retter für uns alle.
Die Tochter des Pharao wird von Gott angerührt und hilft, dass der Heilsplan erfüllt wird, ebenso Maria: „Ich will mich Gott ganz zur Verfügung stellen.“
Gott macht Geschichte – Rettung im Verborgenen. Das Kleine erwählt er. Das, was unscheinbar vor der Welt ist, das benützt der Allgewaltige.
„Das genknickte Rohr will er nicht zerbrechen“ heißt es an anderer Stelle in der Schrift. Gott sieht immer das Schwache, das Geringe und Hinfällige, das Müde und Ohnmächtige. Er erbarmt sich in seiner ganzen Güte darüber.
Er sieht genauso unsere Schwachheit, unsere Hinfälligkeit und unser Versagen. Für ihn ist das nie der Endpunkt, sondern immer der Beginn, der Neuanfang.
Er spricht sein „Ich will“, sein „Ich bin“.
Gerade in unserem Unvermögen ist er da. ER sieht uns, wo wir Schwierigkeiten haben, wo wir leiden, wo wir einsam sind. Er sieht unsere Krankheit. Er sieht uns mit unseren Fehlern, aber er lässt uns nicht allein.
Rettung im Verborgenen – Weihnachten – die Botschaft des Alten Testaments will uns Mut machen, dass Gott in seiner großen Barmherzigkeit und Liebe Geschichte mit Menschen gemacht hat und heute noch macht. Im Außergewöhnlichem handelt er in Vollendung.
Ein Kind im Korb am Nil, genauso in der Krippe im Stall von Bethlehem bezeugt uns, dass es Hoffnung gibt, selbst unter widrigsten Umständen.
Lassen wir uns mitnehmen, uns erfreuen, wenn er handelt und handeln will.
Möge es bei uns allen Weihnachten werden, wo der Retter im Verborgenen uns groß wird, uns beschenkt, weil er uns liebt. AMEN