Sonntag, 21.01.2024
Br. Gebhard
Markus 4, 26-29
„Mit dem Reich Gottes ist es wie mit dem Samen, den ein Bauer auf sein Feld sät“, erklärte Jesus weiter.
„Nach der Arbeit geht er nach Hause, schläft, steht wieder auf, und das tagaus, tagein. Im Laufe der Zeit wächst die Saat ohne sein Zutun heran. Denn die Erde lässt die Frucht aufgehen und wachsen. Zuerst kommt der Halm, dann die Ähre und endlich als Frucht die Körner.
Wenn aus dem Samen das reife Getreide geworden ist, wird es gemäht, denn die Erntezeit ist da.“
Den Seinen gibt’s
der Herr im Schlaf
Wir alle kennen diesen oft falsch zitierten Vers aus den Psalmen. Hier wird nicht dem Nichtstun das Wort geredet, sondern vielmehr der Verblendung des Menschen, der meint, er könne und müsse alles selbst vollbringen.
Nicht das krankhafte Sorgen sondern das Vertrauen auf Gott ist gemeint, der das gibt, was er für nötig hält. Dies liegt dem Menschen oft so verborgen oder an einer anderen Stelle, wo er es zunächst sucht. Ein Theologe sagt, dass auf dieses dem Menschen verborgene Walten Gottes das Wort „im Schlafe“ hinzudeuten scheint.
Ähnlich klingt unser Gleichnis heute. Jesus will nicht zur Faulheit ermutigen, sondern zum Vertrauen auf Gottes Handeln mit dem Einsatz aller menschlichen Möglichkeiten.
Mittels drei Punkten wollen wir uns das Wachsen, Reifen und Ernten anschauen.
1. Eine Saat geht auf
2. Ohne unser Zutun
3. Die Ernte kommt
1. Eine Saat geht auf
Der Bauer sät den Samen aus und wartet geduldig, bis die Saat aufgeht – in unserer heutigen Zeit sehr oft die Saat der Angst, der Gewalt, der Ungewissheit, der Negation und Depression; eine Saat der vielen Ungereimtheiten bis hin zu Krankheit, Mord und Tod, Terror und Krieg.
Die Saat, die Jesus mit dem Reich Gottes vergleicht, ist anders.
Gottes Saat – eine Saat seiner uneingeschränkten Liebe. Der Same fällt auf das Erdreich, aber nur ein Viertel bringt Frucht.
Das Saatgut fällt auf den Weg und wird zertreten, auf Felsen und vertrocknet, unter die Disteln und erstickt.
Gottes Saat – Gottes Reich kommt. Ein Reich, wo er sein wird immer und ewiglich. Es fängt dort an, wo unsere Möglichkeiten aufhören – für uns alle ein Geheimnis.
Nicht der Bauer, nicht wir bringen die Ernte hervor, sondern Gott wirkt – hinweg über allen Widerstand, über alle Ablehnung, über alles, was ihn und sein Wirken aufhalten will.
Gottes Saat geht auf – inmitten unserer Welt bricht seine Welt durch Jesus Christus an.
Voigt: „Gott wird nicht dadurch ausgeschaltet oder lahmgelegt, wenn wir ihn ignorieren. Auch wenn wir nicht wollen, kapituliert Gott nicht.“
Gott ist unbeirrbar – in seiner Liebe ist er ständig unterwegs zu uns Menschen.
Daraus wird deutlich, dass wir Gott in seinem Wirken nicht aufhalten können. Dies behandeln wir in
2. Ohne unser Zutun
Der Bauer hat den Samen ausgesät. Es wäre töricht, wenn er alle paar Tage aufs Feld gehen würde, um zu kontrollieren, ob die Saat keimt. Die Saat wächst ohne sein Zutun heran.
Nicht nach der Methode: „Gott wird schon alles machen, legen wir die Hände in den Schoß und warten, bis er sein Reich baut.“
Es geht darum, dass wir alles einsetzen, was in unserer Macht steht, aber nicht erwarten können, dass Gott dann so handelt, wie wir wollen. Gott ist und bleibt der Souveräne.
Gott baut sein Reich. Wir haben lediglich den Auftrag, Gottes Wort weit und reichlich und als sein Wort auszustreuen.
Alles andere müssen wir dem überlassen, der dafür sorgt, dass schließlich etwas daraus wird.
Es braucht Raum, es braucht Zeit und Entwicklung, bis etwas entsteht. Aber das steht nicht in unseren Händen oder unserer Macht.
Wo Gottes Wort als Samenkorn den Menschen erreicht, entsteht sein Reich, dies manchmal unserem Auge ganz verborgen. Dabei wirkt Gott nicht in den Lücken, sondern im Ganzen.
Der Same wächst auf die Ernte zu, auf den Tag Gottes hin.
Voigt: „Wir handeln nicht, damit Gottes Herrschaft kommt, sondern: weil sie kommt.“
Wir sind aufgefordert missionierend, zeugnisgebend, mithelfend, verkündigend, betend zu wirken, wo wir können.
Aber wir schaffen das Reich Gottes nicht mit Gewalt herbei: „Gott du musst jetzt handeln“ – sondern immer im Aufblick zu ihm und im Wissen: „Dein Wille geschehe.“
Gottes Zeitrechnung ist nicht unsere Zeitrechnung. Tausend Jahre sind vor ihm wie ein Tag.
Wir stellen uns komplett unter die Herrschaft Gottes in dem Wissen, sein Reich kommt ohne unser Zutun. Nicht trotzdem, sondern darum sind wir zum Tun aufgerufen.
Gott handelt, Gott wirkt an und mit den Menschen. Er macht mit ihnen Geschichte.
Die Saat reift zur Ernte heran:
3. Die Ernte kommt
Was im Verborgen geschieht, wird dann sichtbar für alle. Wir denken an Jesus: In seinem Leben, Sterben und Auferstehen wird dieses Gleichnis sichtbar.
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, so bleibt es allein. Wenn es aber erstirbt, dann bringt es viel Frucht.“
Diese Verwandlung vollzieht sich unsichtbar, ohne unser Zutun, bis das Neue erkennbar wird.
Ein Ausleger sagt: „Jesus durchschreitet das Dunkel des Sterbens, wie ein Same, der in die Erde gelegt wird. Die Verwandlung geschieht im Verborgenen und dann steht Jesus auf zu neuem Leben.“
Gott nimmt sein Reich ein. Die Zeit der großen Ernte ist schon angebrochen. Ernte ist gleichbedeutend mit Gericht.
Er trennt die Spreu vom Weizen. Darauf warten wir, wo er sein wird alles und in allem. Er wird zu jener Zeit sagen: „Ihr habt“ und „Ihr habt nicht“.
Gott erwartet unser Tun und Handeln. Wir sollen uns einsetzen für sein Reich.
Reinhold Niebuhr bringt dies wie folgt zum Ausdruck: „Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.“
Arbeiten als ob alles Arbeiten nichts hilft, Beten als ob Gott unsere Gebete nicht braucht und nicht hört, aber in dem Wissen: Er handelt.
Gott sieht alles vom Ziel her. Er weiß wann was richtig ist. Er lässt gewähren, aber er greift zu seiner Zeit ein.
Manches sehen wir heute schon. Aber vieles wird unsichtbar bleiben. Vielleicht wird die Frucht unserer Gebete erst in Generationen aufgehen. Vielleicht wird die Frucht unseres Säens von ganz anderen geerntet werden. Wir haben zu säen.
Die Ernte aber dürfen wir Gottes Sorge sein lassen.
Wichtig ist, dass wir unsere Aufgaben gewissenhaft erfüllen. Er wird ernten. Er wird am Ende der Tage wiegen und wägen, was bleibt. Wir wollen daher fröhlich und gelassen an unsere Arbeit gehen.
Wenn er erntet, wird es eine große Ernte geben. Einen reichen Ertrag. Gott wartet und hat lange gewartet.
So wird sein Erntejubel ewig dauern. Mit ihm wird alles jubeln, was war, was ist und was sein wird.
Gott tritt am Ende der Zeit in seiner Liebe aus der Verborgenheit hervor. Der Vater liebt die Welt, er wird in seiner Liebe nicht lockerlassen.
Voigt: „Weil Gott unbeirrbar liebt, darum kommt seine Herrschaft gewiss.“
„Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“ – Öffnen wir uns dem Worte Gottes, dass sein guter Same aufgehen kann. Tun wir unseren Teil in ganzer Bescheidenheit in unserem Alltag, dort wo wir stehen, dass sich eine Pflanze entfalten kann, die Frucht trägt für den, der das Wort ist.
Sein Reich kommt, wo er sein wird alles und in allem. Alle Knie werden sich beugen vor ihm und ihn anbeten und preisen.
Wir haben jetzt schon Anteil an diesem Reich – in seinem Wort und Mahl, wo er uns in seiner Liebe und in seinem Vergeben begegnet. Er sieht unsere Schwachheit, unsere Fehler, er sieht wo wir nicht genügen. Aber er will sein Reich mit uns bauen.
Gott segne uns alle – er schenke zu allem Wollen das Vollbringen. AMEN