Sonntag, 14.01.2024
Br. Gebhard
2. Korinther 4, 6-10
Denn so wie Gott einmal befahl: „Es werde Licht!“, so hat er auch die Finsternis in uns durch sein helles Evangelium vertrieben. Durch uns sollen alle Menschen Gottes Herrlichkeit erkennen, die in Jesus Christus sichtbar wird.
Diesen kostbaren Schatz tragen wir allerdings in einem zerbrechlichen Gefäß. Denn so wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst.
Denn obwohl uns die Schwierigkeiten von allen Seiten bedrängen, lassen wir uns nicht von ihnen überwältigen. Wir sind oft ratlos, aber nie verzweifelt.
Von Menschen werden wir verfolgt, aber bei Gott finden wir Zuflucht. Wir werden zu Boden geschlagen, aber wir kommen dabei nicht um. Indem wir tagtäglich unser Leben für Jesus einsetzen, erfahren wir am Leib etwas von seinem Sterben. Wir erfahren dadurch aber auch etwas vom Leben des auferstandenen Jesus.
Allerdings zerbrechlich
Vorsicht zerbrechlich – roter Streifen, schwarze Schrift. Wir kennen sie, die Aufkleber auf den Paketen.
Zerbrechlich – Glas, Porzellan.
Unser Planet: zerbrechlich
Knochen: zerbrechlich.
Beziehungen, Bündnisse, selbst eine Waffenruhe: zerbrechlich.
Auch Paulus zeigt uns heute, was zerbrechlich ist. Anhand von drei Punkten wollen wir es uns anschauen:
1. Denn
„Obwohl wir tagtäglich unser Leben für Jesus einsetzen, bedrängen uns die Schwierigkeiten von allen Seiten. Von Menschen werden wir verfolgt, wir werden zu Boden geschlagen, wir sind ratlos und erfahren am Leib etwas von seinem Sterben.“
Paulus macht keine Umschweife, keine Vertuschungen. Schwierigkeiten von allen Seiten – obwohl wir unser Leben für Jesus einsetzen.
Schwierigkeiten – nicht nur Sonnenschein, nicht nur glückliche Tage, nicht nur wohltuende Wärme auf dem Weg mit Jesus.
Schwierig – Beschwerlich – Probleme, Kümmernisse, Nöte, Ängste – wir spüren die Bürde, die auf uns lastet. Die Verantwortung für und in der Welt, die Aufgaben, die an uns zehren, die Dinge, die sich nicht lösen lassen. Wir sind in der Welt, im Dienst, ausgeliefert.
Schwierigkeiten – für uns als Bruderschaft: wie geht es weiter, wie schaffen wir es?
Für die Älteren von uns: reicht die Kraft für den nächsten Tag?
Schwierigkeiten in den zwischenmenschlichen Beziehungen, Schwierigkeiten im gegenseitigen Verstehen und Durchtragen, Schwierigkeiten wie Krebs, Arbeitslosigkeit, Finanzkrise oder gar Krieg.
„Von Menschen werden wir verfolgt“ – in so vielen Ländern noch an der Tagesordnung.
Denn- wir werden zu Boden geschlagen – im Kampf das Aus. Obwohl im Einsatz für Jesus kommt es oft knüppeldick in unserem Leben.
Zu Boden geschlagen – wir schnappen nach Luft, wir suchen nach Hilfe, nach dem Strohhalm, nach der Hand, die unterfängt.
Wir sind oft ratlos – fromme Floskeln helfen nicht weiter, Ratschläge wie: „Kopf hoch, das wird schon wieder“ verhallen im Wind. Wir erkennen unsere Ohnmacht.
Wir erfahren am Leib etwas von seinem Sterben – nicht nur die körperlichen Gebrechen sind hier angesprochen, sondern vielmehr das tägliche Sterben.
Sterben, dass es nicht mehr so geht, wie man will.
Sterben, dass man Abschied nehmen muss von Vertrautem, von lieb Gewordenem.
Sterben, dass wir erkennen, wir erreichen die Norm nicht, unser Charakter, unser Temperament spielt uns einen Streich.
Sterben – leere Hände, schwache Kräfte, so oft ein Scherbenhaufen. Unsere Gebete scheinen unerhört.
Die eigenen Kraftanstrengungen versagen. Bei vielen führt dies in die Verzweiflung, in die Anklage oder in die Resignation.
Denn – obwohl wir unser Leben täglich für Jesus einsetzen: Womit habe ich oder wir das verdient? Das soll ein Gott der Liebe sein? Warum gerade mir so etwas?
Gut, dass Paulus in unserem Text das „Aber“ aufzeichnet:
2. Aber
„… wir sind nie verzweifelt, wir kommen dabei nicht um, wir finden bei Gott Zuflucht und erfahren etwas vom Leben des auferstandenen Jesus.“
Wir sind nicht verzweifelt – In unseren als aussichtslos empfundenen Situationen wissen wir: Es ist einer, an dem alles vorüber muss.
Wir sind keine Zufallsprodukte, den Mächten ausgeliefert. Wir haben einen, der immer für uns da ist – der ein Licht in unser Dunkelstes scheinen lässt.
Oder mit dem Psalmbeter ausgesprochen: „Dennoch bleibe ich stets an dir.“
Dazu Artur Weiser: „Dennoch ist das Wagnis des Glaubens, an Gott festzuhalten, auch da, ja gerade da, wo das Leben rätselhaft bleibt. Hier redet Einer, der nicht sieht und doch glaubt. Glauben ist das Festhalten einer dauernden Lebensbeziehung zu Gott in der Gewissheit, von ihm gehalten zu sein, wo der Mensch allein nicht mehr gehen kann.“
Wir verzweifeln nicht – wir verlieren unsere Glaubensfreudigkeit nicht, wir haben ein Seil, an dem wir uns festhalten können, das Sicherheitsnetz ist in Jesus Christus unter uns aufgespannt.
Wir finden bei Gott Zuflucht – Gott selber ist die Zufliehe, die feste Burg, der Schutzwall, unser Schild.
Bei ihm können wir uns einbergen vor den Gefahren, die uns von seiner Liebe abbringen wollen. Bei ihm haben wir Unterschlupf, ein Versteck, wenn uns die dunklen Mächte verklagen, die Pfeile der Anfechtung treffen wollen.
Gott erfahrbar, Gott greifbar, Gott spürbar. Gott mit seinen mutmachenden Worten:
• ich will dich nicht verlassen noch versäumen.
• Ich bin der gute Hirte
• Ich will abwischen alle Tränen
In Gottes Obhut sind wir sicher – seine Gewalten, seine Mächte, seine Engel sind um uns, beschützen uns, tragen uns durch.
Wir finden bei Gott Zuflucht – wir können alles vor ihm im Gebet ausbreiten. Wir haben ein Gegenüber, das hört und sogar erhört. Alles was uns bedrängt, wo wir nicht mehr weiterkommen, dürfen und können wir mit ihm besprechen.
Wir erfahren etwas vom Leben des auferstandenen Jesus – Er, der Sieger, der Überwinder und Retter – Er, der Garant und die Gewissheit für die Auferstehung der Toten.
Werner Jetter: „Jesu Leben heißt und ist Auferstehung. Seine Auferstehung heißt und ist Leben; volles, ganzes, erfülltes, wahres, ewiges Leben; für die Zeit und für die Zeit nach der Zeit! Das ist in ihm verkörpert. Das ist mit ihm erschienen. Dem sollen und können Christen vertrauen, sich ganz anvertrauen, alles anvertrauen. Auch ihr eigenes Sterben, das noch bevorsteht.“
Wir erfahren etwas vom Leben des auferstandenen Jesus – Jesus Christus, das Licht, das alle Dunkelheit überstrahlt, die Hoffnung für jeden neuen Tag. In ihm und mit ihm bekommen wir „den langen Atem der Geduld“, wie es das Lexikon sagt.
In diesem Vertrauen – in diesem Aber – ist es nicht verwunderlich, dass andere dies erkennen.
3. Darüber
„Denn so wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst.“
Wie oft hören wir bei Führungen in unserem Werk: „Wie schafft ihr das?“
Nicht wir schaffen es, sondern er, der unsere Hilfe, unsere Kraft und vor allem der Mut für jeden Tag war und ist. Nur an seiner Hand können wir gewisse Schritte tun. Nur mit und bei ihm ist es möglich, dass wir nicht umkommen in all den Auseinandersetzungen.
Gott allein – nicht wir aus uns selbst. Mit seiner Kraft können wir Grenzen und Mauern überwinden. Gott handelt gewaltig – er schafft.
Gott so nahe – allerdings zerbrechlich. Er bietet sich uns an in seiner ganzen Fülle. In seinem Wort, in seinem Mahl haben wir Anteil an ihm. Noch angefochten, anfangsweise, unvollendet. Wir können nur staunen und ihm unser williges Ja geben, täglich neu.
Er macht es richtig – bei ihm gibt es immer noch das „ABER“. Lassen wir uns mitnehmen an seine gute Hand.
Gott benützt das Schwache, das Geringe, das scheinbar Unnütze. Er erwählt es, er bringt es durch. Gott macht sich klein in Jesus Christus und schafft uns damit die außerordentliche Kraft. Das ewige Geschenk – die nie versiegende Quelle. AMEN.