Sonntag, 05.05.2024
Da sprach der Herr zu Mose: „Steig schnell hinab, denn dein Volk, das du aus Ägypten herausgeführt hast, hat etwas Abscheuliches getan!
Wie schnell haben sie sich von meinen Geboten abgewandt! Sie haben sich ein goldenes Kalb gegossen, sie sind vor ihm niedergefallen, haben ihm Opfer dargebracht und gerufen: ‚Das ist unser Gott, der uns aus Ägypten befreit hat!‘
Ich kenne dieses Volk genau und weiß, wie stur es ist.
Versuch mich jetzt nicht aufzuhalten, denn ich will meinem Zorn freien Lauf lassen und sie vernichten! An ihrer Stelle werde ich deine Nachkommen zu einem großen Volk machen.“
Doch Mose flehte: „Herr, mein Gott, du hast dein Volk aus Ägypten befreit und dabei deine ganze Macht gezeigt! Warum willst du es jetzt im Zorn vernichten?
Sollen die Ägypter etwa sagen: ‚Der Herr hat die Israeliten nur aus unserem Land geholt, um sie in den Bergen zu töten und vom Erdboden verschwinden zu lassen!‘ ? Sei nicht länger zornig über dein Volk! Lass das Unheil nicht über sie hereinbrechen!
Denk daran, dass du deinen Dienern Abraham, Isaak und Jakob bei deinem Namen geschworen hast: ‚Ich lasse eure Nachkommen so zahlreich werden wie die Sterne am Himmel. Sie werden das Land, das ich euch versprochen habe, für immer in Besitz nehmen!'“
Da lenkte der Herr ein und ließ das angedrohte Unheil nicht über sie hereinbrechen.
Goldene Rindviecher
und ein unsichtbarer Gott
eine meditative Betrachtung
Ein Gott, den man nicht sieht.
Ein Gott, den man nicht anfassen kann.
Ein Gott, der irgendwo weit weg ist.
und ein Volksführer, der sich vom Acker gemacht hat, um mit diesem Gott große Gespräche abzuhalten und nicht zurückkommt.
Das ist doch die Gelegenheit, um mal zu schauen, ob es noch was Besseres gibt.
Die anderen haben alle irgendwas, was man sehen kann
Die anderen haben alle irgendwas, um das man tanzen kann.
Die anderen haben alle irgendwas, was glänzt und glitzert und strahlt.
Also auf zum Kälber gießen!
Ein schönes, saftiges Rindvieh als Zeichen von Wohlstand in purem Gold – das macht doch was her, das kann man doch zeigen – viel besser, als so ein unsichtbarer Wüstengott, der alles verbietet, was Spaß macht!
1. Gott ist sauer
„Wer einen Ochsen, der Gras frisst zum Gott macht, vergeht sich an dem großartigen Gott, der Kraft und schöpferisches Lebensgeheimnis ist“, sagt der Theologe Frey.
Ein vergoldetes Rindvieh als Ersatz für einen Gott, der die Sterne und das Firmament geschaffen hat.
Ein vergoldetes Rindvieh als Ersatz für einen Gott, der die Wasser teilte und die Felsen formte.
Ein vergoldetes Rindvieh als Ersatz für einen Gott, der allem, was lebt, den Atem gab.
Das ist doch echt die Höhe!
Typisch Volk Israel – kaum geht es denen mal besser, haben sie die Knechtschaft in Ägypten, den Hunger und den Durst in der Wüste – und ihren helfenden, handelnden und liebenden Herrn und Gott vergessen und hängen ihr Herz an billigen Tand und wertlosen Glitzerkram.
Kaum geht es ihnen mal besser, suchen sie sich einen Gott, vor dem sie bleiben können, wie sie sind.
„Baal, der Gott-von-unten-her“, der Gott, der die bösen Leidenschaften der Menschen gutwillig absegnet und ihnen darin gern zu Willen ist, mit diesem Gott will Jahweh nicht verwechselt sein, denn die religiöse Überhöhung des Weltlichen, Sündigen, ja die Vergottung des Kreatürlichen kann der Welt nicht gut bekommen. Wird Kreatürliches vergötzt, dann verfällt man ihm, und die Götzen sind erbarmungslose Herren: das Geld, die Macht, der Sexus, die Droge, das Spiel.“ sagt der Theologe Voigt
Mit einem Volk, das auf sowas reinfällt, kann man doch kein Sch…- haus stürmen – und schon gar nicht ein Vorzeigevolk für göttliche Größe und göttliches Handeln gründen.
„Ich will meinem Zorn freien Lauf lassen und sie vernichten“ sagt Gott zu Mose, den er als Verantwortlichen, Gesetzgeber, Prophet und Priester in seinen Dienst gerufen hat.
2. Mose bittet
Doch Mose flehte: „Herr, mein Gott, du hast dein Volk aus Ägypten befreit und dabei deine ganze Macht gezeigt! Warum willst du es jetzt im Zorn vernichten? …. Denk daran, was du deinen Dienern Abraham, Isaak und Jakob bei deinem Namen geschworen hast ….
Mose redet nicht schön.
Mose verteidigt nicht.
Mose erklärt nicht.
Mose bettelt für sein Volk.
Er fleht für die Schuldigen.
Er fleht für die Verirrten.
Er fleht für die Starrsinnigen, Treulosen und Undankbaren.
Mose bittet Gott um Gnade.
Er bittet um göttliches Erbarmen – um die Barmherzigkeit, zu der der Mensch aus sich heraus nicht fähig ist.
3. Gott hört
Da lenkte der Herr ein und ließ das angedrohte Unheil nicht über sie hereinbrechen.
Gibt`s sowas wirklich?
Gibt es einen Gott, der sich bitten läßt?
Gibt es einen Gott, der mir zuliebe seine Pläne ändert?
Gibt es einen Gott, der nach meinen Sorgen fragt?
„Das Gebet hat man immer wieder als Selbstgespräch aufgefaßt: Indem man Erfahrung reflektiert, geschieht etwas, aber nur in mir selbst. Fürbitte wird, wenn man es so sieht, sinnlos.“ sagt der Theologe Voigt.
Mose bittet für das Volk.
Gott hört zu.
Gott lenkt ein.
Gott erbarmt sich.
Seine wahre Größe zeigt sich in seiner Liebe, die den Neuanfang mit denen wagt, die ihm ins Gesicht geschlagen haben.
Seine wahre Größe zeigt sich in der Freiheit, auf Vernichtung zu verzichten.
Seine wahre Größe zeigt sich in der Treue, die sich nicht von denen abwendet, die ihn vergessen und verraten haben.
Die Fürbitte des Mose bewegt das Herz des Gottes, der die Sterne und das Firmament geschaffen hat.
Die Fürbitte des Mose bewegt das Herz des Gottes, der die Wasser teilte und die Felsen formte.
Die Fürbitte des Mose bewegt das Herz des Gottes, der allem was lebt, den Atem gab.
Gott will, daß wir ihn bitten
Er will uns zuhören.
Er will uns helfen.
Der unsichtbare Gott will handelnd und gestaltend Anteil haben an unserem sichtbaren Leben.
Die Welt kann nicht leben ohne sein Erbarmen. Gehen wir zu ihm mit unseren Sorgen, mit unseren Ängsten und mit unserer Schuld. Amen.