Sonntag, 09. Juni 2024
Epheser 2, 17-22:
„Christus ist gekommen und hat seine Friedensbotschaft allen gebracht, die fern von Gott lebten, und allen, die nahe bei ihm waren. Durch Christus dürfen jetzt alle, Juden wie Heiden, vereint in einem Geist, zu Gott, dem Vater, kommen. So seid ihr nicht länger Fremde und Heimatlose; ihr gehört jetzt als Bürger zum Volk Gottes, ja sogar zu seiner Familie. Als Gemeinde Jesu Christi steht ihr auf dem Fundament der Apostel und Propheten. Doch der Stein, der dieses Gebäude trägt und zusammenhält, ist Jesus Christus selbst. Auf ihm ruht der ganze Bau, dessen Teile, untereinander fest verbunden, zu einem Tempel Gottes heranwachsen. Auch ihr seid ein Teil dieses Baus, in dem Gottes Geist wohnt.“
Baustelle Gottes
Erster Spatenstich – noch nichts zu erkennen, aber die Pläne des Architekten weisen alles aus. Welch gewaltiges Bauwerk soll entstehen!
Bevor der Bau aber beginnt, sind vielfältige Untersuchungen notwendig. Der Untergrund spielt dabei eine wichtige Rolle. Darauf muss das Fundament und der ganze Bau abgestimmt werden.
In unserem Text ist auch von einem Bau die Rede. Anhand von drei Punkten wollen wir uns diese „Baustelle“ näher anschauen:
1. Grund gelegt
2. Statik verbindet
3. Neues entsteht
1. Grund gelegt
Als Gemeinde Jesu Christi steht ihr auf dem Fundament der Apostel und Propheten.
Gott in seiner Fülle und Macht ist unterwegs zu den Menschen. Er, der Schöpfer, will mit ihnen in Harmonie leben. Deshalb versucht er unablässig, den Menschen in diese Harmonie zurückzuführen.
Die Apostel, die Propheten: angerührt von ihm als Zeugnis für sein Liebeswollen.
„Die Wolke der Zeugen“: Dazu gehören Gestalten wie Mose, Amos, Hesekiel und all die Propheten des Alten Testaments. Zu ihnen gehören genauso Männer und Frauen wie Franziskus oder Benedikt, Theresa von Avila und, und, und ….
Genauso sind hier die neuzeitlichen Bekenner und Glaubensmenschen gemeint wie Dietrich Bonhoeffer, Paul Schneider, Edith Stein oder Roger Schutz, Mutter Theresa und all die, die sich ganz in den Dienst haben rufen lassen.
Heilige: Gott abgesonderte, die sich für ihn in Beschlag haben nehmen lassen. Heilige aber nicht nur herausragende Persönlichkeiten, sondern Menschen wie du und ich.
Christus ist gekommen und hat seine Friedensbotschaft allen gebracht, die fern von Gott lebten, und allen, die nahe bei ihm waren. Durch Christus dürfen jetzt alle, Juden wie Heiden, vereint in einem Geist zu Gott, dem Vater, kommen.
Gottes Liebeswollen, Gottes Mühen hört nicht auf bei einzelnen, sondern geht über auf alle.
„Es geht kein Mensch über die Erde, den Gott nicht liebt“. Gewaltig: Wir sind alle gemeint. Wir alle sind berufen. Wir alle haben den direkten Zugang wieder zum Vater.
Grund gelegt: Wir sind Gott nicht egal. In Christus hat Gott eine neue Plattform der Begegnung geschaffen. Christus ist die Freigabe, die Eintrittskarte für diese Begegnung.
Christus schafft den Platz in die erste Reihe für alle. Es gibt keine Vorzugsstellung, keine Privilegierten mehr. Alle sind gleich.
In Christus wird der Mensch in Wahrheit wieder das, was er sein soll. Damit kommen wir zu Punkt 2:
2. Statik verbindet
So seid ihr nicht länger Fremde und Heimatlose; ihr gehört jetzt als Bürger zum Volk Gottes, ja sogar zu seiner Familie. … Der Stein, der dieses Gebäude trägt und zusammenhält, ist Jesus Christus selbst. Auf ihm ruht der ganze Bau, dessen Teile, untereinander fest verbunden, zu einem Tempel Gottes heranwachsen.
Statik an einem Bau ist unverzichtbar – ohne sie ist der Einsturz – das Chaos – vorprogrammiert.
Und im Glauben? Man setzt sich über die Grundordnungen des Lebens hinweg. Man weist Gott ab, man geht die eigenen Wege und meint damit Freiheit zu finden.
Dies geschieht im Kleinen wie im Großen:
Ich kann Gott leugnen. Ich kann ihm in Gleichgültigkeit oder Nachlässigkeit begegnen oder bestimmte Bereiche meines Lebens für mich in Anspruch nehmen. Ich kann aufbegehren gegen seine Wegführungen oder ihm nur ein ständiges „Warum“ entgegenhalten.
Damit wird die Statik – die Verbindung – unterbrochen. Gott will aber keine Ruinen sondern gefestigte Bauten. Deshalb Jesus Christus – der Stein, der Eckstein – der alles trägt und zusammenhält.
ER bringt das Rissige, das Lebensmüde, Hoffnungslose, Kraftlose wieder in Ordnung.
Wir alle leben von dieser unverdienten Zuwendung und Hilfestellung des Einen. Er ist unser Garant, die Möglichkeit und der Anfang. Er hilft Mauern verbinden, Abgründe überwinden, Höhen erreichen.
Auf ihm ruht der ganze Bau – wir sind alle gleich bedürftig, haben Ecken und Kanten, keiner ist perfekt. Für uns alle ist notwendig, dass eine verbindende Kraft da ist.
Sie wachsen zu einem Tempel zusammen:
3. Neues entsteht
Auch ihr seid ein Teil dieses Baus, in dem Gottes Geist wohnt
Voigt: „Wir müssen lernen, dass wir als Christen Bauelemente in einem Gebäude sind. Ein Baustein für sich ist so gut wie nichts. Nur im Verband des Mauerwerks wird er getragen und trägt er. Die Steine geben einander Halt.“
Als Teile dieses Baues brauchen wir uns nur einbauen lassen, wo Gott es für richtig und nötig hält. Mehr bedarf es nicht, als unseren geschenkten Platz auszufüllen.
Jeder hat seine Aufgabe – sein Amt. Nur miteinander kann der Tempel wachsen.
Egal ob der eine oder die andere in vorderster Front stehen oder ob sie Rückhalt durch die scheinbar nicht Aktiven bekommen, ob im Gebet oder in den kleinen Diensten. Alle zusammen bilden sie den großen Bau – die Kirche.
Voigt: „Wer Christ sein will, braucht die Kirche; und die Kirche braucht alle, die zu ihr gehören.“
Dabei ist Kirche sicherlich nicht die Evangelische oder Katholische Landeskirche in ihrer juristischen Form gemeint, sondern vielmehr die Kirche Jesu Christi, der Tempel Gottes.
Er ist überall dort, wo Menschen zurückgekehrt sind aus der Fremde und Gottestrennung zu Gott, wie der verlorene Sohn ins Vaterhaus.
Die, die zurückkehren, sind dadurch nicht mehr nur Gäste, sondern Hausgenossen Gottes. Sie teilen mit Gott, und Gott teilt mit ihnen.
Alle, die zurückgekehrt sind und an Gott hängen, sind der Tempel Jesu Christi, Gemeinschaft, Bruderschaft.
Sie teilen miteinander, sie leiden miteinander, sie lachen miteinander, sie weinen miteinander, sie haben miteinander Erkenntnisse, sie gehen miteinander durch die Täler und wandern miteinander auf den Höhen.
Zurückgekehrte sind dabei nicht geduldete Versager, sondern eingebundene Mitgestalter. Der Grund dazu ist Jesus Christus. Er ist Grund und Schlussstein in einem.
Von ihm getragen entsteht neues: Gott will Heimat und Wohnrecht in uns haben. Gott will in unserem Leben Einzug halten.
Es ist eigentlich unfassbar. Wir sollen zur Heimat Gottes werden. Er will mit uns den Alltag mit allen Lasten und Problemen, mit allen Freuden und allem Leid erleben, er will bei uns sein mit seinem Trost und Unterfangen, genauso mit seinen Ermahnungen.
Gott mit uns in der Vollkraft unseres Lebens und genauso,wenn unsere Kräfte nachlassen.
Selbst wenn der Tod nach uns greift, gibt Gott sein Wohnrecht in uns nicht auf. Seine Gegenwart trägt uns durch den Tod hindurch. Er will unser leiser Zweiter sein.
„Im Hinübergehen kann uns nur Gott bei der Hand fassen“ sagt der Theologe Caretto so treffend.
Neues entsteht – wir bekommen Anteil an seiner ewigen Welt, jetzt noch bruchstückhaft, aber dereinst in letzter Vollendung, wo er sein wird, alles und in allem. Darauf leben wir in ganzer Erwartung zu.
Nur wer erwartungsvoll lebt, kann noch Erwartungen wecken. Der Glaube lässt neugierig bleiben für unerwartete Möglichkeiten Gottes, für die Überraschungen seiner Liebe.
Durch ihn wird aus Sinnlosigkeit, aus Leere, aus Oberflächlichkeit ewiger Wert und Würde.
Gottes Baustelle – geliebt, getragen, gemeint durch ihn und seinen Sohn Jesus Christus.
Er ist unser Garant, die Statik, der Weg zum Vater, das Ja zu unserem maroden Untergrund. Der Fels auf den wir bauen können.
Mit ihm können und sind wir heimgekehrt. Der Tempel ist errichtet. Wir alle dürfen nehmen von seiner Gnade, von seiner Fülle, von seiner unendlichen Geduld. Er will uns ganz.
Lassen wir uns aufbauen durch ihn, den einzig wahren und echten Grund. Halten wir die Ohren nicht zu, schließen wir nicht die Herzen sondern öffnen wir uns weit, wenn er seine Baustelle in uns und mit uns errichten will.
Ein Tempel, ein Platz wo ihm allein die Ehre gebührt, soll mit und durch uns entstehen. Geben wir ihm täglich unser freies Ja, dass er Grund legen und uns mit der Statik Jesu Christi verbinden kann.
ER segne uns, dass zu unserem Wollen das Vollbringen kommt. AMEN