Laß dich treiben

Sonntag, 01.09.24

Römer 8, 14

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder

Laß dich treiben

Im leisen, sanften Sommerwind, gewiegt von schaukelnden Wellen, im Schatten der Palmen – Sonne, Wind und Meer –  irgendwas treibt uns immer.

die Klavierlehrerin

die Konkurrenz

der böse Chef

oder das Kreditinstitut

Wünsche und Träume, Ideen, Erfolge und Siege treiben uns wie Fehler, Schmerzen und Niederlagen. Wir können es nicht immer steuern. Manchmal schon.

In Römer 8 geht es um 

1. Eine multifunktionelle Energiequelle

die

2. Bewegt, beruhigt und betreibt

3. Befestigt und beflügelt

1. Eine multifunktionelle Energiequelle

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.

Gottes Geist als Energiequelle.

Heiliger Geist, unsichtbar wie mein Geist, meine Ideen, Wünsche, Sehnsüchte oder Träume.

Was uns treibt, ist unsichtbar, doch trotzdem da.

Sorge ist da

Angst ist da.

Freude ist da und

Mut ist da

unsichtbar, aber da.

Man muß nicht als Motivationsguru geboren sein, um an die Kraft der Gedanken zu glauben, die, unsichtbar vorhanden, Welten bewegen.

Die Kunst des Glaubens besteht eher im Sortieren, woher was kommt und wohin es führt.

Gefühl und Idee, Wunsch oder Wirklichkeit ist jeweils verschieden.

Mein Geist und der Heilige Geist sind zwei verschiedene Dinge.

Heiliger Geist Gottes ist deshalb außerhalb und anders, weil er nicht selbstbefangen ist, wie ich es bin.

Mein Geist ist immer auf meiner Seite.

Gottes Geist ist auf Gottes Seite.

Wo dieser Konflikt aufgelöst wird, kann nicht wirklich von Glaube geredet werden.

Ich bin selbstbefangen – Gott nicht.

Selbstbefangenheit führt schnell zur Selbsttäuschung, auch zur frommen Selbsttäuschung. Genau darin liegt der Unterschied.

Gottes Geist beflügelt meinen Geist, will ihn betreiben im Sinne von befeuern, motorisieren, ja sogar leiten.

Nicht ich betreibe mich, sondern Christus in mir.

In diesem christlichen Selbstverständnis liegt die Sicherung, daß nicht mein Geist mit mir durchbrennt, sondern ein kritischer Zweiter zu mir in mir spricht.

Christus in mir ist die Stimme eines anderen.

Gott will mich mit Gottes Geist betreiben, nicht mit meinem eigenen Benzin.

Der Heilige Geist hat die viel größere Fantasie, die tiefere Erfahrung und den nötigen Respekt.

Der Geist Gottes unterscheidet sich von den Rübengeistern der Welt in uns und um uns herum.

ER ist mehr als Dichter und Denker, Entwickler oder Planer, Tröster oder Herausforderer. ER ist schöpferische Kraft.

Gottes Geist ist schärfer als mein Geist.

Gottes Geist ist humorvoller, als mein Geist.

Gottes Geist ist gerechter als meiner.

ER ist liebevoller und auch intelligenter.

Gottes Geist weiß, wozu ich gut bin, wo meine Zukunft und mein Abgrund ist.

Er kennt mich wie kein zweiter und ich mich selbst erst kennenlernen muß.

Es geht um einen Geist, der weiß, warum der Eine eher vollschlank und der andere so weise ist – der große Geist, der alle kennt – die auf der Suche nach sich selbst und die, die sich schon gefunden zu haben glauben, die Gruftis wie die Softis, die Braven und Verrückten.

Gottes Geist will uns betreiben – nicht nur wie ein Motor, der uns anschiebt, sondern auch wie ein Gedanke, der in uns aufkommt, ein Plan, der reift, eine Aufmerksamkeit, die entsteht.

Er ist der Weckruf zum Abenteuer des Glaubens wie auch der stille Trost in der untersten Stufe meiner Einsamkeit.

Im Geist Gottes liegt weit mehr, als mein Geist glauben kann.

2. Er bewegt, beruhigt und betreibt

Die erste Botschaft des Heiligen Geistes ist: Ich muß mich nicht mehr selber finden oder betreiben.

Zu tief bin ich ja sowieso unter mir selbst begraben, zu versteckt in allen Vermutungen, zu verstrickt in meine Träume.

Gott entdeckt mich in Christus – so, daß ich mich selber sehen kann, anders, als ich mich ohne diesen Blick sehen würde, freier, befreit, um ganz genau zu sein.

Es ist ein außerirdischer Blick, der mich in Christus trifft, der Dinge sieht, die ich nicht sehen kann, der mir hilft, aufmerksam zu werden, vorsichtig und wachsam mit mir selbst und allem, was geschieht.

Es geht eben nicht um den Kontrollverlust über mich selbst, sondern gerade ums Gegenteil davon, daß mein Geist wieder so stark wird, daß ich das Gute, das ich tun will, wieder tun kann.

Christus findet mich – nicht um mich zu verbiegen, totzumahnen oder zu erdrücken.

Im Geist Gottes finde ich mich wesentlich attraktiver, als mein Geist finden könnte.

Oft ist diese Strahlkraft in grauer Moral erstickt – selbst im Religionsunterricht.

Gottes Geist funktioniert nicht wie der Fahrplan der Bahn.

Es gibt keinen Kalender, wo man ankreuzen kann.

Er schafft eben keine verbissenen Moralapostel, genauso wenig wie ständig lächelnd singende Heilsmonster.

Wo heiliger Geist ist, kann auch Zweifel sein, ob es wirklich Gott ist, der da spricht.

Der Geist, der in Bewegung bringt, bringt auch die Auseinandersetzung mit allem, was dagegen spricht.

Wo Gott mich bewegt, stürzen felsenfeste Gewissheiten oft mit um.

Ich bin nicht der, der ich sein soll, wenn ich mich ängstlich an alles klammere, was immer schon gut und richtig war.

In Christus durchbricht Gott sein eigenes Gesetz. Er begnadigt Ungerechte.

In Christus liebt Gott Gesindel aller Art.

Somit muß man für möglich halten, daß Gott anders wertet als ich.

Christus stellt mir eine neue Identität zur Verfügung, die Identität eines Gerechten: Kind Gottes.

Ich bin schöner geworden, als ich mich selbst im Spiegel sah.

Ich bin geschönt durch Gerechtigkeit, nicht geschminkt, wirklich.

Gottes Geist weist mich aus, der

3. Befestigt und beflügelt

Getrieben sein als Grundvoraussetzung.

Gottes Geist treibt – klingt ein bisschen gehetzt.

Klar ist, daß es hier vor allem um Bewegung geht.

Wo alles zementiert ist, geht nichts.

Die spannende Frage bleibt, wohin uns der Geist treibt.

Es stoßen immer wieder Menschen zu uns, die meinen, daß gerade in einem Kloster stille Behaglichkeit, ähnlich wie Wellness am Pool, zu finden ist. Genau das ist der Irrtum.

Der Geist, der uns treibt, kann unerträglich sein.

Wenn man die Bibel ernst nimmt, ist der Geist Gottes oft der Problembär Nr. 1.

Abraham und Isaak, Mose, Jesaja, Jeremia… ohne Ende Probleme für alle, die sich haben in Bewegung bringen lassen auf dem Weg Gottes.

Der Weg, den Gott geht, ist der Weg, der gar nicht geht, nicht immer, aber immer öfter.

Wie immer er aussieht, ist er so, daß keiner ihn laufen kann, nicht ohne Anschub, ohne das, was treibt und trägt.

Im Vertrauen allein gelingt es. Nur im Vertrauen gelingt es, den Fuß auf`s Wasser zu setzen wo man doch weiß, daß Wasser nicht trägt.

Es ist der Geist Gottes allein, der uns befestigt, den sicheren Schritt und den Rückhalt gibt.

In seinem Geist gehören wir zur Familie, zur Familie der in Gott Verankerten, der großen Erben. Das Erbe trägt. Das Erbe treibt.

„Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. … Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet. Sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: „Abba, lieber Vater.“

Im Heiligen Geist Gottes sind wir beflügelt. In diesem Sinn empfiehlt Paulus dem Rest der Welt: „Laß dich treiben.“ Amen.

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