Meisterhaft Führen

Luk 6, 39 – 42

Die eigentlichen Experten für Fußball und Politik sitzen am Stammtisch. Da weiß der Karl genau, warum Ronaldo seinen Elfmeter vergeigt hat und deshalb seine Millionen nicht wert ist. Der Fritz überzeugt jeden AfD zu wählen, weil Frau Merkel zu viele Flüchtlinge ins Land gelassen hat, Frau Nahles Betriebe mit dem Mindestlohn in den Ruin treibt und Herr Span zum Organräuber mutiert. Die Intelligenz der Straße feiert ihre Überlegenheit und kommt sich dabei besser vor, als alle anderen.

Es gibt psychologische Studien, die aufzeigen, dass wir Menschen viel schneller die Fehler beim anderen erkennen als bei uns selbst. Im Beobachten des anderen, springt uns regelrecht ins Auge, wo seine Macken sind und der Hase im Pfeffer liegt. Es ist wesentlich einfacher, die Schwächen bei anderen zu sehen, als zu merken, wo bei uns der Butzen sitzt.

Dieses Heuchler-Dasein will Jesus in ein völlig anderes Licht führen.

1. Lehrjahre sind keine Herrenjahre

Ein Jünger steht nicht über dem Meister;

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Für einen Meister gibt es gesunde und nötige Entwicklungsprozesse. Jesus denkt hierarchisch und sieht schöpferisches Wachstum von 0 auf 100. Für ihn ist es nicht diskriminierend, Jünger als Lehrling zu betrachten, die von ihm zu lernen haben. Für die Ausbildung wird ein klares drüber und drunter festgelegt. Jesus drückt damit aus, ich bin der volle Krug, der dich befüllen will.

Ein junger Mann kommt zu einem großen Meister uns sagt: ich habe von dir viel Gutes gehört, kann ich von dir lernen. Bereitwillig gab er seine Weisheiten von sich, wo sich der Jüngling immer wieder einklinkte uns fragte: Kann man das nicht auch anders machen? Nach mehreren Einwänden hört er mit reden auf und blieb stumm. Eine Weile später bat er den jungen Mann ein Glas zu halten, in das er aus einer Karaffe Wein goss. Schließlich lief das Glas über und der Meister setzte nicht ab. Der Jüngling schrie: Hör auf, der gute Wein wird verschwendet. Der Meister sagte: Genauso ist es bei dir. Alles was ich dir beibringen könnte, wäre verschwendet, weil du bereits voll bist.

Wo Jesus auftritt sucht er nicht Besserwisser und Alleshaber, sondern Schwämme die aufsaugen. Als Meister zeichnet er sich dadurch aus, dass in ihm etwas Vollkommenes lebt. Es ist Meister des Überwindens, der auch dann noch lebt, wenn er durch die übelste Finsternis geht. Er ist Meister der Gnade, die dort schöpferisch tätig ist, wo die Erde verbrannt ist. Er ist Meister der Liebe, die in der härtesten Schule, beste Ergebnisse erzielt. Er ist ein Meister in Menschenführung, dessen höchste Aufgabe es ist, Jünger zu fördern, indem er sie fordert, um herrlich werden. „Gott handelt mit Menschen“, dafür lebt er, das will er vermitteln. Der Meister will Vertrauen und Glauben fördern.

Unsere Lehrjahre dienen dazu, unter Christus zu meisterhaften Menschenentwicklern zu werden. Wir lernen, wie wir aus Menschen das herausholen, was sie sein sollen und ihrer Wahrheit entspricht. Jesus will uns beibringen, den Andern unter der Vollkommenheit Gottes zu betrachten, die wir kunstvoll zu entwickeln haben. Er sagt uns: Du bist ein Michelangelo, der aus diesem groben Klotz einen David erschafft. Sieh immer das große Bild vor deinem Auge. Menschen sind für die Ewigkeit geschaffen. Wir werden dafür ausgebildet, sie zu heiligen.

2. Wenn sich der Stift überschätzt

Kann denn ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden nicht alle beide in die Grube fallen? Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, aber den Balken im eigenen Auge nimmst du nicht wahr? Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler!

Solange wir leben, werden wir führen und andere beeinflussen. Wir führen nach rechts und links, nach oben und unten, nach allen Seiten. Wir führen uns selbst, wir werden geführt und wir führen andere. Allein dass wir aufstehen und zur Morgenandacht oder in den Gottesdienst gehen, ist Führung. Wir werden von einem System geführt, das wir für unser gemeinsames Leben geschaffen haben. Dieses System wurde entwickelt, damit Glaube wächst und wir ein Stück auf dem Weg unserer Heiligung weiterkommen.

Wo wir direkt mit Menschen zu tun haben, wird Führen anspruchsvoller. Ohne meisterhafte Führung, schießen wir Böcke ohne Ende. Wer die Prinzipien von Führung nicht lernt, richtet Schaden an, der nicht mehr gut zu machen ist. Jesus sagt: Wer falsch führt, landet in der Grube. Ein absolut hoher Anspruch und hohe Verantwortung, die hier auf menschliches Miteinander gelegt wird. Wo Blinde, anderen den Weg zum Besseren aufzeigen, ist die Katastrophe vorprogrammiert.

Jesus sagt: Wer führt, muss bei sich selbst anfangen. Einfach loslegen, weil einen etwas beim andern geärgert hat, ist ein Bumerang, der einen selbst trifft. Jesus setzt vor die Sofort-Reaktion beim Versagen anderer ein riesiges Stoppschild. Vor der Kritik, vor dem Zuschlagen, vor der Korrektur heißt es Achtung. Zurechtweisung ist eine heilige Handlung, die meisterliche ausgeführt werden muss. Wir sind dafür verantwortlich, dass unser Eingriff zum Heil führt. Wenn das nicht mit höchstem Können ausgeführt wird, geschieht das Gegenteil. Statt gefördert und aufgebaut, wird mehr verletzt und unter Umständen für immer zerstört. Wer an einem David arbeitet, muss sehr gekonnt das wegschlagen, was nicht nach David aussieht. Wer zu heftig auf den Klotz schlägt, hat Schotter statt David.

Meisterhaftes Führen heißt, zuerst sich unter Kontrolle haben. Führen beginnt mit der Frage an sich selbst. Wie klar ist mein Blick?

Was sind die wahren Motive, weshalb ich eingreife?

  • reagiere ich nur, weil ich persönlich verletzt wurde, oder habe ich gelernt fördernd zu kritisieren.
  • Habe ich das gute Bild vom anderen vor Augen, wohin ich ihn entwickeln will, oder lasse ich nur meinen Frust ab, über jemand, mit dem ich mich sowieso schwertue.

Um Splitter und Balken zu bearbeiten warnt Jesus vor Selbstüberschätzung. Er will uns für einen meisterhaften Umgang sensibilisieren.

3. Mit dem Meisterbrief winken

zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen. Wer das alles gelernt hat, der ist wie sein Meister.

Meisterhaftes Führen lernen wir nur beim Meister. Jesus gibt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Kritik zur Meisterschaft gelangt. Wenn du beim anderen etwas erkennst, das zu beanstanden ist, bist du selbst die erste Adresse. Wer auf andere Einfluss nimmt, muss seine wahren Motive kennen. Ihm ist bewusst, was jetzt kommt ist kein Frustabladegespräch und kein Machtdemonstrationsgespräch. Es dient nur einem Ziel, das Verhalten meisterlich in das Bild zu führen, das Gott von ihm hat.

Das eigentliche Problem ist nicht der Splitter, sondern der wesentlich fettere Teil in mir. Wer kein klares Selbstbild hat, kann nicht auf andere zuzugehen.  Wer von sich besser denkt, wird andere erniedrigen. Wo ich nicht selbst unter der Hoheit von Christus stehe, kann ich keinen anderen in die Höhe führen. Wohin sich der andere entwickelt, hängt zuerst davon ab, wo ich stehe. An der Art andere zu führen, spiegelt sich zuerst wer ich bin. Beim Zurechtweisen zeigt sich erschreckend meine wahre Kompetenz. Wer weisen will, braucht freie Sicht.

Wenn wir mit dem Groben bei uns anfangen, ist bereits das meiste geschafft, von dem, was du beim anderen bewegen willst. Wir sind selbst der Schlüssel, um ein vollendetes Werk abzuliefern. Wenn du verwandeln willst, baue zuerst Vertrauen auf, das du brauchst, um einen chirurgischen Eingriff vorzunehmen.

Wenn du Splitter entfernst, stelle niemals die Person selbst infrage. Trenne exakt zwischen der verunglückten Handlung und dem Menschen. Wenn du eingreifen musst, behandle wirklich nur den Splitter im Auge und nicht noch das aufgekratzte Knie. Habe bei allem die positive Entwicklung im Auge, die du einleiten willst. Bin ich auf dem richtigen Weg, dass ein David herauskommt?

Wenn der Splitter dann raus ist, dann ist er raus. Die Behandlung ist beendet, damit Heilung einsetzt. Der Meister setzt sich jetzt nicht ab; er begleitet das gesund werden. Er sieht sich dafür verantwortlich, dass seine Arbeit tatsächlich die gewünschten Ergebnisse erbracht hat. Zu dieser Meisterschaft will Christus seine Jünger führen. Er stellt denen das größte Zeugnis aus, die durch die eigene Veränderung, die Welt verändern.

Daher lassen wir uns in die höchste Ausbildung für Führungskräfte mitnehmen, dass wir das meisterhafte Führen lernen.

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