Jer. 9, 22-23
Wenn ich als Mann Milch kaufen will, habe ich im Kopf, ja ich gehe zu Edeka und kaufe einen Tetrapack Milch. Nun stehe ich vor dem Regal und werde von einer Auswahl mit 20 Sorten erschlagen. Welche Milch nehme ich jetzt? In allen Packungen ist Milch drin, doch ich nehme die mit dem netten Bären und einer Milchkanne auf der grünen Wiese. Die Verpackung ist es, die mir meine Milch als wertvoll erscheinen lässt.
Was macht die Qualität von uns Menschen aus?
1. Sieh´ genau hin
Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums.
Was ist der Mensch? Wer bin denn ich? Was ist unsere Vorstellung, von uns als Gemeinschaft? Woraus definieren wir, wer wir sind. Wächst das Selbstbewusstsein daraus, welche Stellung wir in Politik, Gesellschaft oder Gemeinde haben? Sind wir klug, weil wir ein gutes Zeugnis haben? Oder große Persönlichkeiten, weil wir uns sozial engagieren?
Wir alle spüren doch ganz genau, wie sich das anfühlt, wenn jemand ein großes Gewese um seine Person macht. Da liegt doch Unbehagen in der Luft, wenn sich einer zum Maßstab aller Dinge macht. Ein gesundes Empfinden geht an die Decke, wenn einer sich nur um sich selbst dreht und überall seine Leistungen in Vordergrund stellt. Im Schwäbischen stößt uns dieses Verhalten als „ehrenkäsig“ auf.
Liegt unser Wert wirklich in dem was wir leisten, und nach außen darstellen? Sind wir wirklich nur der Körper, in dem wir geboren wurden, mit dem wir uns recht und schlecht über diese Erde schlagen? Wertschätzung und Anerkennung sind lebenswichtig, doch geht es nur darum gesehen zu werden?
Was wäre, wenn unsere Sicht auf das Leben und das was wir sind viel größer sein darf?
Wie würde sich das Anfühlen, wenn dein eigentlicher Wert in einen Rahmen gestellt ist, den du gar nicht wahrnimmst, wie die Milch, die ihre Verpackung nicht von außen sieht?
Gott ist der Rahmen für das, was und wer wir sind. Du bist mehr als nur der Wert, den du dir selbst geben kannst.
2. Bewundere den Rahmen
…wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin,
Da ist einer, der sieht dich nicht nur als Mensch mit Schwächen und Stärken, sondern er betrachtet dich als einen Träger der Gottesoffenbarung. Du bist Mittel zum Gotteszweck.
Du hast keinen Selbstzweck, der sich in den 80 Jahren deines Erdendaseins bestmöglich erfüllen soll, du bist der Servierteller für Gottes Geheimnisse.
Wir sind die Spielfigur, mit der der Schöpfer seine Schöpfung erschafft. Wir sind sein Wort, das durch uns Mensch geworden ist. Wo ich Gott kenne, erkenne ich mich nicht nur als Mensch, sondern in dem Gott in mir.
Willigis Jäger beschreibt:
„Wir sind göttliches Leben, das diese menschliche Erfahrung macht. Wir sind göttliches Leben, dass sich verkörperlicht hat, das Mensch geworden ist. Das ist die Botschaft von der Menschwerdung Gottes in Jesus. Wie in Jesus ist dieses göttliche Prinzip auch in jedem von uns Menschen geworden.“
„Gott kreiert sich selbst in jedem Augenblick. Er kreiert sich in jedem Geschöpf.“
Klugheit ist nicht menschliches Wissen, sondern Gott zu kennen, im Sinne von erkennen und eins werden. Wo wir uns nicht als Gottesereignis erkennen und rein als Mensch mit Fleisch und Blut sehen, ist das die Zielverfehlung, die die Bibel meint. Hier trennen wir den Menschen von Gott und machen aus ihm eine Ohne-Gott-Person. Den Menschen, ohne seinen Rahmen zu sehen, in den er eingebunden ist, ist die eigentliche Sünde. Ich lästere Gott, wenn ich sage: Ich bin ein Mensch. Damit würde ich Gottes Menschwerdung leugnen.
Wir rühmen uns dessen, dass wir Gott kennen; den Gott, der sich an uns und in uns ereignet.
3. Drehe den Spieß um
… rühme dich dessen, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR.
Wenn ich mich als Wirkung Gottes erkenne, erfahre ich die Gnade, unter der mein Leben steht. Ich werde damit vom Macher zum Diener. Gott dient den Menschen, durch mich. Gott gibt und schenkt aus Gnade. Damit sind wir Träger von Kecharismai. Mit Kecharismai schüttet Gott durch uns seine Gaben auf die Welt. Menschen, die in ihrem Menschsein ausgebrannt sind, erfahren Barmherzigkeit.
Wir sind der Schoß, in den die Wunden der Welt gelegt sind. Wir üben Gerechtigkeit aus, in der Menschen die Gnade erfahren, dass sie schon immer von Gott ausgegangen sind und auf ihn bezogen waren.
Wir stellen Menschen wieder in ihren Rahmen, aus dem sie gefallen sind. Wir heilen Zerrissenheit, die da entstanden ist, wo wir uns nur als einen Teil von Gott gesehen haben.
Thomas von Aquin sagt: Gott gibt es nicht in Teilen, weil er nicht nur mit einem Teil seiner selbst gegenwärtig sein kann. Er ist mit seiner Wesenheit (Essenz) in allen Dingen. Er offenbart sich als jedes lebendige Wesen, und ist das Wesen eines jeden Menschen.“
Das ist das Geschenk von Kecharismai, das uns anvertraut ist. Liegt darin nicht die Antwort auf die Fragen, die uns gerade in die Enge treiben? Was geschieht, wenn wir den Spieß umdrehen, uns nicht noch mehr in unseren menschlichen Zwängen auflösen, sondern uns an unseren Namen erinnern? Haben wir hier nicht ein Kecharismai Zentrum, mit dem Gott unsere Wunden und die Wunden der Menschen heilen will? Würde es Gott nicht gefallen, wenn wir erkennen, zu welcher Gnadengabe wir berufen sind und unser Kecharismai lieben?
Wie wäre es, wenn wir so klug sind und uns dessen rühmen, der uns den Rahmen gibt, der unseren Wert ausmacht?
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