2. Kor. 1, 3-7 – Br. Theophilos
Für ein kleines Kind ist die Welt noch in Ordnung. Es macht sein Spiel und freut sich über jedes winzige Lächeln. Es spielgelt die Ursprünglichkeit von Liebe und Vertrauen, das es empfängt und gibt. Im Laufe der Zeit kommen Lebensschläge und Enttäuschungen, die es zu verdauen gilt. Um das zu überleben, legt sich jeder auf seine Weise einen Schutzpanzer zu. Ich ziehe mich zurück oder kämpfe wie ein Wilder, um nicht unter die Räder zu kommen. Das, was da draußen passiert, macht mich immer härter und wird als Bedrohung für unser Innenleben gesehen, das es zu schützen gilt.
Der heutige Text will uns ermutigen, das, was uns gewöhnlich als unangenehm und als lästig begegnet, mit ganz neuen Augen zu sehen.
Wir schauen darauf,
- wie Schläge zum Spiel gehören,
- sie persönlich genommen werden dürfen
- für jeden eine heilsame Absicht haben
- und den edelsten Kern in uns freilegen.
1. Wenn die Schale hart geworden ist
Denn die Leiden Christi kommen reichlich über uns …
Das fühlt sich nicht gut an, was da auf dem Beipackzettel unseres Lebens steht. Das Fahrzeug, mit dem wir unterwegs sind, wird mit Leiden getankt. Krebs, Krieg, Naturkatastrophen, Zoff zwischen besten Freunden, Altersbeschwerden, haben wir automatisch zu unserer Erdenreise mit gebucht. Nicht ab und zu, nicht unter bestimmten Umständen, sondern reichlich und für alle.
Leiden sind keine Ausrutscher der Schöpfung, die danebengingen; im Gegenteil, sie gehören zum Plan: „Und alles war sehr gut!“
Damit hat mein Leiden mit mir zu tun. Der Mensch leidet niemals an der Welt, sondern immer an der Bedeutung, die er der Welt und sich selbst gibt. Leiden will Gutes. Leiden hat einen schöpferischen Zweck. Wo ich meinen Schmerz als Leiden Christi erkenne, kann ich niemand anders dafür verantwortlich machen.
Gerne zeigen wir mit Finger auf andere, dass sie schuld dafür sind, dass es uns so dreckig geht. Weil Putin sich als Aggressor aufspielt, werden wir von Flüchtlingen überschwemmt und steigen die Energiepreise ins Unerträgliche. Weil eine Regierung harte Pandemieauflagen verordnet, geht die Wirtschaft in die Knie. Alles nachvollziehbare Argumente, die jedoch nur die Oberfläche steifen.
Wo ich jedoch eine Beziehung zum Leiden Christi entwickle, ist alles was mir widerfährt, meine persönliche Krise.
Alles was scheinbar da draußen passiert, hat mit mir zu tun. Das Leid der Welt will vollkommen vom mir integriert werden. #Dieser Kelch will von uns ausgetrunken werden, mit dem einen Zweck, dem größten Geheimnis unserer Erdenreise näherzukommen.
Dazu…
2. brauchts den Nussknacker
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes,
…wir werden reichlich getröstet durch Christus.
Den bitteren Kelch austrinken hat mit Gottes-Offenbarung zu tun. Dort wo Menschen in ihrer Ohnmacht ankommen, steigt das große Halleluja von Händel auf.
Leiden schafft eine heilige Verwandlung meiner Person, in der Christus Mensch wird.
Wo die menschliche Schale knackt, fallen wir in den Schoß der Barmherzigkeit. Damit wächst das Vertrauen, sich in den Ausnahmezuständen, in Gott fallen zu lassen. Der Gott allen Trostes, ist der Christus, der im Menschen aufersteht.
Das Leben braucht diesen Nussknacker, um die Gottesherrschaft auf die Erde zu bringen. Gott zeigt sich in seiner ganzen Leidenschaft, die am Menschen all das wegschälen will, was nicht seiner ursprünglichen Schöpfung entspricht. Die Barmherzigkeit zeigt sich darin, dass selbst das unverständlichste Leid, Heilsames im Auge hat. Putin nur zu verteufeln, zeigt meine Auflehnung gegen die Heiligung, die an mir geschehen will. Den Buhmann auszumachen, einen Schuldigen zu suchen offenbart meine Unbereitschaft, mich von dem Schicksal, das Gott für mich bereitet hat, verwandeln zu lassen. Durch Christus reichlich getröstet werden, serviert uns in der bittersten Pille sein Heil.
Wo wir uns nicht unserer eigenen Krisen und die der ganzen Welt stellen, und erwarten, dass sich der andere ändert, verhindern wir das Lob, das in uns aufsteigen will.
Gottes Sache wird dort herrlich hinausgeführt werden, wo ich einen Krieg persönlich nehme, …
3. um meinen weichen Kern freilegen zu lassen
Werden wir aber bedrängt, so geschieht es euch zu Trost und Heil; werden wir getröstet, so geschieht es euch zum Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil.
Wir dürfen im Schmerz etwas Einzigartiges lernen. Wir sind hier auf dem „Liebe-Lern-Planet“ angekommen. Alle Wege führen nach innen, wo sich das Geheimnis des Reiches Gottes offenbart.
Wir werden von außen in die Zange genommen, wir werden ausgepresst wie eine Zitrone, damit purer Extrakt übrigbleibt.
Jedes Unglück, jeder finanzielle Engpass, der mich unter Druck setzt, all die viele Arbeit, die mich erschlägt, geschieht um meinetwillen.
Wir dürfen uns von dem Gedanken lösen, da draußen herrschen unmögliche Zustände, die mir das Leben schwer machen.
Da draußen geschehen genau die Ereignisse, die ich brauche, dass Christus an mir sichtbar wird.
Die Barmherzigkeit verpasst mir genau die Dosis, die es braucht, Gott zu erkennen. Die Volldröhnung dient meinem Heil. Die harte Nuss will zermürbt werden, um an den Tempel des Heiligen Geistes zu kommen, der ich bin. Gott bricht uns auf, um das Himmelreich sichtbar zu machen, das er in uns gelegt hat. Um zu Christus-Naturen zu werden, gilt es das schöpferisch Aufbauende im Leiden zu erkennen.
Wo ich mich gegen dieses Zerbrechen wehre, verschließe ich mich der heiligen Verwandlung, die an mir geschehen will. Wo ich nicht selbst diesen tiefen Trost erfahre, kann ich anderen nicht zum Tröster werden. Wo ich mich nicht dem Druck stelle, der auf mir liegt, und andere dafür verantwortlich mache, bleibt das Heiligste hinter meiner harten Schale.
Die Passionszeit lädt uns ein, anzuschauen, was mich auf die Palme bringt und sich jetzt aufbrechen lassen will. Sie will in uns die Bereitschaft wecken, im Feuer stehen zu bleiben, bis die Schale verbrennt, und der edle Kern sichtbar wird. Aus uns will sich das Heiligste offenbaren – lassen wir unsere Nuss knacken!
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