Römer 8, 28-30
Denken wir nicht alle, wenn uns das Leben Prügel in den Weg wirft – „muss das jetzt auch noch sein?“ Lieber Gott, was denkst du dir denn dabei, einer eh geschwächten Bruderschaft, die ganzen Umbrüche mit Altenheim, Blumenhaus und Mühlensanierung zuzumuten? Siehst du nicht, dass wir auf dem letzten Loch pfeifen, hinten und vorne nicht mehr rumkommen und dann auch noch mit gesundheitlichen Beschwerden geplagt werden? Kannst du nicht ein bisschen gnädiger mit denen umgehen, die sich eh schon ein Leben lang alle Beine herausgerissen haben?
Was, wenn das ein Geschenk an uns ist?
1. Bekommen statt genommen
Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.
Wer sagt, der Krieg in der Ukraine ist schlecht? Woher kommt die Meinung: Lieber reich und gesund als arm und krank? Warum sagen wir nach einem Großbrand: Wir haben alles, was uns lieb und wert war verloren? Wieso haben wir Angst vor der Zukunft, wenn wir jetzt keine Lösung für unsere Überforderung haben?
Kann es sein, dass wir mit unserer aktuellen Bewertung von Gut und Böse an der Realität vorbeischrammen?
Wir fühlen uns mies, wenn uns das Geschäft über den Kopf wächst. Der Ärger kocht in den Adern, wenn uns ein Mitarbeiter schon wieder eine Krankmeldung serviert. Die unerträglichen Umstände hauen voll aufs Gemüt, dass unser Organismus streikt.
Stellen wir uns einmal vor, wir fällen keine Urteile mehr, über dem, was uns widerfährt? Ziehen wir einmal unsere Wertung zurück und sagen nicht, das ist schlecht, sondern nur – das ist so. Wäre es dann nicht ein Zustand, wie wenn mir der Ober gerade eine Tasse Kaffee serviert? Die Belastung empfinde ich doch sehr stark durch meine Einstellung zu einer Sache.
Was wäre dann ein Problem? Die Definition von Problem heißt: Das uns zur Lösung Vorgelegte.
Paulus sagt: Wir wissen, dass alle Dinge dienen. Gott lieben und voll im Leben stehen heißt, alles was mir widerfährt, dient mir.
Alle Dinge, ob ich sie als angenehm oder unangenehm empfinde, sind Schöpfung. Alle Dinge dienen dem Segen.
Wir sind Kecharismai, die von Gott Beschenkten, mit allem, was uns vor die Füße kommt. Die menschliche Wertung darüber, lehnt doch nur ab, was wir nicht annehmen wollen. Alle Dinge dienen, nimmt uns die Angst, uns könnte etwas genommen werden. Wir sind in allem Bekommende.
2. Dein Mist gibt alles
Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.
Stelle dir jetzt mal dein fettestes Problem vor. Fühle richtig schön in den Schmerz und in die Überforderung hinein. Lass in dir alles aufstehen, was dich daran nervt. Spüre all das was dich fertig macht, was dich auslaugt und mürbe macht und komme nun von der Vorstellung: Das alles will mir dienen!
Das scheinbar Unmenschliche ist das Göttliche. Hinter all dem, läuft ein unsichtbarer Heilsplan ab. In all dem was wir als ungemütlich empfinden, rumort Gott in seiner ganzen Leidenschaft.
Gott kann nicht anders als sich zu verherrlichen. Er muss das menschliche Selbermachen-Wollen, so unter Druck setzen, bis die harte Schale platzt und der göttliche Kern freigelegt wird. Dahinter steht der Plan: sie sollen dem Bild seines Sohnes gleich sein. Alles gleicht dem Leidensweg zur Erlösung. Gott hat vorherbestimmt, dass wir seine Söhne und Töchter sind, deren Bruder Christus ist. Das ist seine Realität, die er mit allem schafft. Alles dient der Umwandlung in Herrlichkeit.
Reich Gottes ist nicht irgendein unsichtbarer Raum jenseits der Erde, sondern umfassend alles Sichtbare und Unsichtbare, alles Vergangene und Zukünftige. Alles was ist, ist Ausdruck Gottes.
Alles ist dazu bestimmt, berufen, gerecht und herrlich gemacht, um Reich Gottes dazustellen.
Nicht in irgendeiner Zukunft, sondern jetzt. Wir sind jetzt berufen, gerecht und herrlich gemacht, was er mit all den uns widerfahrenden Umständen offenbaren will.
3. Liebe deine Knüller
Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.
Das Beste liegt im für uns Unmöglichen. Es ist ein Paradoxon, das zur Herrlichkeit führt.
Das Beste beginnt mit einem Ja zu dem, was meinen Verstand voll ins Rotieren bringt. Dass ich in der Tiefe gerecht und herrlich bin, kann nur da aufleuchten, wo ich ein Ja zu der Auflösung von meinem Urteil über das Leben finde.
Weil wir uns als Menschen so schwertun, uns als Söhne Gottes und Bruder von Christus zu sehen, braucht es die harten Geschütze, um uns an unseren schöpferischen Kern zu bringen. Liebe dein Schweres, für dein Bestes. „Im Ja zum Willen Gottes, verliert das Leiden seine Macht.“ Gott zu lieben heißt: Ich nehme mein Urteil zurück.
Es geht nicht darum, wie ich über die Sache denke. Sobald ich etwas meiner Bewertung unterziehe und sage, dass Flüchtlinge ins Haus kommen, ist gut, dass wir unsere Gärten nicht mehr bewirtschaften können, ist schlecht, entziehe ich mich dem Gottesdienst an mir.
Gott zu lieben ist die Verwandlung zu lieben, die an mir geschieht, über dem, was ich nicht verstehe. Wo ich nichts mehr ausklammere, und alles integriere beginnt meine Heiligung.
Wie will mir etwas zum Besten dienen, wenn ich es von Grund auf ablehne? Im Schwersten will sich mein Heil offenbaren. Ist es da nicht sinnvoll, bei allem was mir gerade passiert mit der Frage unterwegs zu sein: Welches Geschenk liegt in diesem Übel?
Was könnte, wenn ich mein Urteil zurücknehme und Gottes Urteil über mir geschehen lasse, an Göttlichem in allem Menschlichen sichtbar werden? Daher: Liebe deine Knüller und mache aus Mist eine Torte.
Eine Antwort
Lieber Bruder Theophilos,
danke.
Du wirfst immer wieder Sichtweisen auf, die ich so noch nicht gesehen habe und sie tun immer sehr gut.
Du hast eine wunderbare Gabe, in die Tiefe zu schauen.
Seid gesegnet in Christus
Liebe Grüße Ekkard.