Br. Theophilos 07.08.22 – Mark. 12, 41-44
Wie viele von uns wären lieber reich und gesund als arm und krank? Ist es nicht so, dass unsere Beziehung zum Geld eher krank als gesund ist? Jeder braucht es, und die meisten haben trotzdem zu wenig, um sorglos über die Runden zu kommen. Von den Reichen können wir das Sparen lernen, sagt der Volksmund.
Jesus macht ein interessantes Fass auf. Schaut, wie arm die scheinbar Reichen sind und wie reich die Arme ist. Er zeigt auf, weshalb es die wenigsten schaffen, wirklich reich zu werden.
1. Warum mehr geben als nötig?
Viele Reiche legten viel ein. Sie haben alle von ihrem Überfluss eingelegt;
Die Opferbüchse als Herzensbarometer, was für ein merkwürdiges Spiel. An dem, ober der Kasten klappert oder fast unhörbar bleibt, weil Scheinwerfer geräuscharm sind, wird eine Spendentruhe zum Offenbarungseid. Hundert Euro gegenüber fünfzig Cent sind für uns ein himmelweiter Unterschied.
Jesus sieht auch den Unterschied, jedoch einen völlig anderen.
Wo unsere Augen mit dem Dollarzeichen blinken, wenn sie große Scheine sehen, sieht Jesus darin nur Peanuts, nur Almosen. Diese scheinbar Viele ist nichts. Für den Reichen, der es gegeben hat, ist das ein Nasenwasser.
Er fühlt sich gut, seinen Einsatz gönnerhaft zu demonstrieren, doch was er gibt, berührt ihn nicht. Er gibt Geiz. Er gibt ein zugeknöpftes Herz. Er gibt ein ängstliches Gemüt, das tunlich darauf bedacht ist, sich nicht zu verausgaben. Er gibt sich als kühner Kalkulierer, der sauber auf seine Sicherheiten achtet, um nicht zu verlieren. Er sagt dem Leben knallhart: Bis hier her spiele ich mit, doch da ziehe ich meine Grenze. Liegt dahinter nicht die Gewerkschaftsgesinnung: Ich gebe nur was ich muss! Ich verausgabe mich nicht, um meine Kräfte zu schonen.
Wollen nicht alle das pralle, satte Leben, das Jesus immer verheißen hat und wundern sich oft, wo dies nun wirklich bleibt? Liegt vielleicht der Knackpunkt genau an der wunden Stelle, wie wir bereit sind uns hinzugeben?
Jesus will uns den Weg zu wahrem Reichtum zeigen, doch der geht nicht, wenn wir irgendetwas zurückhalten.
Da geht noch mehr. Er will alles!
2. Die heilige Vermehrung
Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein;… diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.
Ein Minibetrag ist der Schlüssel zum Glück. Wenn der Gotteskasten das Sinnbild für Himmelreich, oder Leben in vollendeter Fülle ist, gibt die arme Witwe sich. Sie gibt kein Geld, keinen materiellen Wert, sondern ihre nackte Existenz.
Sie gibt alles was sie ist und hat. Sie geht auf volles Risiko. Sie hält kein Fünkchen Sicherheit zurück. Da ist kein Bonuspunkt mehr, mit dem sie am nächsten Morgen ihre Brötchen einlösen könnte. Hingabe total. Ich gebe alles und erwarte alles.
Dazu eine Geschichte: „Es lebte eine weise Frau in den Bergen. Eines Morgens fand sie einen äußerst wertvollen Stein im Geröll eines Baches. Wenig später traf sie auf einen hungrigen Wanderer. Als sie ihren Rucksack öffnete, um einige Brote herauszuholen, fiel der Blick des Wanderers auf den Stein. Er hatte noch nie solch etwas Traumhaftes gesehen. Spontan schenkte die Frau ihm diesen Stein. Der Wanderer brach bald darauf wieder auf. Durch den Verkauf des Steines, würde er so viel Geld bekommen, dass er nie mehr arbeiten bräuchte. Aber nach ein paar Tagen kam er zurück und suchte diese weise Frau. Er gab ihr das Juwel zurück und erklärte: Ich weiß, wie unendlich wertvoll dieser Stein ist. Ich gebe ihn dir zurück in der Hoffnung, von dir etwas viel Wertvolleres zu bekommen. Ich wüsste gerne, was es dir ermöglichte, mir diesen Stein zu schenken.“
Viele wollen ihr Leben im Überfluss genießen, doch der eigentliche Sinn von Überfluss entgeht den meisten. Es bedeutet nicht alles festhalten, sondern wegfließen lassen.
Wir haben uns dem Namen Kecharismai gegeben. Wir sehen uns als die von Gott Beschenkten und total mit Gott Ausgefüllten. Unser Sein ist die Gottesfülle die fließen, segnen und sich vermehren will. Je radikaler wir uns hingeben, umso mehr Gottesgegenwart kommt in die Welt. Das ist Leben und Himmelreich von dem Jesus spricht.
3. So geht reich
Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben.
Was hier passiert geht gegen jegliche menschliche Logik. Es ist das Wechselspiel von hingeben und zusammenhalten. Das rationale Denken hält fest, wenn wenig da ist. Das glaubende Herz, sieht das was es hat als Geschenk, das es weitergeben kann. Hier gibt es kein Mangeldenken.
Wer sich als ein von Gott Beschenkter betrachtet, sieht auf das, was er jetzt hat und wirft das alles in den Ring. Er dient mit dem viel oder wenig des ihm Anvertrauten. Dabei betrachtet er sich als die höchste Gabe, die er hingibt, um sie in die Wirkung des Segens zu stellen.
Je mehr ich mich hingebe, umso mehr fließt, umso mehr empfange ich. Im Dienen lebe ich in der Haltung: Es ist alles da! Ich verschenke, was mir in die Hände gelegt ist.
Wo ich das Geringste zurückhalte und sage: Ich habe nicht so viel, ich muss mit meinen Kräften haushalten, ich bin so fertig und erschöpft, betrüge ich mich um den Überfluss, der mir zufließen will. Reich Gottes kennt keinen Mangel.
Kann es sein, dass der Mangel, den wir in verschieden Bereichen erfahren, eine Einladung ist, das anzuschauen, was wir noch festhalten?
Gibt es Dinge, die ich nicht bereit bin hinzugeben, und dadurch das himmlische Vermehrungsprinzip ins Stocken bringe?
Selbst hochrangige Theologen der katholischen und evangelischen Kirche, diskutieren darüber, ob es nicht an der Zeit ist, jahrhundertelange Traditionen loszulassen und sagen öffentlich: Es wird nicht mehr so werden, wie es war. Habe ich noch den Glauben, dass ich jetzt alles habe, um es in den Gotteskasten zu werfen?
Jesus will unser Reichtumsdenken auf einen höheren Level heben. Er will uns unseren Reichtum bewusst machen, der wir selbst in unserer Hingabe sind.
Er will uns ins Vertrauen locken, um seine Herrlichkeit in aller menschlichen Begrenzung aufzurichten.
Lasst uns entdecken wie reich arm sein wirklich ist.
Eine Antwort